Dienstag, 29. Oktober 2019

Das Zeit(geist)gemäße- das wichtigste Kriterium der heutigen Kirche?

"Der >homo rerum novarum< hat auf allen Gebieten menschlichen Wertewirkens sein bedeutsames Recht.Nur auf dem der Religion ist er eine wesensmäßige widrsinnige Erscheinung. Denn hier ist das >Zurück zu< die Wesensform der religiösen Erneurung selbst.<(Max Scheler). Botho Strauss, Die Fehler des Kopisten, 5.Auflage 2001, S.25.
Von diesem Wissen um das Wesen des Religiösen hat  die Katholische Kirche, aber auch der Protestantismus sich Lichtjahre entfernt.Dabei konnte der Reformator Philip Melanchton noch sagen, daß das Anliegen der Reformation nur darin bestünde, die nachträglich in die Kirche eingeführten Neuerungen wieder zu entfernen, um den Ursprung wieder zu restaurieren. Heute will man im Christentum nur noch "Reformen" (das meint ursprünglich: Zurückführungen zum Ursprünglichen) als Modernisierung der Kirche. Denn die Gesellschaft habe sich weiterentwickelt (so das optimistische Geschichtsbild, das die Geschichte als einen einzigen Fortschritt vom Dunklen zum Hellen ansieht) oder sich einfach nur verändert,sodaß nun die potentiellen Kunden der Kirche andere Angebote verlangen als früher. Die Kirche habe sich so den veränderten Bedürfnissen ihre Kunden anzupassen- so das Marktmodell der Kirche.
Ein "Zurück zu"darf es so nicht geben, denn das wäre ja restaurativ, also der unsinnige Versuch,etwas -zu Recht- Vergangenes zu revitalisieren.Aber diese Norm des Zeitgemäßen erlaubt der Kirche nun auch, wie Papst Franziskus Verehrung der indianischen Göttin Pachamama es zeigt, recht mythologische Vorstellungen, hier die einer weiblichen Fruchtbarkeitsgöttin, die als "Mutter Erde" geglaubt wird, aufzunehmen, weil sie zeitgeistgemäß ist im Kontext der Naturvergötzung, die Natur als heilig anzusehen, um sie vor dem Beherrschungswillen der unheiligen Menschen zu bewahren. Die Natur wird zum Heiligen erklärt, um dann die Zivilisation als menschliche Beherrschungspraxis zu perhorrezieren. Der radicale Vorschlag, Frauen sollen auf eigene Kinder verzichten, um die Natur so vor den Menschen zu schützen, bildet dabei den konsequenten Höhepunkt der Apotheose der Natur und der Verteufelung des Menschen.  
Daß hier nun ein "Zurück zu" praktiziert wird, ist aber doch wohl eine optische Täuschung, denn  die revitaliserte Göttin Pachamama soll ja nur noch als Appell dienen: Schützt die Natur vor den Menschen! Aber doch steckt in dieser  Revitalisierung mehr- es wird hier nun tatsächlich eine Göttin angerufen.Ein wirkliches "Zurück zu" wäre nämlich eine Rückkehr zum 1. Gebot Gottes, daß es für uns Menschen nur einen wahren Gott gibt, den wir als solchen zu verehren haben. Aber das ist  der Postmoderne zu rigoristisch intolerant. Sie schätzt mehr die Menschen, die sich ein "Goldenes Kalb" errichteten, um es dann zu verehren, die dann aber dafür von dem intoleranten Gott des Mose bestraft werden sollten. Diese Zeiten sollen nun für immer nur noch etwas Plusquamperfektisches sein, etwas, was uns Heutige nichts mehr angeht, wenn wir uns der Göttinverehrung erfreuen.

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