Der christlich- jüdische Dialog oder ein Beitrag zur Selbstzerstörung der Katholischen Kirche
Wenn man diesen Dialog an seinen Früchten messen würde, dieser Dialog müßte als eine der größten Fehlleistungen der nachkonziliaren Kirche beurteilt werden. Die Form des Dialoges ist nun mal aus sich heraus nicht gerade wahrheitsfördernd, denn der Dialog wird immer präfiguriert aus dem Spannungsverhältnis von der Liebe zur Wahrheit zu dem Gebot der Nächstenliebe: „Das ist wohl wahr, aber so darf man es dem Gegenüber doch nicht direkt sagen!“ Die Höflichkeitskultur generiert sich aus dieser Spannung und zeigt, wie um der Nächstenliebe willen die Wahrheit eben mal zurückzustellen ist. Das Besondere des christlich-jüdischen Dialoges ist nun, daß der Christ sich in ihm stets auf der Anklagebank positioniert wird wegen des Vorwurfes, daß irgendwie die christliche Religion und die Kirche eine Mitschuld an Auschwitz trüge, daß irgendwie die Kirche von Anfang an die Juden diskriminiert hätte und das gipfelte dann im Holocaust.
Der Kath de Artikel: „Wie eine Theologin mit 98 Jahren ein neues Jesusbild prägen will“ vom 23.9.2024 ist ein wahres Musterbeispiel für die Früchte dieses so gearteten Dialoges. Es wird gefragt, warum den die Kirche von Anfang an die Juden verfolgt habe.(Daß der hl. Stephanus durch Juden gesteinigt wurde und der Apostelfürst Paulus seine Verhaftung jüdischen Anklägern verdankt, wird dabei geflissentlich verschwiegen.) So lautet nun die Antwort: „Teil eins der Antwort– die vermeintliche jüdische Schuld am Tod Jesu– wurde mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil aus der Lehre der Kirche verbannt.“ Ich kenne keine Stelle, in der das 2.Vaticanum die Schuld der Juden an der Kreuzigung Jesu verneinte und das ist auch gar nicht möglich, da eindeutig die vier Evangelien diese Schuld bezeugen!
Pontius Pilatus sagte, daß er unschuldig sei an dem Blute Jesu, er erkenne keine Schuld an ihm. Darauf erwiderten die Juden: „Da rief das ganze Volk: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.“ (Mt 27,24f) Die Aussage ist eindeutig: Wir übernehmen die Schud an dieser Kreuzigung, da Pontius Pilatus sie nicht übernehmen wollte. Nicht darf hier das „ganze Volk“ überlesen werden, das „ganze“ und nicht nur ein Teil von ihm nahm die Schuld auf sich. Problematisch ist nun aber die Ausdeutung der Aussage: „und unsere Kinder“. Zu fragen ist, ob darunter nur die zu diesem Zeitpunkt lebenden Kinder gemeint sind oder alle Kinder, auch die noch kommenden. Der Begriff des ganzen Volkes legt es nahe, hier alle Kinder, auch alle zukünftigen zu verstehen, denn diese zukünftigen gehören zum Ganzen eines Volkes.
Dies evoziert die Anfrage, ob denn überhaupt die damals lebenden Kinder und dann gar noch die später erst geborenen verantwortlich für die Kreuzigung Jesu Christi sein können. In einem strafrechtlichen Sinne ist das eine Unmöglichkeit. Nur, wie ist dann die Aussage zu verstehen: „Wir haben den 1.Weltkrieg verloren“? Die Deutschen, die wie auch immer für diese Niederlage verantwortlich, leben längst nicht mehr, aber warum können wir Jetzigen dann sagen: „Wir haben diesen Krieg verloren“? Das „Wir“ bezeichnet dabei unser deutsches Volk, zu dem wir Jetzigen als eine Teilmenge gehören, und deshalb ist diese Niederlage auch die unserige. Das Volk wird dabei begriffen als ein Subjekt, als ein Ganzes, sodaß die ganze Geschichte unseres Volkes immer auch die jedes einzelnen Deutschen ist als ein Glied des Ganzen. Ich sage ja auch nicht: „Meine Hände tippen diesen Artikel und somit ich nicht, denn nur Teile von mir schreiben ihn!“Nein, das Zeugnis der Bibel benennt die Schuld des jüdischen Volkes an der Kreuzigung Jesu Christi. Eine pure Höflichkeitslüge ist dagegen die Verneinung dieser Schuld.
„Problematischer sei der zweite Teil: die Beschuldigung, den Messias nicht empfangen zu haben.“ Der Unglaube sei die Schuld der Juden. Was antwortet nun diese Dialogerin? „Wenn Christen erkennen, dass Jesus ein gläubiger Jude gewesen sei und auch die frühen Christen ihn nicht als Gott verehrten, werde eine neue, revidierte und pluralistische Christologie möglich, ist sie überzeugt. "Jesus ist nicht der einzige Weg zum Vater. Er ist ein Weg, der offen ist für andere Wege." Eine erneuerte Christologie, die den Fokus Jesu auf die Herrschaft Gottes und nicht die Herrschaft der Kirche lege, mache den Weg frei für einen "authentischen Dialog" mit dem Judentum und anderen.“
Das ist die bittere Frucht des christlich-jüdischen Dialoges. Wir Christen geben unseren Glauben auf, um der Synagoge zu gefallen.Jesus sagt eindeutig: „damit alle den Sohn ehren,wie sie den Vater ehren.Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht,der mich gesandt hat“. (Joh 5,23) Da Gott der Vater Jesu ist, wird der Sohn nur angemessen geehrt, wenn er wie sein Vater geehrt wird und das heißt als Gott. Eine pluralistische Christologie, in der Jesus nur ein Weg neben vielen anderen zum Vater wäre, ist mit der Bibel unvereinbar und widerspricht auch fundamental der Lehre der Kirche.
Aber
hier offenbart sich das zweite Anliegen des christlich-jüdischen
Dialoges: Die Lehre der Kirche soll destruiert werden indem dazu
dieser Dialog instrumentalisiert wird. Wir dürfen ob unserer
Schuldgeschichte den Juden gegenüber Jesus Christus nicht mehr als
die Wahrheit bekennen. Denn irgendwie sei ja diese Christologie
schuld am Holocaust. Jesus soll eben im Geiste des Modernismus
herabqualifiziert werden zu einem Weg zum Vater, als einem unter
vielen möglichen. Diese Entchristologisierung wird uns dann verkauft
als ein notwendiges Entgegenkommen der Synagoge gegenüber , das
aber auch für den Dialog mit den anderen Religionen nützlich sei:
Wir Christen verzichten auf das Bekennen der Wahrheit, um uns bei
allen anderen beliebt zu machen! Die antikirchliche Intention sollte
dabei nicht überlesen werden: Gott statt Kirche. Die Kirche als der
Ort des Offenbarseins Gottes in der Lehre der Kirche soll
depotenziert werden zugunsten eines Gottes, der sich nicht in Jesus
Christus allgemeingültig offenbart hat und in ihr nicht offenbar
ist. So wird die Kirche Gottes beraubt, um einen allgemeinen Gott zu
verkünden, zu dem es so viel Wege gibt, wie es Religionen oder
besser noch Menschen gibt. Die Katholische Kirche darf dann genau genommen nur noch eine Suchgottesbewegung sein, die Gott zwar sucht, aber nie findet.
Zusatz:
Die sokratisch-platonischen Dialoge sind fiktiv künstliche und so nur kann sich in ihnen ein dialektisches Fortschreiten im Erkennen ereignen.
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