Dienstag, 28. April 2020

Anarchochristen und eine verblüffende Kritik-

"Maria 2.0": Öffentliche Messen sind gegen Gebot der Nächstenliebe. So betitelt katholisch de ihren Artikel über diese angebliche katholische „Reformbewegung“ am 27.4.2020. Diese Aussage muß irritieren. Aber mir selbst ist diese leider nur zu vertraut, seit dem mir ein „Ständiger Diakon“ in der Krankenhausseelsorge erläuterte, daß er es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren könne, an der Aussetzung und Anbetung des Allerheiligsten teilzunehmen, da er hier im Spital für die Kranken da sei und so nicht die Arbeitszeit mit einer eucharistischen Anbetung verschwenden könne. Das Christentum sei also so sehr der Aufruf zur praktischen Nächstenliebe, daß die Teilnahme an einer eucharistischen Anbetung, ja auch an der hl. Messe unchristlich sei.

Paßt das nicht auch zu dieser Deformbewegung, daß eben der christliche Glaube praktizierte Nächstenliebe sei. Der Philosoph Kant kommt schließlich zu dem selben Resultat, nur eben tiefgründiger dargelegt: „Die Religion in den Grenzen der bloßen Vernunft,“ in der er mit der Injurie des „Afterdienstes“ den ganzen christlichen Kult als verfehlt verurteilt.
Was sagt nun diese Deformbewegung? „In dieser Zeit der Corona-Pandemie zeige sich die Gottesliebe in der Sorge und Verantwortung für den Nächsten. "Und im Moment heißt das für viele von uns, Verzicht zu üben", heißt es weiter. Der gesamten Gesellschaft werde ein Kraftakt abverlangt, um vor allem Risikogruppen vor einer Ansteckung zu schützen.  
Das Zeichen, das von der Wiederaufnahme der öffentlichen Gottesdienste ausgehe, durchkreuze allerdings den Kraftakt, der vielen Menschen derzeit abverlangt werde, "denn damit wird die katholische Kirche gleich auf mehreren Ebenen ihrer Verantwortung nicht gerecht."  


So antikatholisch sonst sich auch Maria 2.0 gibt, diese Stellungnahme hebt sich wohltuend von den vielen frommen Stimmen ab, die nur eines kennen: „Mein Recht auf...“und der Staat dürfe mir meine Rechte nicht beschneiden, die der Anderen schon, nur nicht die meinigen. Daß durch eine Zulassung öffentliche Gottesdienste die Teilnehmer gefährdet, isb da die meisten Gottesdienstbesucher besonders gefährdet sind ob ihres Alters interessiiert dann kaum: Hauptsache ICH! Daß Fußballfans, für die nun das Spiel ihrer Mannschaft das wichtigste Ereignis der Woche ganz ausfällt, wohingegen Gottesdienste zu Hauf jetzt übertragen und so auch gebührlich mitgefeiert werden können, interessiert auch nicht: „Wir wollen alles, ohne Abstriche“!
Daß die geistliche Nießung des Altarsakramentes lange Zeit die Regelpraxis in der Katholischen Kirche war, denn nur gut vorbereitet konnte das Sakrament würdig empfangen werden, nichtsakrilegisch, daß also das Zentrum der gelebten Frömmigkeit das: „Kommt, lasset uns anbeten“ und somit die Elevation der gewandelten Elemente war, auch das wollen diese Frommen nicht wahrhaben. Ganz lutherisch kommt es für sie allein auf die Kommunion an.
Daß durch die sakramentale Kommunion nun sie sch selbst gefährden, das wird auch ausgeblendet. Das kommt einem so vor, als erklärte ein Christ, daß er, weil er auf seinem Schutzengel vertraue, auf das Anlegen der Sicherheitsgurte beim Autofahren verzichte. Das sei wahre Frömmigket.
Aber, gibt es nicht auch ein natürliches Recht, seine Feinde zu hassen, und trotzdem verlangt Christus von uns Christen den Verzicht auf dies Recht. Könnte es nicht sein, daß gerade in dieser Notzeit es christlich wäre, auf eigene Rechte zu verzichten zum Wohle aller? „Verzicht üben“ das ist ein anderer Ausdruck für ein Opfer bringen. Der Priester bringt so das Opfer des Zölibates dar, er verzichtet auf das Recht, eine eigene Familie zu gründen- der Verzicht, die Bereitschaft zum Opfer, das ist die Substanz christlicher Existenz. Davon ist aber in dem Stimmenmeer der Kritiker, wir wollen die Eucharistie!, nichts zu hören. „Was ich will, das darf ich, weil ich das will“ so lautet das Basiscredo dieser Anarchochristen. Man kann ja auch gleich mitbehaupten, daß was ich will und was Gott will, eins sind. So enthebt man sich ganz fromm dem Gehorsam der Kirche gegenüber wie auch dem des Staates gegenüber im Namen des Gottes, der mir einfach erlaubt, was ich will, nein, der sogar mir gebietet, zu wollen, was ICH will.
Verzichten, Opfer bringen in Zeiten der Not, das ist für Egozentriker eben etwas Unzumutbares. Der Sohn Gottes verzichtete gar auf sein Sein beim Vater, erniedrigte sich bis zu seinem Kreuzestod, so sehr verzichtete er auf alles, was ihm zustand um des Heiles aller willen, aber das ist uns Heutigen unzumutbar: „Ich wlll mein Recht!“ Es ist wirklich befremdlich und läßt uns so an den Fremdling, den „Barmherzigen Samaritaner“ denken, der das tat, was von den frommen Juden zu erwarten gewesen wäre: Er half. Jetzt, in der Not, Verzicht zu leisten, Abschied zu nehmen von dem: Was ich will, das allein zählt!, das ist wirklich christliche Nächstenliebe. Der Anarchochrist kennt dagegen keine Subordination, keinen Verzicht auf Rechte um des Allgemeinwohles willen! Nur was ich will, zählt.
Darin manifestiert sich so der Unwille, dem Kaiser zu geben,was des Kaisers ist, daß der Staat eben das Recht und gar die Pflicht hat, um des Allgemeinwohles willen bürgerliche Rechte einzuschränken. Der Staat ist nämlich dem Individuellem, dem Privaten übergeordnet.
Es muß auch einmal an Hegel erinnert werden : „Wie Hegel es lehrte, gelangt der Mensch im Staat als einer Sphäre der Sittlichkeit zu seiner Freiheit und seiner Bestimmung, in sich als konkreter Mensch die Idee allgemeiner Menschlichkeit zu verwirklichen.“ Eberhard Straub, Zur Tyrannei der Werte, 2019, S.101. 

Zusatz; (Kath de 28.4.2020)

10:30 Uhr: Papst mahnt zu Umsicht und Gehorsam bei Corona-Beschränkungen

Papst Franziskus hat angesichts der Lockerung von Ausgangsverboten zu Umsicht und angesichts geltender Gottesdienstverbote zu Gehorsam aufgerufen. In seiner Messe am Dienstag im Vatikan betete er um "die Gnade der Klugheit und des Gehorsams gegenüber den Vorschriften". Die Pandemie dürfe nicht zurückkehren, wenn es jetzt neue Regeln für das Verlassen der Wohnungen gebe, betonte das Kirchenoberhaupt.
 


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