Mittwoch, 17. Juni 2015

Siegt der Kommunismus doch noch? Über den Kampf wider Ehe und Nation

Michel Schojans, Mitglied der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften sagte im Jahre 2002, zitiert nach: Palko, Die Löwen kommen. Warum Europa und Amerika auf eine neue Tyrannei zusteuern?, S.300: "In diesem Jahrtausend werden zwei Grundziele des Kommunismus ständig durchgesetzt: die Zerstörung der Nationalstaaten und die wahre Idee von der Familie. Sprechen wir zuerst über die Idee einer Weltregierung...Ich bin von der Tatsache überzeugt, dass sich die UNO in dieser Richtung entwickelt und dass ihre Agenturen inzwischen die Merkmale von Ministerien eines Weltstaates haben...Die kommunistische Ideologie hat den Kollaps der kommunistischen Regime überlebt und ich glaube, dass der Plan, die Welt durch die UNO regieren zu lassen, viele Merkmale der Kommunistischen Internationale aufgenommen hat...Ein Anzeichen dafür ist die sogenannte Genderfrage, die im Moment in der UNO sehr en vogue ist. Die Genderfrage hat mehrere  Wurzeln, aber eine von ihnen ist sicherlich marxistisch. Friedrich Engels, der Mitarbeiter von Marx, hat in einer Theorie das Verhältnis von Mann und Frau als Prototyp der Konfliktverhältnisse im Klassenkampf herausgearbeitet. Marx hat den Kampf zwischen Herrn und Knecht, dem Kapitalisten und dem Arbeiter betont. Auf der anderen Seite sah er eine monogame Ehe als ein Beispiel für die Unterdrückung der Frauen durch die Männer. Die Revolution sollte ihm zufolge mit der Auflösung der Familie beginnen."  
Das klingt von dem ersten Leseeindruck her einleuchtend, und doch melden sich Zweifel an. In neomarxitischen Kreisen der 68er wurde Max mit Freud verbunden, Marxismus und Psychologie fanden da zueinander, und die "Sexuelle Revolution" mit ihrem Willen zur Zerstörung der bürgerlichen Familie 
entstand. Aber das war kein orthodoxer Marxismus. Marx vertrat den Primat des Klassenkampfes und der Widerstreit von Mann und Frau war dann ihm ein davon abhängiger Nebenwiderspruch. Daß die Revolution mit der Auflösung der Familie zu beginnen habe, ist so ein ganz und gar unmarxistischer Ansatz.
Palko erfaßt selbst die wesentliche Veränderung der Kommunisten nach der Implosion des real existierenden Sozialismus: "Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass es der Linken nicht gelungen war, auf wirtschaftlichen Gebiet zu siegen. Dass sie aber große Erfolge auf kulturellem Gebiet einfahren konnte." (S.110). Die kommunistischen Parteien des einstigen Ostblockes und die linken Westparteien verwandelten sich so- mustergültig die Partei: "Die Linke". Hinter der lapidar daherkommenden Formulierung. daß die Kommunisten auf wirtschaftlichem Gebiete nicht reüssieren konnten, steht der radicale Wandel der Kommunisten zu Linken: sie machten ihren Frieden mit dem Kapitalismus, denn sie jetzt nur noch sozialstaatlich regulieren wollen. So kann man es gar bei Sara Wagenknecht, der Sprecherin der Kommunistischen Plattform der einstigen SED lesen. Nur dies evoziert eine Frage: sind das dann noch Kommunisten nach diesem Burgfrieden mit dem Kapitalismus? Ja, es ist ja gar mehr als ein Burgfrieden (den hatte ja die SPD während des 1.Weltkrieges geschlossen, um der nationalen Verteidigung willen, aber mit dem Zusatz,in Friedenszeiten zum Klassenkampf zurückzukehren)- man will ja nun den Kapitalismus gar nicht mehr beseitigen, sondern nur noch reformieren, wie es einst der Vordenker reformerischen Sozialismus, Eduard Bernstein konzipiert hatte. 
Jetzt sind sie "Linke" geworden und ihr Hauptanliegen ist nun der Kulturkampf gegen die bürgerliche Welt. Palko weist in seinem Buch auf die kulturellen Ziele hin:Legalisierung der Abtreibung, Förderung von Homosex, Multikulti..freie Sexualität. Was den kommunistischen Parteien des Ostens unübersehbare Zeichen bürgerlicher Dekadenz und des Fäulnisstadium des Kapitalismus waren, sind nun zu Zeichen des kulturellen Fortschrittes und der Humanisierung der Gesellschaft avanciert! 
Es mag etwas nach  Haarspalterei klingen, aber ist nicht unwesentlich, um dies linke Kulturprojekt der Zerstörung der bürgerlichen Kultur zu begreifen, ob es ein kommunistisches oder ein linkes Konzept ist. Die Differenz von kommunistisch zu links soll dabei die Frage des Kapitalismus sein, ob er überwunden werden soll oder ob er reformiert werden soll! 

Aber das Kommunisten internationalistisch waren und sind und so die Nichtung der Völker und Nationen als ihr Anliegen ansehen, das dürfte doch unbestritten sein! Wäre es auch, wenn Leo Trotzki und die antinationalen Kommunisten in der BRD die einzigen Kommunisten wären! Aber bei Trotzkis Gegenspieler.J. Stalin sieht das schon ganz anders aus.Versimplifiziert stehen sich der internationalistische Trotzki  und der zu einem Nationalkommunismus neigende Stalin gegenüber! So liest sich das dann bei Stalin:


"Früher galt die Bourgeoisie als das Haupt der Nation. sie trat für die Rechte und die Unabhängigkeit der Nation ein und stellte sie –über alles–. Jetzt ist vom –nationalen Prinzip– auch nicht eine Spur geblieben. Jetzt verkauft die Bourgeoisie die Rechte und die Unabhängigkeit der Nation für Dollars. Das Banner der nationalen Unabhängigkeit und der nationalen Souveränität ist über Bord geworfen. Ohne Zweifel werden Sie, die Vertreter der kommunistischen und demokratischen Parteien, dieses Banner erheben und vorantragen müssen, wenn Sie Patrioten Ihres Landes sein, wenn Sie die führende Kraft der Nation werden wollen. Es gibt sonst niemand, der es erheben könnte.”
Josef Stalin, aus der Rede auf dem XIX. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (14. Oktober 1952)

Offensichtlich ist das Verhältnis des Kommunismus zur nationalen Frage doch komplizierter, als es dieser römische Experte meint. Ein kurzer Blick in Lennins Essaysammlung: "Zur nationalen und zur kolonialen Frage" oder in Stalin, Marxismus und nationale Frage, würde da uns in noch mehr Irritationen in die schlichte Gleichung von: Kommunismus gleich antinational führen!
Aber die Linke ist tatsächlich antinational und familienfeindlich! Es drängt sich der Verdacht auf, daß diese etwas mit der veränderten Stellung zum Kapitalismus zu tun hat. Die Linke will ja jetzt den Kapitalismus reformieren! Meine These lautet nun:Die Linke modernisiert den Kapitalismus, indem er ihn von dem bürgerlich-kulturellen Überbau befreit. Der Nationalstaat wie die bürgerliche Familie sind Hindernisse für die freie Entfaltung des Kapitalismus, indem die Familie Frauen von der Erwerbstätigkeit fernhält, sie stehen nicht unbegrenzt dem freien Arbeitsmarkt zur Verfügung und indem die häusliche Erziehung von Kindern zu teuer ist- der Import von Arbeitskräften kommt günstiger als eine Reproduktion der Ware Arbeitskraft made in Germany und indem der Nationalstaat mit seinem nationalen Arbeitsmarkt eine Behinderung der unternehmerischen Freiheit ist, Arbeitskräfte völlig unabhängig von ihrer nationalen Herkunft einstellen zu können.Auch stehen die bürgerlichen Tugenden dem Massenkonsum entgegen, etwas daß der Konsument spontan unüberlegt kauft, statt selbstbeherrscht sparsam konsumiert. Daß Sex zu einer überallkäuflichen Ware wird, gehört nun auch nicht in eine bürgerliche Kultur, sehr wohl aber in einen von allem befreiten reinen Kapitalismus!
Also, nicht der Kommunismus siegt jetzt- sondern die Linke, die sich gewandelt hat zu einer prokapitalistischen Politik, die ihr Anliegen nun aber in der Modernisierung des Kapitalismus sieht, indem die bürgerliche Kultur mit ihren zwei Zentren von Familie und Vaterland aufgelöst wird zugunsten eines postmodernen Kapitalismus!Nationalistisch war der Kapitalismus in der Gestalt nationalliberalen Denkens nur, solange der Nationalismus als Überwindung von partikularen Regionalismen auftrat- in Deutschland als Überwindung der Kleinstaaterei und solange ihm die Reproduktion der Arbeitskraft in der Familie noch als finanziell zumutbar erschien. Die klassische Familie mit dem Vater als Alleinverdiener setzt ja voraus, daß er allein genug verdient, um dann die ganze Familie zu ernähren! Der Feminismus erwirkte nun, daß die Frau als gleichberechtigte Erwerbstätige es ermöglicht, daß der Mann als einstiger Ernährer der Familie nun weniger verdient, als zum Familienleben nötig wäre und er trotzdem mit der Frau zusammen eine Familie gründen kann. Aber auch das scheint nur ein Zwischenschritt zu sein zur gänzlichen Auflösung der Familie und der Auslagerung der Reproduktion der Arbeitskraft in dritte Weltländer. 

Corollarium 1
Dem Genderismus, daß das Geschlecht eine soziale Konstruktion ist, die der Freiheit des Einzelnen widerspricht, korreliert der Antinationalismus, daß jede Herkunftsbestimmtheit, daß ich eben als Deutscher und nicht als Japaner zur Welt gekommen bin, der Freiheit des Einzelnen ebenso widerspricht. Jedes natürliche Bestimmtsein soll durch freie Selbstbestimmung des Konsumenten aufgelöst werden!       





1 Kommentar:

  1. "In diesem Jahrtausend werden zwei Grundziele des Kommunismus ständig durchgesetzt: die Zerstörung der Nationalstaaten und die wahre Idee von der Familie. Sprechen wir zuerst über die Idee einer Weltregierung...Ich bin von der Tatsache überzeugt, dass sich die UNO in dieser Richtung entwickelt und dass ihre Agenturen inzwischen die Merkmale von Ministerien eines Weltstaates haben."

    Das interssante an dieser Aussage, ist die Tatsache, dass alles dies auch auf die römisch-katholische Kirche zutrifft.
    Auch für die katholische Kirche gibt es keine Nationalitäten und Nationalstaaten. Man ist entweder römisch katholisch oder nicht. Wenn man römisch katholisch ist, gehört man dazu und die Nation der man entspringt ist völlig gleichgültig. Auch für die katholische Hierarchie ist die Nationalität genau so gleichgültig, wie die Regierungsform; wobei die Kirche, selbst streng hierarchisch als absolutistische Monarchie verfasst, mit ihr ähnlichen Regierungsformen meist besser kann, als mit anderen, eher demokratischen Staaten.
    Und die Ehe? Die Idealvorstellung der römisch-katholischen Kirche von der Ehe, strikt monogam ist historisch gesehen neumodisches Zeugs. Oder können Sie sich Abraham, Moses und co. in lebenslanger Einehe vorstellen? Wohl kaum.

    Also was soll das ganze hysterische Gejammer, dass sich die Lage ändert und wir nicht in einem römisch-katholischen Gottesstaat leben. Das wurde mehrfach versucht und ist jedesmal krachend gescheitert und auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet. Vom Patrimonium Petri, bis zum Spanien des Caudillo. Und im übrigen geht es auch ohne Katholizismus recht gut. Ein Blick auf die japanische Kultur und Geschichte genügt als Beleg dafür völlig.

    AntwortenLöschen