Erleben und erleiden wir nun in der Amazonassynode und dem "Synodalen Weg" einen triumphalen Sieg des Modernismus über die Katholische Kirche? Als eine der Zentralaussagen des Modernismus verurteilte Papst Pius IX. in seinem "Syllabus" dieese Meinung: "Der Römische Bischof kann und soll sich mit dem Fortschritt, mit dem Liberalismus und mit der modernen Kultur versöhnen und anfreunden."Nr. 80. (Denzinger, Hünermann, 40.Auflage DH 2980).
Sicher hat sich der innerkirchliche Modernismus seit dem "Syllabus"verändert, hat sich doch auch die Welt seit dem verändert, aber daß es eine der wichtigsten Aufgaben der Katholischen Kirche wäre, sich jederzeit der Gegenwart einzupassen, dem jeweils vorherrschenden Zeitgeist, das ist die Substanz des Modernismus geblieben. Denn für ihn ist die Geschichte der Kirche ja auch nichts anderes als ein Prozeß des kontinuierlichen Sicheinpassens in die jeweilige Gegenwart.
Den emphatischen Begriff des Fortschrittes hat der herrschende Zeitgeist aufgegeben, nüchterner spricht man von wechselnden Konsumbedürfnissen, denen sich die Kirche je nach der aktuellen Nachfrage anzupassen habe.Und wenn die traditionelle Theologie und Frömmigkeit nicht mehr "ankommt", an den Mann und die Frau zu bringen ist, dann muß eben die Angebotspalette der Kirche marktgemäß verändert werden.
Das Entscheidende ist also nicht einfach, daß die Kirche Glaubenswahrheiten aufgibt, sondern daß sie aufhört, nach der Wahrheit überhaupt zu fragen. Denn auch der traditionelle Häretiker vertrat ja seine Lehre in der festen Überzeugung, daß sie und nur sie wahr sei- den Heutigen ist diese Frage nach der Wahrheit schon abhandengekommen. Stattdessen wird nur noch nach der Identität der Kirche gefragt und in wieweit die Kirche sich der Welt einpassen kann, ohne daß sie ihre Identität verliert, oder um das einfach zeitgemäßer zu formulieren: Wie kann sie Neukunden gewinnen, ohne daß sie durch ihre Modernisierung alte Stammkunden verliert?
Die Kultur, mit der jetzt die Kirche sich versöhnen will, ist die der Marktwirtschaft und die ist nun aber auch das Herzstück der Ideologie des Liberalismus. Was interessiert uns schon, was wahr ist, wichtiger ist es doch, daß wir als Kirche bei den Menschen ankommen.
So muß es auch Papst Franziskus klar sein, daß im Urteile Gottes die Todesstrafe kompatibel ist mit der Menschenwürde, so lehrt es die hl. Schrift und die Kirche, aber der Papst weiß eben, daß ein Nein! zur Todesstrafe in der Welt besser ankommt und so korrigiert er gar Gott selbst,um den Menschen zu gefallen.So weiß er auch, daß die Vaterunserbitte: Und führe uns nicht in Versuchung! nicht mehr zu dem modernen weichgespülten Gottesbild paßt und so ändert er eben gegen Jesus Christus diese Bitte.Dazu würde es auch gut passen, zu lehren, daß Jesus von Nazareth nur ein Mensch war, würde das doch den Dialog mit den anderen Religionen versimplifizieren: Wir glauben alle an Einen Gott, der sich halt nur durch verschiedende Menschen verschieden offenbart hat, dem Moses anders als dem Mohammed und Jesus noch anders, aber alle verkündeten doch nur diesen Einen Gott.
Pointiert gefragt: Gibt es noch eine Substanz der christlichen Religion, die als Wesenskern allen Neueinpassungen ihre Christlichkeit bildet,oder gleicht die christliche Religion einer Zwiebel, bei der man Schicht für Schicht abtragen kann als Einpassung an die jeweilige Zeit, ohne daß je ein Kern auffindbar wäre, weil es so einen gar nicht gibt?
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