Mittwoch, 8. Januar 2020

Verdrängte Wahrheiten: Warum sandte Gott seinen Sohn in die Welt?

"Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt,daß er seinen eingeborenen hingab, damit  jeder, der an ihm glaubt, das ewige Leben habe." Joh 3,16. Vortrefflich sind hier die kurzen Kommentare der Fußnoten von Augustin Arndt S.J., Die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments.Mit dem Urtexte der Vulgata. 1903, 2.Auflage: zu hingab: "in den Tod" und zu glaubt:"An den Heiland glaubt, wer glaubt, daß er Gottes Sohn und Gesandter, der Erlöser der Welt ist, daß in ihm allein das Heil ist, und wer eben deshalb ihm anhängt, seine Lehre festhält, seine Gebote beobachtet , seine Gnadenmittel gebraucht." Mit den Gnadenmitteln sind natürlich die Sakramente gemeint.
Also hat der, der nicht an Jesus Christus glaubt, nicht das ewige Leben. Das ist die Negativseite dieser positiven Aussage. Der Einwand modernistischer Theologie: Wenn Gott die Welt und somit auch die Menschen der Welt liebe, dann könne Gott seine Gabe des ewigen Lebens nicht von einer vom Menschen zu erbringenden Condition abhängig machen. Würde nun der Glaube gar als gnadenhaft von Gott in Menschen gewirkt vorgestellt (so Luther und mit ihm alle Reformatoren), dann würde es noch schlimmer werden, denn dann wäre ja der Gott, der die Menschen liebt, selbst allein  dafür verantwortlich, daß die einen glauben und die anderen nicht, weil Gott selbst diesen keinen Glauben schenkt. Also müßte es heißen: Denn weil Gott die Welt liebt, gibt er jedem Menschen das ewige Leben. Auch dürfte da nichts von einer Hingabe des Sohnes in den Kreuzestod die Rede sein, denn Gottes Liebe sei ja schon die hinreichende Bedingung dafür, daß Gott jedem das ewige Leben gibt. Die Gläubigen wissen das, die Nichtgläubigen nicht, aber allen gälte die gleiche das ewige Leben schenkende Liebe Gottes. 
Nur, warum steht das so nirgends im Neuen Testament, warum verkündigt daß der Sohn Gottes so nicht und warum hat die Kirche das so nie gelehrt? Denken wir uns einen Arzt, der zu einem lebensgefährlich erkrankten  Patienten sagt, daß er sich operieren lassen müsse, denn sonst würde er in Bälde sterben. Hier motiviert die Nächstenliebe des Arztes ihn dazu, dem Patienten zu sagen, wie schlimm es um ihn steht und wie er doch gerettet werden kann. Würde nun der Erkrankte die zum Weiterleben notwendige Maßnahme verweigern, ist es dann die Schuld des Arztes, wenn der Patient daraufhin stirbt? Ist es etwa ein Mangel an Liebe, dem Erkrankten die zu seiner Gesundung unbedingt notwendigen Maßnahmen mitzuteilen? 
Die Menschen, denen Gott durch seinen Sohn den Weg zum Heil offenbart -aus Liebe- sind eben Schwersterkrankte, die vom Tode bedroht sind! Und Gott will sie davon erlösen.Nun wird es aber komplizierter. Der Tod, der den Menschen droht, ist selbst nichts anderes als das Strafgericht Gottes über den Sünder, der ob seines Sündigens nichts anderes als den ewigen Tod verdient hat.Gott will so als der Liebende den Sünder vor Gottes eigenem Strafgericht erretten durch a)das Heilswerk Jesus Christi und b) daß dem Sünder offenbart wird, wie ihm das Heilswerk Christi zum Heile werden kann, indem er glaubt. 
Gott handelt hier also in zweifacher Weise. Als die Gerechtigkeit  hat er den Sünder zum Tode zu verurteilen und als die Liebe will er seine Errettung. Aus dieser  Spannung zwischen göttlicher Gerechtigkeit und der göttlichen Liebe heraus resultiert das Heilswerk Christi, das Gottes Gerechtigkeit wie der göttlichen Liebe Genüge zu tuen hat: das Kreuz Christi und die Aneignung der Frucht des Kreuzes durch den Glauben an den Heiland: "An den Heiland glaubt, wer glaubt, daß er Gottes Sohn und Gesandter, der Erlöser der Welt ist, daß in ihm allein das Heil ist, und wer eben deshalb ihm anhängt, seine Lehre festhält, seine Gebote beobachtet , seine Gnadenmittel gebraucht." 
Nur wenn Gott nicht mehr als die Gerechtigkeit sondern nur noch als die Liebe vorgestellt wird, kann der Irrglaube entstehen, daß, weil Gott jeden liebe, er auch jedem das ewige Leben schenken will, unabhängig davon, ob er an den Sohn Gottes glaubt oder nicht glaubt.  

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