Sonntag, 26. April 2020

Kirchliche Kompetenz angesichts der Coronaseuche? Eine Verlustanzeige

Wenn Gott nichts mit dieser Seuche zu tuen hat, wie könnte dann der Kirche eine spezifische Kompetenz für diese Seuche zu eigen sein. Theologisch gesehen, ist es eine Unmöglichkeit, keinerlei Zusammenhang jeden Zusammenhang zwischen Gott und dieser Seuche zu sehen. Die minimalistische Bestimmung wäre die Aussage, daß Gott eine Welt geschaffen habe, in der auch so eine Seuche möglich sei, daß dann aber die Seuche selbst ein rein weltimmanent erklärbares Ereignis sei.
Ist daraus zu folgern, daß, weil dies Ereignis ein rein weltimmanntes es sei, es auch, wenn überhaupt, auch weltimmanent zu behandeln sei? Oder soll gurteilt werden, da Gott notwendig als allmächtig zu denken sei, da er sonst nicht als Gott gedacht werden würde, daß er fähig wäre, dies Seuchenproblem zu lösen. Das zeitigte aber dies Resultat, daß diese Seuche sei,weil der Allmächtige, er kann alles, was er will (und er kann auch das, was er nicht will)sie nicht beseitigen will. Es gibt Dinge, die Gott kann, aber nicht will.
So wird nun die Relation Gottes zu dem Ereignis der Seuche doch noch komplexer als es die Minimalbestimmung angibt.
Nun ist in dem modernistischen Diskurs Gott sehr limitiert worden: Als Nur-lieb-Gott darf von ihm nicht prädiziert werden, daß er zürne und strafe.Also kann die Seuche nicht als Zorn oder Strafe Gottes begriffen werden.Das limitiert nun aber auch die Handlungskompetenz der Kirche. Als König David durch seine Volkszählung Gottes Zorn evozierte, wollte Gott dann auch die Stadt Jerusalem durch die Pest strafen. David rettete die Stadt vor dem göttlichen Zorn a) durch sein eigenes Schuldbekenntnis: Ich sündigte, strafe Gott doch nicht die Stadt und b) durch ein Opfer,das er darbrchte angesichts des Pestengels, daß dieser Jerusalem nicht mit der Pest überziehen möge. (2.Samuel 24). Hier erblicken wir die Kompetenzen der Kirche, die ihr eigenen: Gebet und Opfer, und isb das Schuldbekenntnis.
Aufgeklärt sich Wähnende urteilen da gerne, daß eben die damaligen Menschen sich die Pestseuche noch nicht richtig, das ist weltimmannt erklären konnten und so mythologiserten sie diese Seuche hier zu einem Strafgericht Gottes. Jetzt wüsse man aber, daß die Bekämpfung einer Seuche eine rein medizinische Angelegenheit sei und daß so Gott damit nichts zu tuen habe und somit auch die Kirche nicht. Die einzige Aufgabe, die dann der Kirche noch zugeschrieben werden könne, sei die Frage, ob sie hinreichend gut für die Interessen ihres Klientels sich eingesetzt hätte, daß unlimitiert wieterhin Gottesdienste gefeiert werden dürfen, auch wenn zum Schutze der Bürger der Staat Versammlungsverbote erläßt.
Hat die Kirche denn nun eine spezifische Handlungskompetenz angesichts der grassierenden Coronaseuche? Wenn noch geglaubt werden würde, daß Gott wirklich Gebete erhören kann, dann hieß es jetzt: Jetzt ist das Bittgebet das wichtigste Amt der Kirche und dann als Krönung das Meßopfer als Bitte: Gott erbarme Dich unser! Aber kann der Gott des modernistischen Diskurses noch Gebete erhören? Bitter, aber wahr: Diese Vorstellung wird als kindlich naiv weitestgehend abgelehnt. (Vgl dazu: mein Buch über den zensierten Gott)Das Beten ist halt nur noch ein autosuggestiver Akt, der dem Beter hilft, besser mit seinem Leben zu recht zu kommen, das öffentilche Gebet dagegen ein Appell an die Hörerschaft! Darum werden ja die Gebete im Gottesdienst zur Gemeinde hin in der jeweiligenVolkssprache gesprochen, damit sie bei den Hörern, der Gemeinde also gut ankommen. Und das hl. Meßopfer? Davon sprechen doch nur noch Ewiggestrige.
Und so stehen wir nun vor einer Kirche ohne jede spezifische Kompetenz bezüglich dieser Seuche. So ist es ja bezeichnend, daß jetzt in der Kirche nur eine Frage kontrovers diskutiert wird, ob der Staat mit seinen Schutzmaßnahmen nicht die Rechte der Christen, ihre Religion frei ausüben zu dürfen, unmäßig beeinträchtigt habe. Die Kirche habe auf ihr Recht, öfffentliche Gottesdienste durchzuführen, zu insistieren, lautet so die Kritik der staatlichen Schutzmaßnahmen und der Zustimmung der Kirchenoberen zu diesen Maßnahmen.
Nicht kapriziert sich diese Kritik nun auf die Handlungskompetenz der Kirche, daß sie so das ihr Mögliche gegen diese Seuche unterließe, indem sie die Messen ohne Gemeinden feiern lasse, sondern man wolle nur weiterhin sein Recht zum Gottesdienstbesuch gewahrt sehen. Durch das jetzige Versammlungsverbot wird ja die spezifische Handlungskompetenz der Kirche für diese Causa nicht beeinträchtigt, die im Darbringen des Meßopfers und dem Gebet bestünde, wenn die Kirche noch wüßte, was ihre Kompetenz denn sei! 
Dann müßte jetzt kritisch nachgefragt werden, ob denn jetzt angesichts der Coronaseuche jeder Priester seine Pflicht erfüllt, also täglich die Messe liest! Zu befürchten ist doch, daß viele schon so ein verprotestantisiertes Gottesdienstverständnis haben, daß auch für sie ein Gottesdienst ohne eine Gemeinde ein sinnloses Unterfangen ist, ist der Gottesdienst doch nur für die Gemeinde.

Es muß festgehalten werden, daß die spezifische Handlungskompetenz der Kirche abhängig ist von der Deutung dieser Coronaseuche. Übernimmt die Kirche hier das Dogma des Säkularismus, daß alle Ereignisse in der Welt rein weltimmanent erklärbar weil weltimmanent verursacht sind, dann verliert sie ihre Kompetenz. Sie mag dann noch Gebete simulieren, aber wie sollte sie noch wirklich hoffen können, daß Gott ihre Gebete erhören könne. Denn das verursachte das Problem, wie es denn zu dieser Seuche hat kommen können, wenn Gott sie hätte verhindern können oder wie es möglich ist, daß er die kirchlichen Gebete nicht erhört und so die Seuche nicht beendet. Um diesen Fragen aus dem Wege zu gehen, verwandelt man eben die Coronaseuche in etwas, das gar nichts mit Gott zu tun habe, sodaß so die Kirche sich auch ihrer spezifischen Handlungskompetenz entledigt.

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