Mittwoch, 17. Mai 2017

Der Mensch wie ein Radischen? Der ewige Jäger und Sammler

In dem anthropologischen Diskurs, was ist der Mensch?, wurzeln die meisten Irrtümer wohl in der Nichtunterscheidung von indikativischen, imperativischen und optativischen Aussagen, zwischen Aussagen, die sagen, wie der Mensch ist, Aussagen, wie er sein soll und wie er doch sein möge. Neben dem bekannten naturalistischen Fehlschluß von dem, wie der Mensch ist, auf das, wie er sein soll, von Hume als grundlegender Fehler kritisiert, gibt es nun auch den Fehlschluß von optativischen Aussagen zu imperativischen, als wenn bloß weil etwas wünschenswert ist, wäre der Mensch doch so, dies auch moralisch geboten wäre, daß er so zu sein hat.
Was ist der Mensch? Dazu liefert sicherlich die Verhaltenswissenschaft Wesentliches. Ein Aspekt soll hier nur kurz erwähnt werden, die schlichte These, daß der Mensch in seiner kulturellen Entwickelung einem Radischen gleicht, daß er sozusagen seine Grundprogramierung in der Phase seines Jäger-und Sammlerdaseins erhielt und daß nach seiner Seßhaftwerdung sozusagen noch ein paar Updates dazukommen, daß also wie bei einem Radischen der Kern weiß ist, das wäre die Grundprogramierung in der Zeit seines Jäger- und Sammlerdaseins und daß die rote Schale dann die Updates nach der Seßhaftwerdung sind. 
Der allseits bekannte Witz: ein Mann- ein Wort, eine Frau-ein Wörterbuch! findet so schnell seine realistische Erklärung. Unterhielten sich Männer während der Jagd, sie erzielten wenig Erfolge, flöhe doch das zu jagende Wild ob der Stimmgeräusche, die ihm Gefahr signalisieren. Drum ist es eine männliche Tugend geworden, wenig zu reden und die Kommunikation auf knappe Anweisungen zu beschränken. Ganz anders die Frau in ihrer Tätigkeit als Sammlerin. Das Einsammelbare kann nicht flüchten, wenn es Frauenstimmen hört und so können ihre Sammlerätigkeit ausüben und dabei untereinander plaudern, so viel sie mögen. Zudem: Wie sollte je ein Kleinkind zu sprechen lernen, redete die Mutter nicht und wäre gar so schweigsam wie der Mann: ein Mann-ein Wort.
Es ist erstaunlich, wie viele heute noch Praktiziertes aus dieser Perspektive erklärt werden kann. 
Anspruchsvoller und in der wissenschaftlichen Diskussion umstritten ist die Frage, ob vererbte Verhaltensmuster ursprünglich erlernte sind, die dann, weil sie so nützlich für das Überleben der  Art sind, statt erlernt vererbt werden, denn was erst erlernt werden muß, kann auch nicht erlernt werden. Lamarck ist wohl der Entdecker dieser Konzeption als Gegenentwurf zu Darwin. Ob nun wirklich wissenschaftliche Erkenntnisse oder mehr die Tatsache, daß unter Stalin diese Richtung unterstützt wurde, zu ihrer Diskredierung führte, ist schwer einzuschätzen.
Eines ist dabei zu beachten: Das Hauptproblem des Menschen war und ist die Frage des Überlebens der menschlichen Gattung. Daraufhin sind  vererbte wie erlernte Verhaltensmuster ausgerichtet. Im Zentrum steht eben nicht das Wohlergehen des Einzelindividuumes sondern der Erhalt der Gattung. Dies erst läßt den modernen Menschen vieles der Tradition seltsam erscheinen, ist doch die Tradition erstmal nur ein Komplex von Verhaltensmustern, die sich im Überlebenskampf des Menschen bewährt haben. 
Durch die Seßhaftwerdung hat sich nun die Kultur des Menschen wesentlich geändert. Soll oder muß nun gesagt werden, daß der Mensch in seiner Grundprogramierung diesem Wechsel noch nicht adäquat hinterhergekommen ist. So weiß jeder, daß die Sonne sich nicht um die Erde dreht, seit Galilei und dies feiert die Moderne gern als den Sieg über das dunkle Zeitalter der Kirche, aber kaum erfand der moderne Mensch den Photographieapparat, da wußte er nichts besseres damit anzufangen, als Sonnenaufgänge zu knipsen und das im Wissen darum, daß das so Photographierte es gar nicht geben kann. So siegt eben in jedem photographierten Sonnenuntergang das finstere Mittelalter über die Sonne der Aufklärung. Es könnte was dran sein, daß wir Menschen in viel mehr als uns lieb ist, immer noch aus der Programierung aus der Jäger- und Sammlerzeit leben- trotz aller Aufklärung!       
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen