„Wehrpflicht?: Deutschland braucht Zusammenhalt, nicht nur Soldaten“
So titelte die Internetseite „Communio“ am 4.9.2025: Es fehle uns also der innere Zusammenhalt, die Gemeinschaft, für deren Erhalt dann auch unsere Soldaten zu kämpfen bereit wären. Es reiche eben ein aufwendiges Auf-rüstungsprogramm und ein Mehr an Soldaten nicht! Die Theologie als eine systemrelvante Größe stellt sich nun die Aufgabe, in dem darauf folgenden Artikel, die Regierung zu beraten, wie sie es besser machen könnte. Nur trägt sie damit Eulen nach Athen, denn wo hier noch ein Problem gesehen wird, wird schon längst eine Lösung umgesetzt.
Unsere postmoderne Gesellschaft zeichnet sich durch einen schnell voranschreitenden Verlust an Zusammenhälten aus. Ob nun auf den Microbereich geschaut wird: Wie viele Ehen werden wieder geschieden?, und wer übt noch einen Beruf aus? Das Berufsleben besteht heutzutage eher aus einer Serie von Anstellungen bei diversen Arbeitgebern, man hat „Jobs“ und nicht mehr einen Beruf, der als die Berufung zu dieser Berufstätigkeit wahrgenommen wird- oder auf den Macrobereich: Es gibt in Deutschland zunehmend weniger eine ethnische oder kulturelle Homogenität. Das Gemeinschaftliche löst sich auf in Parallelgesellschaften und Subkulturen, die nichts mehr verbindet als daß sie in dem selben Lande sind. Ideologisch wird dieser Auflösungsprozeß durch den Liberalismus forciert mit seiner Überbetonung des Einzelnen und die Reduktion der Beziehungen der Menschen untereinander durch Verträge: Autonome Individuen verbinden sich nur noch durch Verträge, da fast alle natürlichen Beziehungen sich auflösen im Begriff sind. Jürgen Habermas Konzeption eines Verfassungspatriotismus blieb eine Kopfgeburt, als wenn eine Homogenität eines aufgelösten Zusammenhaltes durch ein Ja zum Grundgesetz und der Demokratie substituierbar wäre. Die Homogenität eines Gemeinwesens beruht nämlich entweder auf eine Homogenität eines das Staatsleben prägenden Volkstumes oder einer gemeinsamen Religion.
Fehlt beides, so kann es nur noch eine politische Homogenität geben, und die muß nach Carl Schmitt eine sein, die aus der Setzung des Feindes sich generiert: Der gemeinsame Feind schließt eben alle zusammen gegen den Feind. Eine Fußballmannschaft ist keine, solange die 11 Spieler für sich sind, erst auf dem Fußballfeld, wenn sie einer anderen Mannschaft gegenüberstehen, konstituiert sie sich zu einer Mannschaft, indem sie die Anderen ausschließt, sie so zu der anderen einen Mannschaft macht.
Der politische Diskurs ist so in der Epoche der Auflösung aller Zusammenhälte bestimmt durch die Proklamation des Feindes, durch die eine neue politische Gemeinschaft konstituiert wird. Der äußere Feind, um der propagandistischen Effektivität willen personalisiert ist nun: Trump, Putin und neuderdings Netanjahu, der innere, die AfD, jeder, der rechts von Merkel politisch zu positonieren ist. Gegen die hat jeder Anständige zu sein, sonst schließt er sich aus der politischen Gemeinschaft aus.
So paradox es auch klingen mag, daß unter den heutigen Conditionen eine Einheit, ein Zusammenhalt nur durch die Proklamation eines politischen Feindes möglich ist. Die Ermordung des conservativen Politikers Kirk in den USA zeigt, wie radical diese Feindschaft praktiziert wird, sodaß es auch nicht verwunßdert, wie viel Sympathien in der Linken für diesen Mord aufleuchten. Haß gilt eigentlich für einen zivilisierten Menschen als etwas Inakzeptables, aber auf den Antirechtsdemonstrationen ist regelmäßig das Plakat: „Ganz X hasst die AfD“ zu lesen, wo dann statt des X der Stadtname steht, in der der diese Demonstration stattfindet. Aber es bleibt nicht bei dieser Haßkundgebung in der Spannung von der indikativischen Aussage, daß die ganze Stadt diese Parteimitglieder haßt und der imperativischen, daß die ganze Stadt diese Partei hassen soll sondern gekrönt wird diese Haßkampagne durch den Mordaufruf: „Tötet AfDler“.
Gerade durch diese Emotionalisierung, durch den Appell an das Gefühlsleben, „haßt und mordet!“ gelingt die Einheit der Gutmenschen gegen den gemeinsamen Feind. Die Forderung nach einem kriegsfähigen Deutschland gehört nun zu diesem Projekt der Reintegration der sich auflösenden Gesellschaft. Da es keine ethnische und keine kulturelle Gemeinschaft mehr gibt, die sich zumindest in einem Prozeß der Auflösung befindet, bedarf es der Proklamation eines gemeinsamen Feindes!
Schon die Französische Revolution verstand einerseits unter der „Brüderlichkeit“ die Auflösung und Nichtung aller Differenzen hin zu einer Einheitsmenschheit als das Endziel und andererseits als den Auftrag: „Willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag ich Dir den Schädel ein“ , alle Feinde der Revolution zu guillotieren. Die uns Regierenden brauchen wirklich keine theologischen Ratschläge zur Optimierung ihres Regierens, im Zweifelsfalle kann ja in Machiavellis : „Der Fürst“ nachgelernt werden.
Vgl zum Umgang mit dem Feind den Artikel der "Jungen Freiheit" vom 14.9.2025: Wer zuletzt über Charlie Kirks Tod lacht „Brandstifter“, „Rassist“, „Sexist“: Die deutschen Medien überbieten sich in Häme über den jüngst ermordeten US-Konservativen Kirk.
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