"Die Religion wurde, vor allem in den letzten Jahrzehnten,immer ausschließlicher bloß humanitär, und die Säkularisation neuen Stiles verläuft heute nicht mehr über die Verführungen der Weltlichkeit und Macht, sondern über die Moral und das Soziale." (Arnold Gehlen, Moral und Hypermoral, 1.Auflage 1969, zitiert nach der 4.1981, S.129)
"So denkt der Pelagianer, nach Kirk [ der heutige Christ denke wie ein Pelagianer], daß Glück durch Freundlichkeit,durch Anpassung an die Gemeinschaft und materielle Verbesserungen erreicht werde, und in nationalen wie internationalen Angelegenheiten werde alles gut gehen, wenn die Menschen ihre Interessen im Geiste guten Willens erörtern und ausgleichen wollten". (Gehlen, S.132)
Gehlen geht davon aus, daß das Familienethos, das seinen Sitz in der Großfamilie hat, nun in einer sozusagen christianisierten Version sich entgrenzt zum alleinigen Ethos, das das Staatsethos verdrängen will und so zu einer unpolitischen Staatspolitik führt, die die Ordnung des Staates auflösen muß. Das Ethos der Familie wie auch das des Staates sind zwei gleichursprüngliche nicht von einander derivierbare Ethosse.Beide sind für jedes Sozialwesen in ihrer Differenz von Nöten. Löst sich eines der beiden auf, droht größte Gefahr für das soziale Gemeinwesen.
Die Politik der offenen Grenzen, daß man jeden bei uns Aufenthalt und Asyl gewähren will, ist so gesehen eine Ausdehnung des Familienethos auf den Raum der Politik. Trennt die Politik Menschen in Staatsbürger und Nichtstaatsbürger, in zum eigenen Volke Dazugehörende und Nichtdazugehörende, negiert das Familienethos diese Differenz, weil es nur noch eine Menschheitsfamilie sehen will, in der jeder dem anderen wie ein Bruder oder Schwester beizustehen habe. Dies löscht die politische Ordnung auf. Bezeichnend ist, daß dies überdehnte Familienethos nun gerade die Kirchen Deutschlands vertreten neben den politisch korrekten Gutmenschen als Surrogat der einstigen christlichen Religion! Das ist eben die aktuelle Ausgestaltung der Verwandlung der christlichen Religion in einen mehr oder wenig religiös eingefärbten Humanitarismus.
Damit säkularisiert sich aber nicht nur die christliche Religion, "die Theologie wird zu einer simplen Ethik in erhabener Verkleidung" (Gehlen, S.131) sie löst damit auch die Ordnung des Staates auf!
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