Sonntag, 28. Mai 2017

Wozu Wahrheit? Zur Krise der Theologie und der Philosophie

Wer könnte nicht mittels einer Fernbedienung das Fernsehgerät ein- und ausschalten, den Ton leiser oder lauter stellen und das Gerät zu Senderwechseln motivieren, aber wehe, wenn da nun ein wißbegieriges Kind sitzt und fräg: "Wie geht das?" Irgendwie gehen da Signale...irgendwie...und was sind das für Signale, die die Fernbedienung da ausschickt? Schnell stoßen wir an unsere Erklärungsgrenzen. Umgeben von unheimlich vielen technischen Geräten, verfügen wir über ein pragmatisches Handlungswissen, wie man eben eine Waschmaschine richtig einstellt, damit sie optimal wäscht, wie können auch ePost verschicken, aber verstehen tuen wir diese Geräte, wie sie denn funktionieren nicht. Es reicht uns, die Geräte handhaben zu können.
Dieser pragmatisch oberflächliche Umgang bestimmt auch unser Verhältnis zu dem, was der theologische und philosophische Diskurs die Suche nach der Wahrheit, nach wahrer Erkenntnis nannte. Wozu etwas verstehen wollen, wozu nach den letzten oder ersten Gründen forschen, reicht uns doch ein pragmatischer Umgang mit den Realien.
Szenenwechsel: Eine Prüfung im Fach Theologie steht an. "Was besagt die Erbsündenlehre?" Der Prüfling weiß, daß er im Fach Moraltheologie das antworten muß, was der Dozent dieses Faches in seiner Vorlesung dazu doziert hat und im Fach Dogmatik das, was da der Fachdozent gelehrt hat. Und was ist nun wirklich die Erbsünde? Für einen pragmatisch eingestellten Prüfling ist diese Frage so überflüsig wie für den Fernsehschauer die Frage, wie denn seine Fernbedienung funktioniert! Es reicht zu wissen, welche Antwort der jeweilige Prüfer hören will. Alles ist eben relativ und was wahr ist, hängt in erster Linie immer von dem Fragesteller ab! 
Wahr ist eben  die nutzbringendste Antwort auf eine gestellte Frage. Wozu da noch nach dem forschen, wie es wirklich ist? Kluge Köpfe behaupten, daß wenn sie den Doktorvater einer zu schreibenden Dissertation kennen, daß sie das Ergebnis der Arbeit zu jedem Thema im Voraus wüßten. Der theologische wie der philosophische Diskurs lebte von dem Willen zur Erkenntnis des Wahren, Guten und Schönen, der theoretischen, der praktischen und der ästhetischen Vernunft. Aber wie soll dieser wissenschaftliche Diskurs noch lebendig sein, wenn man gar nicht mehr wissen will, was das Wahre und Gute und Schöne ist, wenn es reicht, pragmatisch mit allem umzugehen? So reduziert sich für den Pragmatiker die Frage der ästhetischen Qualität eines Thomas Mann Romanes im Vergleich zu einem Konsalikroman zu der Frage, welcher Roman sich besser verkaufen läßt! 
So reduzieren sich alle theologischen Fragen auf die, was bei den potentiellen Kunden besser ankommt! Wenn die Mehrheit der Frauen ein Recht auf Kindestötung für sich beansprucht, euphemistisch Abtreibung vernannt, dann muß die Kirche das akzeptieren, so das Kolping Memorandum 2016! Wenn alle Frauen als Priester sehen wollen und Homosex gut finden, dann ist es eben die Aufgabe der Theologie, diesen Konsumentenwunsch nachträglich zu legitimieren, indem sie alle Begründungen des Neins zum Homosex und dem Frauenpriestertum dekonstruiert. Theologie und Philosophie werden so zu Auftragsarbeiten des Zeitgeistes und der Zeitgeist ist der Geist der Herrschenden! 
Was wahr ist, ist die das Denken beflügelnde Frage. Der antiintellektualistische Geist ersetzt diese Frage durch die nach dem pragmatisch Nützlichen und das ist in einer Gesellschaft, die nur noch den freien Markt als einziges Ordnungsprinzip anerkennt, das auf diesem Markte Verkaufbare. Die Wahrheit wird zur Ware und das ist ihr Tod. Man lese einmal das Reformprogramm von "Wir sind Kirche - ausführlich in meinem Buch: Der zensierte Gott analysiert- und man wird finden, daß hier einfach die ganze Kirche mit ihrer Theologie marktwirtschaftlich umstrukturiert werden soll: Wie es euch- den Konsumenten- gefällt. Die Frage nach der Wahrheit ist einfach als metaphysisch und unnütz bei Seiten gelegt und damit auch alle Theologie und Philosophie.   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen