Spontan würde wohl jeder zustimmen, daß jeder sich selbst liebt, also sein Leben, daß er lebt bejaht, nur daß dann die Sebstliebe nicht zur Bejahung des Anderen führt:Die Welt leidet eben am Egozentrismus,daß die Meisten, nur sich selbst liebend alle anderen nur nutzen,ja ausnutzen wollen zum Eigennutz, oder sie einfach dem Egozentriker gleichgültig sind. Aber die Selbstbejahung sei eine Selbstverständlichkeit.
Probleme bekommt diese Meinung nun mit dem Phänomen des Freitodes, daß da wer Nein sagt zu seinem Leben und es beendet. Da dies inkompatibel ist mit der Meinung einer allgemeinen Lebensbejahung, daß zumindest jeder selbst leben will, nur daß er dann anderen das Recht auf Leben absprechen kann, muß der Freitod umgedeutet werden:
a) daß es ihn gar nicht gäbe, denn der Selbstmörder handle nie freiwillig, er würde zu dieser Tat ge-
trieben und
b) sei jeder Freitod in Wirklichkeit ein Hilferuf : Rettet mich, sodaß der Tod ungewollt eintritt, weil
keiner zur Rettung kam.
Aber Zweifel sind erlaubt, nicht nur ob des Schülerwitzes im Religionsunterrichtes: Ich soll meinen Nächsten lieben wie mich selbst- nichts leichter als das, wo ich mich selbst doch so wenig liebe. Im Bereich der Religionen sind die drei Religionen des Christentumes, die jüdische und die muslimische lebensbejahende. Sie verkünden die Erlösung des Lebens, daß wir jetzt noch nicht wahrhaft leben, daß uns aber das wahre Leben als jenseitiges verheißen ist, der Buddhismus dagegen eine lebensverneinde, denn er verkündigt die Erlösung vom Leben. Erlösung ist die Überwindung des Lebenswillens, das Eröschen der Lebensgier im Nirvana und daß so die Heiligung in der Abtötung des Lebenswillens, der Lebensgier besteht.
Der große Philosoph Schopenhauer implantierte durch seine "pessimistische" Philosophie dieses Erlösungsverständnis in den europäischen Dikurs über das Leben. "Lohnt sich das Leben überhaupt?" war so keine rhetorische Frage mehr, es wurde ernst. So konnte Camus diese Frage als die Frage der Philosophie bestimmen: Ist der Freitod dem Leben vorzuziehen?
Dieser Lebenspessimisus, wäre das Nichtsein dem Sein nicht vorzuziehen? bildet das philosophische Fundament der Dekadenz. Kulturen in der Phase der Dekadenz reflektieren so über ihren Lebenswert: Soll es uns noch weiter geben? Es ist die Frage alt gewordener Kulturen und Völker, nicht lebenssatt sondern eher des Lebens überdrüssig, denen der Wille zum Leben schwindet: Es ist genug, wir wollen nicht mehr, wir wollen abtreten.Auch noch so gutes Brot und raffiniert inzenierte Spiele langweilen nur noch. Zu diesem typischen Phänomen der Langeweile tritt eine Hypermoralisierung.Nietzsche beschreibt das so (Jenseits von Gut und Böse, 259):
"Leben selbst ist wesentlich Aneignung,Verletzung, Überwältigung des Fremden und Schwächeren, Unterdrückung ,Härte,Aufzwängung eigner Formen, Einverleibung und mindestens,mildestens Ausbeutung". Der "Wille zur Verneinung des Lebens" speist sich nun aus der moralischen Verurteilung dieser Härte des Lebens: Wenn das Leben so ist, dann wäre es besser nicht.
Die Lebensverneinung kann nun indviduell im Freitod oder kollektiv als Nein zu allem Leben gestaltet werden.Und damit stehen wir nicht nur mitten in unserer postmodernen Kultur, sondern erblicken die Tiefenschicht dieses Phänomens, daß der Mensch des freien Westens sein Nein zum Leben spricht. Die Schwächung des Lebenswillens bis hin zum Verneinen des Lebens, das ist die Dekadenz unserer Zeit.
Spezifische Manifestationen dieser Dekadenz sind so der Feminismus, besonders jetzt in der Ausformung der Genderideologie, die Homosexbewegung aber auch der Vegetarismus und die Multikultiideologie. Bei der Homosexbewegung ist dies am offensichtlichsten: In ihrem Nein zur Fortpflanzung, sie wollen nur Sex, der jede Fortpflanzung verunmöglicht, sagt diese Bewegung ihr Nein zum Leben. Für den Feminismus ist dies ebenso offensichtlich: Ihr erfolgreicher Kampf für das Recht der Mutter, ihr eigenes Kind im Mutterleibe töten zu lassen, ist der Triumph der Lebensverneinung, denn zur Lebensbejahung gehört das Ja zu eigenen Kindern.
Im Vegetarismus wird dagegen das Grundgesetz des Lebens verneint, daß Tiere und Menschen nur leben können, wenn sie anderes Leben töten. Es ist eine hypermoralische Empfindsamkeit gegen dies Grundgesetz des Lebens. Die Selbsttäuschung der vegetaristischen Ideologie besteht nun darin, daß im Verzicht auf das Töten tierischen Lebens das Töten des pflanzlichen Lebens ausgeblendet wird.Der Mensch kann nur leben, indem er tötet, das gehört eben zu den nichtakzptierten Einsichten der Lebensbejahung Nietzsches.
Eine besondere Form der Lebensverneinung stellt nun der Multikulturalismus dar: Er sagt Nein zum eigenen Leben, dem des deutschen Volkes, dem der europäischen Völker. Der jetzt noch den alt und dekadent gewordenen Völkern eigene Lebensraum soll den jungen dynamischen Völkern überlassen werden, die nun in der Gestalt der Masseneinwanderung von Flüchtlingen sich hier einen neuen Lebensraum erobern und erobern können, weil die Eliten der Völker Europas ihre eigenen Völker aufgegeben haben: Wir sind nur noch da, um Platz zu schaffen für die Fremden, die unser Land in Besitz nehmen werden, wenn wir abtreten.
Hier spielt der Hypermoralismus eine große Rolle, daß die Beziehungen der europäischen Völker und der Amerikas einseitig als eine Schuldgeschichte interpretiert wird, daß der "Weiße Mann" an allem Elend der Welt schuld sei und so abzutreten habe.
Das Leben ist dem Dekadenten zu hart geworden, er will seines Lebens Ende, auch wenn er dabei irritiert auf die Vitaliät anderer außereuropäischer Völker schaut, die all das sind, was er in seiner Sturm-und Drangzeit auch mal war:lebensbejahend. Der Kontrast zwischen dem sich revitalisierenden Islam- für die Türkei als Hoffnung auf ein neues Osmanisches Reich- und der absterbenden christlichen Religion in Europa und Amerika ist dafür die bezeichnendste Manifestation.
Zusätze:
Die Ideologie des Multikulturalismus zerstört so die Immunsysteme der Völker Europas, sodaß sie Fremde aufnehmen bis zu ihrem eigenen Volkstod.
Der Genderismus will die Grundlage des menschlichen Lebens zerstören, indem sie die Polarität der Geschlechter einebnen will, daß es im Idealfall nur noch Menschen und keine Frauen und Männer mehr geben soll.
Der Feminismus als Nein zum Leben ist dabei die radicalste und erfolgreichste Bewegung der Lebensverneinung, denn durch das Töten der Kinder im Mutterleibe wird die Zukunft des Menschen getötet.
Der italienische Faschismus (Mussolini) stellte den Versuch da, Italien aus der Dekadenz herauszuführen, aus Italienern wieder Römer zu machen als Neugeburt eines Römischen Reiches. Der Versuch der Türkei,ähnlich dem des italienischen Faschismus scheint erfolgsversprechender zu sein, stützt er sich doch auf den sich revitalisierenden Islam. Die einst als "kranker Mann am Bosperus" gespöttelte Türkei trotzt jetzt ja schon vor Kraft. Die aktuelle Meldung: Wegen des Kreuzes: Türkische Polizei beschlagnahmt Fanfahnen des Gladbacher Fußballvereins bei einem Auswärtsspiel (Junge Freiheit vom 4.10.2019), zeigt, wie machtbewußt dieser islamische Staat gegen christliche Symbole vorgeht, selbst wenn sie wohl von vielen Fußballfans gar nicht mehr so verstanden werden. Starke kennen gegenüber dekadent Gewordenen keine Toleranz.
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