Gottes vergessene Eigenschaft der Allmacht, oder wie Gott relevanzlos wurde
Du König vertraut auf Deine Macht, uns jetzt zu Tode foltern zu können, wir aber vertrauen auf den allmächtigen Gott =in omipotente Domino!“, spricht der fromme Märtyrer (vgl:2. Mackabäer 8,19) Worin besteht nun die Allmacht Gottes? Daß Gott „die ganze Welt mit einem Winke zu vernichten mag.“ (8,19) Der Gott, der alles „ex nihilo fecit= aus Nichts erschaffen hat, (7,28) kann als Allmächtiger auch alles so Geschaffene wieder nichten! Gott realisiert nicht alles, was er kann, die Allmacht bezeichnet eine Potentialität Gottes: Er kann seine Schöpfung erhalten, indem er sie vor der Selbstnichtung bewahrt aber er kann sie auch völlig nichten.
Was bedeutet dann dies Vertrauen auf den Allmächtigen? Daß der fromme Mackabäer weiß, daß Gott ihm das Leben, das er nun verliert, weil er nicht bereit ist, gegen die Gesetze Gottes zu verstoßen bereit ist, wiedergeben kann und dann nicht nur ein weiteres endliches Leben sondern ein ewiges.Da der Allmächtige auch der gerechte Gott ist, setzt der Märtyrer auch darauf, daß Gott ihm seinen Gesetzesgehorsam auch lohnen wird mit der Gabe des ewigen Lebens.
Da Gott als allmächtig geglaubt wird, kann der Fromme ihm auch alles Gute zutrauen, denn Gott kann alles, was er will auch an Gutem. Ganz anders sieht es mit den guten Menschen aus, die selbst wenn sie das Gute wollen, es dann nicht realisieren können. Bertold Brecht widmete dieser Ensicht ja sein bekanntes Theaterwerk: „Der gute Mensch von Sezuan“. Aber so ein allmächtiger Gott ist auch bedenklich gefählich: Er könnte ja seine ganze Schöpfung vernichten, er könnte ja...
Die Geschichte der Menschheit ist eben immer auch eine des Versuches der Kontrolle der Macht von Menschen über Menschen.Die Beherrschten wollten Rechte gegen den sie Beherrschenden, ja Freiheit scheint es doch nur zu geben, wenn jegliche Art von Fremdbeherrschung verschwunden ist, wenn vielleicht sogar das Ideal der Selbstbeherrschung dekonstruiert wird, weil auch sie die individuelle Freiheit limitiere. Gott als der König, als der Pantokrator, als der Allmächtige, wie läßt der dann noch den Menschen einen Freiraum, selbstständig zu leben. Die Abkehr von der Allmcht Gottes ist so gesehen nur die Rückseite des wachsenden Vertauens in das Vermögen von uns Menschen. Das, was gut ist, kann die praktische Vernunft hinreichend erkennen und der sich selbst beherrschende Mensch kann dann auch das als gut Erkannte, verwirklichen. Das Projekt der Moderne lebte geradezu aus diesem Vertrauensglauben. Der Schrecken des 1.Weltkrieges brach diesen Vertrauensglauben in der ganzen westlichen Welt zum Wanken, aber in Rußland starteten die Bolschewisten den letzten großen Versuch, dies Projekt zu realisieren.
Jetzt ist der moderne Vertrauensglaube auf den Menschen in der Postmoderne endgültig versiegt, aber dieser Verlust führt nun nicht zu einer Rück- oder Umkehr zum Vertrauen auf den allmächtigen Gott. „Der Herr der Ringe“ mit seiner Zentralaussage, daß die Macht, auch wenn sie nur zum Guten gebraucht werden würde, zu einem Negativen würde, fällt auf weit mehr Zustimmug nach der Erfahrung totalitärer Machtentfaltungen. Wenn nun aber Gott nicht mehr als der Herr der Heerscharen, das ist ein militärischer Begriff, und auch nicht mehr als der Allmächtige geglaubt wird, was kann er dann für uns noch sein? Es bleibt ihm nur noch die Rolle des machtlosen Moralisten, der als Liebe zu uns sagt: „Liebt Euch doch!“, der sich nur noch ereignet, wenn Menschen zueinander sich human verhalten.
Wer das für eine Übertreibung hält, der achte einmal darauf, wie heute Gott in den Reden und Texten der Kirche noch wirklich vorkommt.In den liturgisch vorgegebenen erscheint uns noch der allmächtige Gott, wo aber diese Texte aktualisiert werden, da wird ihm fast nur noch eine Appellfunktion zu einem moralischen Handeln zugebilligt.Das Gute zu realisieren, das soll dann unsere Aufgabe sein. Am deutlichsten wird das im Gerede von der „Schöpfung Bewahren“. Nur der, der die Welt erschaffen hat, kann sie bewahren aber auch nur er kann sie auch nur vernichten, aber beides maßen sich Menschen nun an in ihrem Umwelt-schutzaktivismus. Kann denn einem nichtallmächtigen Gott noch irgendetwas Gutes zugetraut werden?
Jesus Christus konnte und kann Menschen als und nur als Allmächtiger helfen, Kranke heilen, Tote zum Leben erwecken und nur als Vollmächtiger Sünden vergeben.Nur da er als der Sohn Gottes am Kreuze für uns starb,konnte er unser Sühnopfer sein, als Nurmensch, machtlos wie wir, wäre er nur ein Morallehrer gewesen konkurrierend mit den zeitgenössischen Lehrern. Vollmächtig hätte er so nicht lehren können,denn diese Vollmacht ist seine Teilhabe an der Allmacht Gottes.Wenn aber Gott nicht mehr die Allmacht zugeschrieben wird, dann kann uns Jesus von Nazareth auch kein Erlöser mehr sein. Als ein Entmachteter wäre er so nur noch ein rein menschlicher Lehrer unter vielen anderen, aber eben nicht mehr.
Corollarium
Das Theodizeeproblem kann auch nicht gelöst werden, wenn Gott die Eigenschaft der Allmächtigkeit abgesprochen würde, denn Gott würde dann nicht mehr als Gott gedacht.
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