Nichts ist doch so wichtig für das kirchliche Leben wie ein klares Feindbild. Das ist auch die Maxime des Standpunktkommentares von Jeremias Schröder OSB (katholisch de am 17.12.2019.)"Gegen bürgerliche Religion", so wurde ein Nachruf auf den Theologen Johann Baptist Metz betitelt, der als einer der Väter einer politischen Theologie gilt, die eigentlich seit Eric Petersons Kritik:»Der Monotheismus als politisches Problem« (1935)als erledigt galt, trotz der fundierten Kritik durch Carl Schmitt (Politische Theologie I und II),die aber dann als linke Kritik am Bestehenden viele Anhänger fand. Sie sollte im bewußten Kontrast zur von Peterson kritisierten der Herrschaft affirmativ gegenüberstehenden politischen Theologie eine herrschaftskritische sein.
Aber das ist für diesen Kommentator nur noch Vergangenheit. Zwei neue "Gegner" erblickt er nun, "Gegner"eines bürgerlichen Christentumsverständnisses:a) die radicalen Popuaristen und
b) die "neuen Bewegungen" , gemeint sind damit neue geistliche Bewegungen.
Diese seien antibürgerlich. Offensichtlich wird damit um die Debatte angespielt, ob die AfD eine bürgerliche oder eine nichtbürgerliche Partei sei. Der Auslöser, ein später zurückgenommener Kommentar, daß es in Thüringen nach der Landtagswahl eine Mehrheit auch für eine bürgerliche Koaliation gäbe unter Einschluß der AfD. Die politisch korrekten Medien skandalisierten diesen Kommentar eines Öffentlich-Rechtlichen Senders, sodaß er bedauernd zurückgenommen wurde. Die AfD darf nicht als "bürgerlich" bezeichnet werden, denn sie sei sich radicalisierend antibürgerlich. Dem schließt sich nun der Kommentar an in seiner Warnung vor dem rechten Popularismus.
Dem stellt er positiv gegenüber: die Bejahung von Institutionen und der Tradition als bürgerliche Einstellung. Das muß nun aber doch uns irritieren, denn Conservative und Rechte gelten doch als traditionsbejahend und positiv Institutionen gegenüberstehend, etwa dem Staate gegenüber. Da muß etwas irgendwie anders gemeint sein, nur wie?
"Und
vielleicht wird Manchem erst bei deren fortlaufenden Attacken gegen
Institutionen und Traditionen deutlich, was das Bürgerliche so alles an
Gutem zu bieten hatte: Vernünftigkeit, rechtes Maß, Stabilität,
Bildungsstreben, die Bereitschaft sich mit der Komplexität des Alltags
zu arrangieren ohne auf simple Hau-Ruck-Lösungen zu verfallen,
Veränderung statt Umbruch, Vermeidung von Enthusiasmus, Religion ohne
Exzess. Diese vergleichsweise unspektuläre Bürgerlichkeit wird vor allem
dort bemerkt, wo sie zu fehlen beginnt. "
So lautet die Kritik des Popularismus. Reduzieren wir das auf seinen Kern, so meint hier Bürgerlichkeit einfach nur, eine das Bestehende, so wie es ist, bejahende Haltung. Der radicale Popularismus ist also verwerflich, weil er sich nicht affirmativ sondern kritisch zum Gegebenen verhält. Das das nicht einfach bürgerlich ist,leuchtet jedem sofort ein, der an die bürgerliche Revolution Frankreichs denkt mit ihrem Enthusiasmus für eine neue vernünftige Ordnung, die die Monarchie beseitigen sollte. Nein, so bürgerlich wurde das Bürgertum erst nach der Revolution, als es anfing, das neu Entstandene gegen neue Revolutionäre verteidigen zu müssen, die gerade die utopischen Gehalte der bürgerlichen Revolution verraten sahen in der bürgerlichen Gesellschaft.
Das Bürgerliche soll also seinen ureigensten revolutionären Enthusiasmus vergessen, um einfach jetzt nur noch das Bestehende zu bejahen.
Nun gibt es da noch den 2.Gegner: "Aber da, wo eine ernsthafte und langfristige Berufung heranreift,
müssen auch einige dieser eher bürgerlichen Tugenden mitwachsen. Wo das
nicht geschieht, kommt es zu Einseitigkeiten und Verdrehungen. Und die
können fatal sein, wie man einigen der "Neuen Bewegungen" erkennt, in
denen man vor zwei Jahrzehnten noch die Zukunft der Kirche gesehen
wurde, und die heute die Kirchenobrigkeit und auch die Justiz
beschäftigen."
Das ist nun eine Polemik gegen geistlich neue Bewegungen, die durch ihren Enthusiasmus charakterisiert werden, und die als vermeintliche Zukunftshoffnungen nun die weltliche Justiz beschäftigen bzw. von der Kirchenobrigkeit diszipliniert werden müssen. Dazu führt eben der Enthusiasmus, dem ein unspektakuläres ordentliches Christentum gegenübergestellt wird, dessen höchste Tugend die Loyalität der Obrigkeit gegenüber ist. Und damit sind wir genau bei dem Christentumsverständnis angelangt, das Eric Peterson als "politische Theologie" verurteilte, ein sich einfach in das Bestehende integrierende Christentum, dem das Leben als gehorsamer Staatsbürger der höchste Akt seiner Religion ist, konkreter, das heute Christsein heißt, ein politisch korrekter Gutmensch zu sein.
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