Montag, 27. Januar 2020

Der Papst wußte Alles und tat nichts....antikatholische Propaganda?

Ein besonderes Narrativ des Kirchenkampfes hält sich hartnäckig, daß gemäß der Fiktion von Rolf Hochhuths Theaterstück: "Der Stellvertreter" der Papst, bzw. der Vatican von Anfang an über die Ausrottungsabsichten Hitlers wider das Judentum informiert war, daß aber Rom erschreckend wenig tat, als man dort Hitlers Pläne erkannt hatte: das große Versagen der Katholischen Kirche. Diverse Apologien wurden nun auch als Reaktion auf diese Anklage verfertigt, die der Anklage zwar recht geben, daß der Vatican früh Bescheid wußte, daß dann aber sein Verhalten den Umständen gemäß als in Ordnung beurteilt wird. 
Ein Problem steckt aber in diesem Narrativ: Ab wann wußte der Vatican definitiv Zuverlässiges über die Geschehnisse in Auschwitz? Auf Kath net ist dazu nun am 18.Jänner 2020 Erstaunliches zu lesen:
Auschwitz und die Päpste: Glaubenszweifel und Vergebungsbitten
"Ich glaube nicht, dass wir über Informationen verfügen, die - insbesondere - diese schwerwiegenden Nachrichten bestätigen würden." Diese Notiz schrieb Luigi Maglione, seit März 1939 Kardinalstaatssekretär von Papst Pius XII., an den Rand eines Berichts, den ihm wenige Tage zuvor, am 26. September 1942, Myron Taylor, ein persönlicher Vertreter von US-Präsident Roosevelt, übergeben hatte.
Dieser Bericht der "Jewish Agency for Palestine" erwähnte unter anderem, dass die Bewohner des Warschauer Ghettos umgebracht würden. Von Exekutionen in einem KZ war die Rede und dass Juden aus Westeuropa in"ins Schlachthaus geschickt" würden. Ob der Vatikan Näheres dazu wisse, wollte Taylor wissen." Auch in Washington hielt man solche Berichte 1942/43 noch für Gerüchte, man wußte nichts Genaues. Ab wann wußte der Vatican über Auschwitz Zuverlässiges?Die Archive zur Beantwortung dieser Frage sollen nun erst vollständig geöffnet werden. Bisher wird nur spekuliert- aber um so heftiger attackiert: Die Kirche wußte von Anfang an alles, nur sie schwieg und tat (fast) nichts. 
Diese Causa wird nun noch verkompliziert durch die Frage, ab wann hätte der Vatican denn alles über den Holocaust wissen können? Der Historiker Mommsen kam zu dem Ergebnis, daß es wohl vor 1941 gar keine Ausrottungsabsichten Hitlers gegeben hätte, daß erst eine Radicalisierung 41/42 das Holocaustprogramm entstehen ließ. Da auch der Vatican nicht über prophetische Begabungen verfügt, hätte er so unmöglich vor 41/42 etwas über das Holocaustprogramm wissen können. 
Aber völlig im Kontrast zu der Unsicherheit in der Frage, ab wann wußte der Vatican und der Papst, was da in Ausschwitz geschah, fällt der rigoristische Ton auf, in dem mit Hochhuth daran festgehalten wird, daß der Papst von Anfang  an (wann eigentlich: seit dem Erscheinen von Hitlers, Mein Kampf oder seit 1933, als er Reichskanzler wurde)alles wußte und dann dies Wissen nicht in adäquates Handeln umgesetzt hätte.  
Dies hat mit historischer Forschung wenig zu tuen, es ist einfach ein ziemlich plump geführter Kampf wider die Katholische Kirche. 


 

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