Freitag, 27. Dezember 2019

Probleme mit Weihnachten: Alles aus Liebe?

Aus Liebe zu uns Menschen wurde Gott Mensch- das klingt fürwahr gut und theologisch richtig und ist es auch. Aber trotzdem stimmt auch etwas an dieser Aussage nicht. Nehmen wir es etwas genauer: Der Sohn Gottes wurde Mensch, ein bestimmter Mensch, nämlich als Kind der Mutter Mariae im Stall zu Bethlehem kam er zur Welt.

1. Frage: Wie verhält sich denn die Liebe Gottes zu seinem einzigen Sohn mit dem Faktum, daß er so armselig geboren wurde? Hätte Gott als der Allmächtige ihn nicht unter besseren Umständen zur Welt kommen lassen, etwa als Pflegekind eines angesehenen Schriftgelehrten oder Rabbiners, nicht, um es modern zu formulieren in bildungsferner Schicht? Oder sollte die Frage schon falsch gestellt sein, daß Gott nicht aus Liebe zu seinem Sohn ihn so zur Welt kommen ließ sondern aus Liebe zu den vielen anderen Menschen und nicht so sehr aus Liebe zu seinem einzigen Sohn?

2. Frage: Warum ist es ein Akt der Liebe Gottes zu den vielen Menschen, daß er seinen Sohn so armselig geboren werden läßt, daß er kaum geboren in die Fremde fliehen mußte mit seinen Eltern nach Ägypten und daß es am Ende gar am Kreuze starb? Es drängt sich so doch der Eindruck auf, daß Jesu Passion nicht erst mit seiner Kreuzigung anfing, sondern daß er von seiner Geburt an zu leiden hatte. Wenn Gott aus Liebe zu den vielen Menschen seinen Sohn zu so einem Leben bestimmte, warum soll es ein Akt göttlicher Liebe sein, daß der Sohn so von Anfang an zu leiden hatte, anhebend mit seiner Geburt in einem Stalle? Sicher war es für den Sohn Gottes kein Liebeserweis seines göttlichen Vaters, so leben zu müssen. 
Erweist darin Gott aber seine Liebe zu uns Menschen, daß er seinen Sohn so von der Geburt an leiden ließ? Zur Veranschaulichung des Problemes soll jetzt diés sich vorgestellt werden: Ein reicher Mann verschenkte seinen ganzen Besitz, setzte sich daraufhin neben einen Bettler, um ihm zu sagen: "Nun bin ich genauso arm wie Du, auch ich werde des Nachts im Freien schlafen und hoffe, nun etwas zu essen zu erbetteln. Das tue ich aus Solidariät, aus Liebe zu Dir!" Was würde wohl der Bettler respondieren? Hülfe ihm diese Solidarität, dies sich Armgemachthaben des Reichen? Erwiderte er wirklich, daß es gut sei (für den Bettler), daß er nun freiwillig auch arm geworden sei? Nein, der Arme wird sagen: Wenn Du einen Teil Deines Reichtumes behalten hättest, um den mir zu schenken, das hätte mir geholfen, aber als wie ich Bettelarmer bist Du mir keine Hilfe!  
Warum hilft also die Armut und das Leiden Jesu von seiner Kindheit an uns anderen Menschen? Und warum soll sich in diesem armen Leben Jesu Gottes Liebe zu den Menschen gar erweisen? Ja, wenn nun man urteilen könnte, daß Jesus nur arm wurde, damit wir reich würden, aber warum soll der alle Menschen liebende Gott nicht alle Menschen beglücken können, ohne daß dafür sein Sohn zu leiden hätte, von der Krippe bis zum Kreuz?

3. Kann wirklich die Menschwerdung des Sohnes Gottes, sein Leiden von der Krippe bis zum Kreuze aus der Liebe Gottes erklärt werden? Müßte dann nicht das Leiden Jesu nur als unglückliches Widerfahrnis durch Menschen dem göttlichen Sohne angetan verstanden werden. Einfacher gesagt: Jesus hatte die Liebe Gottes zu allen Menschen zu verkünden, viele Menschen mochten das nicht hören und darum verfolgten sie ihn bis zur Tötung am Kreuze. Nur, warum hat der göttliche Vater dann aus Liebe zu seinem Sohne ihn vor diesem bitteren Schicksal nicht bewahrt, zumal er dies als Allmächtiger auch gekonnt hätte? Müßte es nicht als ein Defizit an väterlicher Liebe zu seinem einzigen Sohn angesehen werden, den Sohn nicht vor so viel Leid zu bewahren? Denn  das Leiden des Sohnes hat ja aus der Perspektive der reinen Liebe Gottes keinen Sinn, weder für den Vater, noch für  seinen Sohn noch für uns Menschen. 
Oder, was sagte eine Frau zu ihrem Mann, erklärte der ihr, daß er aus Liebe zu ihr leiden wolle? Was hätte die geliebte Frau von diesem Leiden aus Liebe zu ihr?Würde sie nicht respondieren: "Leide doch nicht, laß uns lieber glücklich zusammen sein!" Mann kann es drehen und wenden, so viel man will, der Leidensweg Jesu von der Krippe bis zum Kreuze läßt sich nicht aus der Liebe Gottes erklären, ja dieser Leidensweg widerspricht gar der väterlichen Liebe zum eigenen Sohne und kann auch nicht als reiner Akt der Liebe zu den anderen Menschen begriffen werden, denn was hätten sie davon, wenn Gottes Sohn, Mensch geworden wie ein Armer und zu Unrecht Verurteilter gelitten hat.Eigentlich hätte Jesus doch nur, wenn man den Liebestheologen Glauben schenkt, verkünden brauchen, daß Gott bedingungslos jeden Menschen liebe, zu ihm sein Ja sage. Das wäre sein hinreichendes Heilswerk gewesen. Und dann hätte der allmächtige Vater ihn doch wohl vor allem Leiden bewahren können, damit er unbeeinträchtigt von allen Léiden den nur lieben Gott verkündigen könnte.

Das Leiden Jesu kann nicht aus der Liebe Gottes erklärt werden, denn Gott muß ja notwendigerweise als allmächtig gedacht werden,sonst wäre er nicht als Gott gedacht, und das hat zur Folge, daß der Gottessohn nicht gegen den Willen des Vaters hat leiden müssen! Wenn er also doch von der Krippe bis zum Kreuze gelitten hat, dann muß das als mit der Einwilligung des göttlichen Vaters geschehen gedacht werden. Es muß also einen guten Grund für den allmächtigen Vater für das Leiden des Sohnes auf Erden geben und das kann nicht einfach nur die Liebe sein, denn aus ihr ist dies Leidensleben Jesu nicht erklärbar.   

These: Gott ist nicht nur die Liebe sondern ebenso die Gerechtigkeit. Und Gott als göttliche Gerechtigkeit verlangt, daß das Sündigen wider ihn und den Menschen bestraft wird.Eine gerechte Strafe ist dann genau die, wenn gemäß der Größe der Sünde gestraft wird, der Täter sie erleidet. Das Symbol der Waage für das gerechte Gericht veranschaulicht uns das: Gerecht ist die Strafe, wenn sie so schwer wiegt wie die Untat wog. Der allmächtige Gott richtet so gerecht, indem er die Sünder gemäß ihrem Maß des Sündigens Strafe erleiden läßt. Gott ist aber nun auch der die Menschen liebende Gott, der so den Tod des Sünders nicht will, aber als Gerechtigkeit doch zu wollen hat. Aus diesem Zwiespalt heraus entsteht die Aufgabe des leiden müssenden Sohn Gottes, der von der Krippe bis zum Kreuze den Zorn Gottes über die Sünde zu erleiden hatte, damit wir Menschen den gerechten Zorn Gottes nicht erleiden müssen. So offenbart das Leidenmüssen des göttlichen Sohnes nicht nur die Liebe Gottes sondern auch seine Gerechtigkeit als seinen Zorn wider die Sünder.    
   

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