Freitag, 25. Oktober 2019

"Wir haben Gott getötet"- der Gottesmord modernistischer Theologie

Es müßte doch eine Selbstverständlichkeit sein, daß die wissenschaftliche Theologie danach frägt: Ist Gott und wie ist er?, und daraus folgernd: Wie ist Gott zu uns und wie sollen wir zu ihm sein? Das wäre die Objektiviät der Wissenschaft als Streben nach Erkenntnissen. Die religiöse Frage: Wie werde ich ein von Gott akzeptabler Gott? würde dann auch in diesem Fragekontext diskutiert.Wie immer nun die Theologie zu Antworten kommt und vielleicht könnte sie gar einräumen, keine Antworten auf diese Fragen zu finden, sie würde aber an diesen Fragen festhalten, weil sie eine Wissenschaft ist, die nach objektiven Erkenntnissen forscht,also dem Objekt ihres Fragens gerecht werdende Antworten.
Ist das etwa eine Selbstverständlichkeit der Theologie?Mitnichten! Ein modernistischer Theologe frägt ganz anders. Als Beispiel ziehe ich hier den Funndamentaltheologen Magnus Striet herzu, weil er eben freimütiger als manch anderer Modernist das Geheimnis zeitgenössischer Theologie ausplaudert. Im "Ernstfall Freiheit" offenbart sich uns so ganz offenherzig das zentrale Konstruktionsprinzip modernistischer Theologie.
Sie frägt nicht mehr: "Wie ist Gott?" sondern: "Wie hat Gott zu sein,damit er für uns Menschen akzeptabel ist?" Es wird nach einem Gott gefragt, der paßgenu zu unseren menschlichen Bedürfnissen paßt!  Der Gott, den Jesus uns verkündet ist deshalb für uns ein akzeptabler Gott, weil er genau zu unseren Wünschen paßt. Der Fundamentaltheologe formuliert das so:
"Von daher,um es auf die Freiheitsfrage zu beziehen, erscheint hier zudem ein passender Gott zu den Nöten des Menschen, dem Freiheit- die eigene und die Freiheit des Anderen-zugleich das Höchste ist  und der deshalb mit mangelnder Gerechtigkeit, aber auch der Endlichkeit des Lebens hadert.Deshalb darf auch kein Gott akzeptiert werden, der nicht für die Freiheitswürde des Menschen steht. Im strengen Sinn wissen kann ich nicht, ob es den Gott gibt, den ich für den Gott des offenbar gewordenen Evangeliums halte." (Ernstfall Freiheit, 2018,S.39.)
Das heißt, Klartext gesprochen:
1. Es wird ein Gottesbild aus der Verkündigung Jesu herauskonstruiert. Dabei selektiert der Theologe zwischen dem Akzeptablem und dem Nichtakzeptablem und schafft so ein ihn genehmes Gottesbild. Da für den Menschen die eigene und die Freiheit des Anderen das höchste Gut sei, muß der für uns Menschen akzeptable Gott einer sein, der zu diesem Freiheitsverständnis kompatible. Grundsätzlich gälte, daß alle Gottesbilder, Aussagen über Gott immer nur menschliche Aussagen über Gott sind, das gälte so auch für die Bibel, die Tradition und den Aussagen des Lehramtes. Ob eine dieser Aussagen auch wahr ist, entzieht sich der Erkenntnis. Das Gottesbild darf nun aber nicht willkürlich ausgemalt werden, denn nur ein Gottesbild, das des Menschen "moralisch-ethischen Maßstäben entspricht"(S.41) ist ein akzeptabler Gott. Daraufhin ist die Bibel und die Tradition zu durchforschen, um nur den theologischen Aussagen einen Bestand zu gewähren, die diesem Kriterium genügen.
Nun gilt aber: "Aber vielleicht tut Gott dem Menschen den Gefallen, so zu existieren, wie dies seinen moralisch-ethischen Maßstäben entspricht." (S.41) Die Aufgabe der Theologie besteht also nach diesem Modernisten darin, im Gestus des Optatives ein Gottesbild auszumalen, daß den Vorgaben der moralisch-ethischen Maßstäbe gerecht wird. Diese Maßstäbe konstruiert die autonome Vernunft des Menschen allein auf sich gestellt, um dann auszurufen: "O möge dieser Wunschgott doch so existieren, wie wir ihn erphantasiert haben kraft unserers vernünftigen Denkens."
Jedes Gottesverständnis nun, was in der hl. Schrift oder der Tradition präsent ist, das dieser Kriteriologie nicht entspricht, ist dann als nichtakzeptabel zu beseitigen. (Diesem Fundametaltheologen sind dabei der Apostelfürst Paulus, der hl. Augustin und- wen wundert es: Anselm von Canterbury die schlimmsten Fehlgriffe ob deren Sündenlehre und der Betonung der Erlösung allein durch das Kreuz Jesu Christi. Er revitalisiert stattdessen ganz unoriginell das pelagianische Anliegen, daß für jeden Menschen das  Heil möglich ist kraft seines natürlichen Vermögens, seiner Vernunft.) Und worin besteht es? Darin, daß jeder die Freiheitsrechte des Anderen wie die eigenen respektiert, also jeden so leben läßt, wie es ihm gefällt, wenn der Andere nur die Freiheitsrechte aller Anderen auch respektiert. Die Freiheit wird so einseitig nur als Freiheit von jeder Fremdbestimmung verstanden, die dann die Freiheit wozu reduziert auf den Verzicht, den Anderen fremdbestimmen zu wollen: Jeder soll selbstbestimmt leben. Und Gott? Der respektiert dies Freiheitsrecht der Menschen, denn sonst wäre er ja inakzeptabel.
Gottes königliche Herrschaft wird also radical demokratisiert: Will Gott Gott sein, dann muß er so sein, wie der Mensch ihn sich wünscht. Und diesen Optativ-Gott zu lehren, das ist die Aufgabe der wissenschaftlichen Theologie. Aber sie kann nur wünschen, daß es ihn so gibt.
Was wird nun aber aus dem Gott, der sich uns offenbart hat? Der ist einfach inakzeptabel, denn Gott hat sich nach uns zu richten. So wird die Offenbarung und das Offenbarsein Gottes dekonstruiert:
"Ich mache aber nochmals darauf aufmerksam, dass es sich bei der Ausdeutung des Lebens und der Person Jesu als Selbstoffenbarung Gottes um ein Narrativ, um eine Interpretation handelt.Ist keine Gewissheit erzeugbar, so bedeutet dies auch, dass das Dogma von der Menschwerdung Gottes epistemologisch betrachtet ein Narrativ darstellt." (S.89)
Genau genommen könnte auch eine Offenbarung Gottes der Gotteserkenntnis nichts hinzufügen, denn die moralisch-ethischen Maßstäbe reichen ja schon aus, um zu wissen, wie Gott ist und daß er nicht anders sein kann. Wir bräuchten nur noch zu glauben, daß es auch wirklich einen Gott gibt, der so ist, wie es unsere Vernunft erdichtet hat.   

 
      
    

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