Ein beliebtes Narrativ: Jesus habe sich für die Armen, Ausgegrenzten, Marginalisierten usw eingesetzt.
Sein Erlösungswerk bestünde so gesehen eigentlich in der Reintegration von unrechtens Ausgeschlossener, und dieses soziale Engagement sei dann nachösterlich verspiritualisiert worden, wird dann manchmal hinzugefügt,um die Kirche in seine wahre Nachfolge zurückzurufen, eine Organisation praktizierter Nächstenliebe, gelebter Solidarität zu sein. Für „Sünder und Zöllner“ habe Jesus sich engagiert,indem er sie nicht ausgrenzte sondern mit ihnen aß und trank.
Waren also die „Zöllner“ eine von sich selbst als gottgefällig Glaubende diskriminierte Gruppe von Menschen, die eben unter der Pauschal-vedächtigung litten, daß sie sich beim Steuereinnehmen selbst bereicherten?Aus der jüdischen Sicht stellte sich das nun aber ganz anders da! Die Zöllner waren in den Dienst der römischen Besatzungsmacht sich gestellt habenden Kollaborateure. Rom praktizierte hier einfach die bewährte Methode des: „Spalte und herrsche!“. Die Zöllner waren eben Profiteure der römischen Besatzungspolitik und somit der römischen Besatzungsmacht treu gesonnen. Gerade deswegen waren sie aber im Volke verhaßt, denn wo werden schon die Kollaborateure geliebt, Zur Zeiten Jesu gärte es im jüdischen Volke, man träumte von einer Befreiung und einer Restitution eines jüdischen Staates.Aber es wurde nicht nur geträumt, sondern um 70 n.Chr erhoben sich die Juden zu einem Volksaufstand gegen die römische Fremdherrschaft, der dann niedergeschlagen wurde. Das ist der Kontext von Jesu Verhalten zu den Zöllnern. Die Frage, warum man Jesu seine Sozialkontakte zu den Zöllnern übel nahm, ergibt sich so von selbst. Gerade weil diese zu den Profiiteuren der Fremdbesatzung gehörten, waren nicht nur sie sondern auch alle, die Kontakte zu diesen unterhielten, im Volke mißachtet.
(Es spricht einiges dafür, daß der freigelassene Barabbas ein jüdischer Befreiungskämpfer gewesen war, um es modern auszudrücken, dessen Freilassung deswegen von den Juden gefordert wurde.) Jesus und das ihm in der Causa, wie hältst Du es mit der römischen Herrschaft , folgende Urchristentum verhielt sich aus der jüdischen Sicht sehr „unsolidarisch“: Sie engagierten sich nicht im jüdischen Befreiungskampf. Das Reich, das Jesus Christus verkündigte, war eben ein jenseitiges, nicht von dieser Welt und es wurde auch nicht geglaubt als eine Restitution des jüdischen Staates,den es wiederzugelangen dem jüdischen Volke erst im 20.Jahrhundert gelang.
Es dürfte keine Fehldeutung sein, wenn man die jüdische Feindschaft den Christen gegenüber nicht allein auf die Kontroverse, ist Jesus der Messias oder ist er es nicht?,zurückführt, sondern in dem Nein Jesu und seiner Schüler zu dem Befreiungskampf des jüdischen Volkes sieht.Mit dem Klischee, Jesus hätte sich für Diskriminierte und Ausgegrenzte eingesetzt, sie reintegrieren wollen, hat Jesu Praxis den Zöllnern gegenüber nichts zu tuen, waren die Zöllner doch Juden, die sich in den Dienst der römischen Besatzungsmacht gestellt hatten und davon profitierten.
Als die Amerikaner mit ihren Kriegsverbündeten in Afghanistan einmarschierten, um angeblich den islamistischen Terrorismus zu bekämpfen und dort eine ihnen genehme Regierung installierte, stellten sich auch Afghanen als Kollaborateure in den Dienst dieser Regierung. Da die nun wie ein Kartenhaus zusammenfiel, als die Besatzungstruppen sich aus dem Lande zurückzogen,blieben viele der Profiteure zurück, nun als Volksfeinde verhaßt. Deutschland fliegt nun einstige Kollaborateure nach Deutschland ein als eine Art Belohnung für ihr Sichindienstnehmenlassen1. Das ist das Schicksal von Kollaborateuren, wenn die Besatzungsmacht das Land verläßt.
Der eigentliche Grund der Hinwendung Jesu Christi zu den Zöllnern war also seine Reich Gottes Verkündigung, die nicht eine Restitution des jüdischen Königstumsstaates inkludierte, sondern ein jenseitiges universalistisches Reich verkündete, in das auch die Zöllner eintreten werden könnten,glaubten sie an Jesus als den Sohn Gottes.
1Daß auch andere Afghanen sich nun als Kollaborateure ausgeben, um in das Land zu fliehen, wo sie für sich Milch und Honig fließend erwarten, verblüfft keinen.
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