Joseph, Maria und Jesus, die heilige Familie und somit auch die Idealfamilie, sozusagen das Urbild der Familie. So sollte es und wird es auch in der Liturgie der Kirche heute, dem 29.12. gefeiert und das ist gut so angesichts der wirkkräftigen Tendenz zur Auflösung dieser Ordnung des Lebens. Aber ein leichtes Unbehagen läßt sich doch nicht gänzlich verdrängen.
1.Jesus Christus ist zwar der leibliche Sohn der Maria aber nicht der leibliche Sohn Josephs. Gehört nicht zumindest zum Ideal der Ordnung der Familie, daß die Eltern die leiblichen Eltern ihrer Kinder sind? Man spreche einfach mal den Satz vor sich hin: "Das ist mein Stiefvater", und frage sich: klingt das gut, verbinde ich mit dem Begriff des Stiefvaters etwas wirklich Positives? Wenn nun auch Joseph der Pflegevater Jesu genannt wird, um den Begriff des Stiefvaters zu vermeiden, bleibt es nicht dabei: Joseph war nicht sein wirklicher Vater.
Ziehen wir nun noch das Protoevangelium des Jakobus zur Rate, in dem uns das Leben der Mutter Gottes, der Maria vorgestellt wird und es keine zwingenden Gründe gibt, an der Zuverlässigkeit der dortigen Aussagen zu zweifeln, dann war Joseph Witwer, und wurde Maria durch Priester des Jerusalemer Tempels per Gottesbefragung als Ehemann zugesprochen.Das heißt nun, daß Jesus auch Stiefbrüder und Stiefgeschwister hatte aus Josephs erster Ehe, von denen die Evangelien dann ja auch berichten.Kann eine solche Familienstruktur als ideal angesehen werden, wenn nun mal die Differenz von Kindern und Stiefkindern für jedes Familienleben erstmal ein Problem ist?
2. Nach dem katholischen Verständnis gehört zur Ordnung der Familie, daß die Eheleute gültig miteinander verheiratet sind. Maria war die Verlobte des Josephs, waren sie aber auch gültig verheiratet? Spontan würde wohl jeder Katholik diese einfache Frage mit Ja respondieren. Nur, da stehen wir vor gleich 2 argen Problemen: a) eine Ehe ist erst dann gültig geschossen,wenn sie vollzogen wurde. Das meint den ehelichen Verkehr, also unmißverständlich formuliert, daß ein Geschlechtsverkehr nach der Eheschließung vollzogen wurde. Wird der nicht vollzogen, ist die Ehe nicht gültig geschlossen, gilt somit das Paar als noch nicht verheiratet. Da Maria immer währende Jungfrau ist, hat sie so nie mit Joseph die Ehe vollzogen und blieb so bis zum Tode des Josephs nur seine Verlobte.
Zudem gilt b), wenn auch nur einer der Eheleute erklärt, er wolle zwar heiraten, er wolle aber kein gemeinsames Kind mit dem Ehepartner, daß dann durch diesen Ausschluß des Ehezweckes der Nachkommenschaft die Eheschließung ungültig wird. Nun muß wohl angenommen werden, daß Maria ein Jungfrauengelübde abgelegt hat, daß sie auch in der Ehe jungfräulich bleiben wollte und daß Joseph das akzeptiert hat und nur so konnte sie in dieser Ehe ja nach der Geburt Jesu Jungfrau bleiben, sie bekam kein zweites Kind. Das bedeutet nun aber, daß sie den Zweck der Ehe,mit dem Ehemann Kinder zur Welt zu bringen, verneint hat. So war ihre Eheschließung ob dieses Gelübdes auch ungültig.
3. Kann das Ideal der Familie in einer Ein-Kind-Familie bestehen? Würde in jeder Ehe nur ein Kind zur Welt kommen, stürbe die Menschheit in Bälde aus. Zur Veranschaulichung: Nehmen wir an, es gäbe 100 Familien auf der Welt, dann ergäbe das 50 Kinder und wenn 25 davon Mädchen und 25 Buben wären, ergäbe das 50 Familien, die dann nur noch 25 Kinder hervorbrächten ...Es braucht nicht weiter gerechnet zu werden, um zu sehen, daß das Ideal einer Ein-Kind-Familie das Aussterben der Menschheit in erschreckend kurzer Zeit zur Folge hätte. Also kann das nicht ein Ideal sein.
4. Jesus ist wahrer Gott und wahrer Mensch und als solcher der Erlöser der Menschheit. Würde die hl. Familie wirklich als Idealfamilie ernst genommen, müßte dann nicht konsekutiert werden, daß jede Familie so auch einen Gottmenschen als Erlöser zur Welt zu bringen hätte? Das sei ferne. Die Welt braucht wirklich nur einen Erlöser und so auch nur eine Mutter, die Gott zur Welt bringt und nur eine Familie, in der der Sohn Gottes, weil er auch wahrer Mensch ist, als Kind aufwuchs. Diese Familie kann und darf so gar nicht ob ihrer einzigartigen Stellung in der Heilsgeschichte ein Ideal, ein Vorbild für die anderen Familien sein.
5.Grundsätzlicher: Die Ordnung der Ehe und der Familie gehört wie die Ordnung des Volkes und des Staates zu den Schöpfungsordnungen Gottes, durch die er das menschliche Leben erhält.Die hl. Familie gehört aber als Sonderfall zur Heilsordnung Gottes, durch die er das Heil der Menschen wirkt. Maria als die Gottesgebärerin ist eben nicht einfach eine Mutter, die durch ihre Berufung zur Mutterschaft ihren Beitrag zum Erhalt des Lebens geleistet hat, sondern sie hat uns den Erlöser geboren und so gehört sie auf vorzüglichste Weise in die Heilsordnung Gottes.
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