"Doch es sind unter euch etliche, welche nicht glauben.Denn von Anfang an wußte Jesus, welche es seien, die nicht glaubten, und wer ihn verrathen würde. Und er sprach: Darum habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht von meinem Vater gegeben ist."(Joh 6,65f, Übersetzung: Augustin Arndt nach der Vulgata, 1903).
Fragen wir: gibt es Menschen, denen Gott es gegeben hat, zum Glauben an Jesus Christus zu kommen, die dann diese Möglichkeit nicht realisierten, oder gilt,
daß jeder, dem von Gott diese Möglichkeit gegeben wird, sie auch realisiert?
Gibt es Menschen, denen Gott die Möglichkeit des Glaubens nicht gibt, sodaß sie nicht Gläubige werden können?
Eines schließt Jesus Christus hier aus, daß es Menschen möglich ist, zum Glauben zu kommen, wenn
Gott dies ihnen nicht ermöglicht. Man könnte das nun so verstehen: Gott gibt jedem die Möglichkeit des Glaubens, aber einige realisieren sie und andere nicht. Dann wäre die Aussage die, daß es allein auf den Menschen darauf ankäme, ob er gläubig wird, da ja jedem die Möglichkeit des Zumglaubenkommens durch Gott gewährt wird. Nur der Kontext legt es doch näher, daß Gott selbst der Grund dafür ist,daß die einen zum Glauben kommen und die anderen nicht.Die, die nicht glaubten und der, der ihn verraten wird, hatten also nicht die Möglichkeit zum Glauben zu kommen, weil die Gott ihnen nicht gewährt hätte. Hier stehen wir vor den Problemen der Prädestinaionslehre, einem der schwierigsten Komplexen der Theologie.
Gibt Gott allen Menschen die Möglichkeit des Zumglaubnkommens und daß dann einige sie realisieren und andere nicht, oder gibt es Menschen, denen Gott diese Möglichkeit nicht gewährt?Entschuldigt etwa die Aussage Jesu, daß nur zum Glauben an ihn kommen kann, wem es Gott gegeben hat, die Ungläubigen und den Verräter? Vielleicht gilt auch beides, daß es sowohl Menschen gibt, denen Gott nicht die Möglichkeit des Glaubens gewährt hat und daß sie so ungläubig blieben und daß es Menschen gibt, die zwar von Gott die Möglichkeit des Glaubens gewährt wurde, die sie aber nicht realisierten, sodaß sie so ungläubig blieben?
Da Gott das Heil aller will, dürfte er den Glauben an Jesus Christus nicht zur Bedingung des Heiles machen, wenn er nicht allen die Möglichkeit des Zumglaubenkommens gewährt, könnte gemeint werden. Die Alternative hieße, daß es selbstverschuldet ist, daß der Mensch nicht durch sich selbst zum Glauben an Jesus Christus kommen kann, im Sinne der Erbsündenlehre und so Gott gnadenhaft die Möglichkeit des Zumglauenkommens gewährt. (Zur Erbsündenlehre vgl mein Buch: Uwe C. Lay, Der zensierte Gott)
Hat Judas Ischariot den Heiland verraten, weil er kein Gläubiger werden konnte, weil Gott ihm diese Möglichkeit vorenthielt, drängt sich dann als Anfrage auf! Oder hatte ihm Gott diese Möglichkeit gegeben und er hat sie nur nicht realisiert.
Eines ist zu beachten: Daß Jesus Christus selbst noch nicht die hinreichende Bedingung der Möglichkeit zum Glauben an ihn ist, sondern daß Gott es wirken muß, daß ein Mensch die Möglichkeit hat, in dem ihm begegnenden Jesus den Christus zu erkennen und zu glauben. Wenn Gott Menschen nicht ihre Augen öffnet, können sie nicht zum Glauben an Jesus Christus kommen!
Wir stehen vor einem Meer von Fragen, und es ist gut, hier inne zu halten, um uns vor Augen zu halten, wie kompliziert diese Aussage Jesu Christi wirklich ist, überliest man sie nicht sondern will sie verstehen.
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