Dienstag, 30. Mai 2017

5 Probleme mit der Wahrheit

"Wer heute die Lüge und Unwissenheit bekämpfen und die Wahrheit schreiben will, hat zumindest fünf Schwierigkeiten zu überwinden. Er muss den  Mut  haben, die Wahrheit zu schreiben, obwohl sie allenthalben unterdrückt wird; die  Klugheit,  sie zu erkennen, obwohl sie allenthalben verhüllt wird; die  Kunst,  sie handhabbar zu machen als eine Waffe; das  Urteil,  jene auszuwählen, in deren Händen sie wirksam wird; die  List  sie unter diesen zu verbreiten." Bertold Brecht, 5 Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit
Zeiten ändern sich, aber das hier vom Schriftsteller Bertold Brecht Gesagte gilt so gerade auch für unsere Zeit. Die Wahrheit überhaupt zu erkennen, ist dabei wohl heute das größte Problem. So kann ich fragen, ob es wahr ist, daß heute der 30.5. 2017 ist, aber der hier verwendete Begriff des Wahren ist ein ganz anderer, als wenn ich frage, was denn die wahre Religion sei. In einem Fall bezieht sich die Frage nach einer Realität und es frägt sich, ob diese Aussage die mit ihr gemeinten Realität übereinstimmt, während im zweiten Falle eine normative Größe gemeint ist: Wie hat eine Religion zu sein, damit sie die wahre ist. Die eine Frage bezieht sich auf etwas Reales,  die andere auf etwas Ideeles. 
In der Welt der unbegrenzten Meinungen leben wir- welche Bedeutung hat da noch die Frage nach dem Wahren? Der öffentliche Diskurs unterscheidet ja nicht mehr zwischen wahr und unwahr, sondern zwischen moralisch legitimen Meinungen und illegitimen. Die Politische Korrektheit bildet für diese Unterscheidung von moralisch erlaubt und nicht erlaubt, dann die Kriteriologie.So kann es Behauptungen über Tatsachen geben, die zutreffend sind, weil das Ausgesagte mit der dadurch bezeichneten Realität übereinstimmt, sie aber aus moralischen Gründen nicht gesagt werden dürfen. 
Auch ist der Begriff  der verhüllten Wahrheit ernst zu nehmen, denn Gott ist nicht so offensichtlich erkennbar wie etwa die uns scheinende Sonne. Wir sehen täglich Menschen, aber was ist der Mensch,offenbart sich uns so noch nicht. Das, worin sich der eine von dem anderen Menschen distinguiert, das sehen wir, aber wie ist es beschaffen um das, was das Menschsein des Menschen ausmacht und was ist gar ein wahrer Mensch? 

Dann gibt es noch das Problem der Ideologie- hier sei darunter verkürzt verstanden werden eine Weltdeutung, die der Realität nicht gerecht wird und sich doch wider die Realität am Leben erhält.

Mein Lieblingsbeispiel:Ein Mann sitzt am Stammtisch beim Biere und erzählt: Irren ist menschlich. Gestern sah ich ein Auto, bei Rot auf die Ampel fahren und es knallte: ein Zusammenstoß. Der Fahrer stieg aus...Irren ist eben menschlich. Ein paar Biere weiter: der selbe Mann: Frauen am Steuer! Vorgesten fuhr ein Auto bei Rot über die Ampel, es knallte- ein Zusammenstoß...Eine Frau stieg aus! Ja, ich sags immer wieder: Frauen am Steuer.
Die Summe aller möglichen Verkehrsunfälle ist einzuteilen in die von Menschen verschuldeten und der nicht von Menschen verschuldeten, und die von Menschen verschuldeten Unfälle in die von Männern oder Frauen. Du siehst, es kann keinen von Menschen verursachten Unfall geben, für den nicht entweder gilt: Irren ist menschlich oder Frauen am Steuer. Das heißt, diese Weltanschauung dieses Stammtischmenschen kann durch kein mögliches
Ereignis falsifiziert werden. Jedes mögliche Ereignis kann in Einklang mit dieser Zweisatz-weltanschauung gedeutet werden.
Das gilt nach Popper (den ich als Philosophen überhaupt nicht schätze, der aber doch Kluges gesagt hat) für jede Ideologie. Sie ist immun gegen jede mögliches Ereignis, weil sie jedes mögliche Ereignis so interpretieren kann, daß es der Ideologie nicht widerspricht! Und so deuten Gutmenschen eben alle Ereignisse so, daß sie ihrer Ideologie entsprechen.
Es ist doch so, wie ich es sehe, mag jetzt wer einwenden, aber es gilt auch: man sieht nur,was man kennt- und mit welcher Brille siehst du? Mit einer rosaroten? 
Nein, die Aufgabe des Eekennens der Wahrheit ist eine der schwierigsten für uns Menschen!

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