Was ist für den Erfolglosen diskriminierender als der Anblick eines Erfolgreichen? Gibt es ihn doch nur, wenn er anfängt, sich mit anderen zu vergleichen,um dann sich als Erfolglosen zu begreifen durch den Anblick des Erfolgreicheren. Diese Differenz diskriminiert ihn, da er nicht so erfolgreich ist wie der Andere. Nun gibt es Strategien des Umgehens mit solcher Erfahrung.
1. Der Andere ist erfolgreicher, aber ihm kommt das nicht zu, denn er ist zu Unrecht erfolgreicher.Fortuna habe ihn bevorzugt, er habe durch Betrug oder sonst irgendwie unredlich seinen Erfolg erzielt.
2. Es gäbe doch Wichtigeres im Leben als den Erfolg. Man selbst habe immer ehrlich und redlich gehandelt, darum sei man nicht so erfolgreich wie die Anderen, aber man ist dafür moralisch.
3. Es dürfe keine Erfolgreicheren geben. Um des Ideales der Gleichheit willen müssen alle als gleich erfolgreich angesehen werden. Wenn es doch Unterschiede gäbe, müssen die zum Verschwinden gebracht werden.
4. Es dürfe keine Erfolgrecheren geben. Wenn es sie doch gibt, haben sie ihren Erfolg aufzugeben, um gleich allen anderen zu werden.
Ist nicht ein Kernanliegen des Kampfes um soziale Gerechtigkeit der Kampf der weniger Erfolgreichen wider die Erfolgreicheren? Es sei eben ungerecht, wenn die Erfolgreichen mehr haben als die Anderen!
Da behauptete früher- in vorkonziliaren Zeiten- die Katholische Kirche, daß in ihr und nur in ihr die ganze Wahrheit präsent sei. Dadurch werden doch alle anderen christlichen Confessionen diskriminiert und dann noch mehr die anderen Religionen. Dies Wahrheitsgefälle verunmöglicht doch jede symmetrische Kommunikation zwischen der Kirche und allen anderen christlichen Confessionen und nichtchristlichen Religionen. Also wird um des Dialoges willen von der Katholischen Kirche ihr Verzicht auf ihre Selbstwahrnehmung als die einzig wahre verlangt. Niemals darf eine Religion als wahrer als die anderen gelten. Mache Dich also klein,damit wir anderen mit Dir auf gleicher Augenhöhe reden können- das Programm des interreligiösen Dialoges.
Ist der Emergenzpunkt des Feminismus nicht auch die Erfahrung von Frauen, angesichts von schönen auf die berühmte Frauenfrage: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? zu hören zu bekommen: Du nicht und Du hast auch keine Chance, die Schönste zu werden? Das ist doch die Diskriminierung der Frau durch die Frau. Die Gesellschaft, die Manngesellschaft diskrimiere so die Frauen, indem durch ihr Schönheitsideal Frauen diskriminiert werden, indem nun das Auge zwischen Schönen und Wenigerschönen unterscheidet, denn das Auge sieht durch die Brille des Schönheitsideales. Gäbe es das nicht, gäbe es diesen diskriminierenden Unterschied ja gar nicht.
Alle sollen als gleich schön angesehen werden. Oder, wie es der radicale Feminismus praktizierte: Wenn sich eine Frau schön mache, dann degradiere sie sich zum Sexobjekt des Mannes; darum ist es moralisch verwerflich, schön zu sein oder sich schön zu machen. Alle Frauen sollen eben wie graue Mäuschen herumlaufen, um zu demonstrieren, wie sehr sie sich vom Manne emanzipiert haben, daß sie ihnen nicht mehr gefallen wollen.Und welche Frauen forderten das im Namen des Feminismus, wenn nicht die Wenigerschönen? Es ist der Aufstand der Zukurzgekommenen wider die Bevorzugten des Lebens.
Es gibt nur Bestimmtes durch die Differenz zu den Anderen. Also, große Männer gibt es nur, weil es den Durchschnittsmann gibt, von dem sich der Große abhebt. Schöne Frauen gibt es nur, weil es Nichtschöne gibt, Helden gibt es nur, weil es Schurken gibt. Abstrakter formuliert: Das Wahre, Gute und Schöne gibt es nur, weil es das Unwahre, das Ungute und das Unschöne gibt. Und so muß es immer auch die Diskriminierung geben. Wer die gänzlich beseitigen möchte, der müßte diese Differenzen nichten und somit alles nichten, denn alles ist nur durch sein Gegenteil. Die Ordnung des Seienden ist so von Natur aus eine hierarische, ausgespannt zwischen den beiden Extremen, etwa dem Schönen und dem Häßlichen, dem Guten und dem Bösen, dem Wahren und dem Unwahren.
Diese Ordnung evoziert so immer auch die Lust an der Insubordination, daß alle gleich sein sollen, aber doch nur darum, daß dann wenige wieder gleicher als die Anderen sein wollen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen