„Leo XIV.: 'Demokratie nicht notwendigerweise die beste Lösung für alles.'“
Skandalös, aber wahr: So äußerte sich Papst Leo XIV laut dem so betitelten Kath net Artikel. In dem Artikel heißt es dann weiter: „Papst Leo sprach sich im Interview zudem dagegen aus, dass die katholische Kirche künftig durch demokratisch gewählte Gremien geführt wird.“.Die Aussage, daß die Demokratie nicht notwedigerweise die beste Ordnung sei, ist sicher nicht nur auf den Raum der Kirche zu beziehen, sondern alllgemein gemeint, auch wenn dann in dem Text die Frage einer Demokratisierung der Kirche im Vordergrund steht.
Bei der Frage der Demokratisierbarkeit geht es um die Spannung zwischen dem Willen zur Ursprungstreue und dem Willen, die Kirche zeitgemäß zu strukturieren, um so besser den Zeitgenossen erreichen zu können. Materialiter heißt das in der Regel, daß die Kirche sich der aktuellen Staatsform anähnelt, um so, wie die von den Staatsbürgern anerkannte Staatsform auch anerkannt zu werden. Die Gegenposition besagt, daß aus dem Glauben heraus, also theologisch die Ordnung der Kirche zu gestalten sei und daß heißt, die Ordnung, wie sie ihr der Herr der Kirche eingestiftet hat zu bewahren und zu entwickeln, Ein conservatives Bewahren und ein organalogisches Wachsen bilden dann die zwei bestimmenden Momente der Struktur der Kirche, die in ihrem Kern eine hierarische ist. Der Herr der Kirche setzte autokratisch seine 12 Apostel ein, nur sie lud er zur ersten Eucharistiefeier ein und sie bestimmten die Presbyter, mit denen zusammen die Apostel auf dem ersten Apostelkonzil die da anstehenden Entscheidungen trafen.
Es kann aber gefragt werden, ob jenseits der Kontroverse von dem Willen zur Ursprungstreue und dem pastoraltheologisch motivierten Willen zur Zeitgemäßheit auch rein spekulativ, das meint in dem dogmatischen Denken ohne einen Rekurs auf die hl,Schrift, die Tradition und das Lehramt diese Skepsis gegen die Forderung nach einer Demokratisierung der Kirche begründbar ist.
Da das Fundament der Kirche die von Gott selbst offenbarten Wahrheiten stehen, ich erachte die Reduction auf eine einzige offenbarte Wahrheit für problematisch, auch wenn das legitmierbar sein könnte durch die Aussage, daß Jesus Christus die Wahrheit sei, Denn so wird verdrängt, daß die ganze hl, Schrift das Fundament der Kirche bildet, daß so etwa die Wahrheit, daß Gott der Schöpfer und der Erhalter der Welt ist, nicht erst durch Gottes Sohn uns offenbart worden ist, auch nicht, daß Gott von uns als Gott kultisch verehrt werden soll, muß dem die Struktur der Kirche entsprechen: Denen die Offenbarung Gott anvertraute, die vermitteln die weiter und die dann den Nachfolgenden. Da nun keine allgemeinen jedem vernünftig Denkenden zugängliche Erkenntnisse das Fundament der Kirche bilden, bedarf es einer Vermittelungsstruktur und das ist eine hierarische Struktur.
Wenn dagegen die christliche Religion nur im Geiste der Aufklärung aus Vernunftwahrheiten bestünde und alles andere nur dekorative Ausschmückungen wären, die der Klerus als nur ihnen zugängliche Erkenntnisse anböt, dann ergäbe sich als die Struktur der Kirche der Kreis: Alle sind der Wahrheit gleich nahe und gleich ferne und durch den Dialog aller mit- und untereinander würden dann, ganz demokratisch die Erkenntnisse hervorgebracht werden. Simpler formuliert: Was die Mehrheit als wahr meint, hat dann auch als wahr zu gelten, bis sich die Mehrheitsmeinung ändert und die alte Wahrheit durch eine so neu hervorgebrachte ersetzt wird. Aber so lösen sich die wahren Glaubensgehalte der Kirche auf in einen Strom sich beständig ändernden Meinungen über Gott und seine Relation zu uns und unserer zu ihm. Was wahr war, wird somit herangestuft zu einer zu einem bestimmten Zeitpunkt als wahr festgesetzten Meinung, die nur als wahr gelten könne, da sie demokratisch hervorgeracht worden sei und immer auch revidierbar sei.
Die Vorstellung einer offenbarten Wahrheit setzt dagegen voraus, daß Gott als sich erkennender und wissend, was er von uns Menschen will, das offenbart und daß diese Offenbarung an dafür eigens Erwählte sich ereignet, die dann die ihnen eigenen Erkenntnisse weitervermitteln. Statt der Struktur des Kreises entsteht so die Struktur der Pyramide, daß das ursprünglich nur Gott eigene Wissen von Oben nach unten weitervermittelt wird. Der sinnfällige Ausdruck dafür ist die von der Kanzel herab der Gemeinde gepredigte Lehre der Kirche. Für eine verdemokratisierte Kirche steht so die Struktur des Kreises, und als die Kirchenorganisationsform die Rätestruktur während für die Pyramide die hierarische Struktur steht.1 So ist es auch kein Zufall, daß die platonische Philosophie in ihrer Staatslehre zu einer aristokrstischen Herrschaft der Philosophen tendiert,während die Demokratie der Französischen Revolution mit einem Atheismus einherging.
Die entscheidende Differenz ist dabei: Gilt es eine vorhandene Wahrheit zu erkennen und dann auch anzuerkennen oder gilt es, Wahrheiten hervorzubringen, also bestimmte Meinungen zur Geltung zu bringen, indem sie durch ein formal korrektes Verfahren zu Wahrheiten erhoben werden. "Auctoritas non veritas facit Legem" , Thomas Hobbes und Carl Schmitt zu eigene Position, müßte dabei im Geiste der Demokratie so umgeformt werden: Das korrekte demokratische Entscheidungsverfahren substituiert die Auctoritas, das festsetzt, was als wahr zu gelten habe, was als ein Gesetz zu gelten habe. Theologisch ist die Aussage: "Auctoritas non veritas facit Legem" aber wahr, denn Gott allein setzt, was wahr und was unwahr ist kraft seiner Auctoritas als seine Dezision.
1Donoso Cortes urteilte dann, daß dem Glauben an einen als Person geglaubten Gott die Staatsform der Moarchie, dem Pantheismus die Staatsform der Demokratie korreliere. Man könnte hinzufügen, daß dann dem Atheismus die Anarchie korreliere, sofern nicht ein Ersatzgott eingeführt wird.
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