Donnerstag, 30. April 2020

Wenn die Kirche sich auf die Seite der Sieger stellt

Auch wenn nicht zu übersehen ist, daß die Regierungs- und Staatstreue der Katholischen Bischöfe in den Zeiten der Coronaseuche nicht so prämiert wird, wie es sich manche Kirchenleitung wohl erhoffte, daß nun doch nur unter strengen Auflagen öffentliche Gottesdienste   abzuhalten sind, bleibt die Bischofskonferenz regierungstreu. Ein Musterbeispiel dafür ist die Erklärung der Bischöfe zum 2.Weltkrieg und zu dem Verhalten der Katholischen Kirche Deutschlands zu diesem Weltkriege.
Daß die Geschichtsschreibung, wie das Vergangene erzählt und gedeutet wird, im Regelfall die Geschichte aus der Perspektive der Sieger wiedergibt, verwundert niemanden, daß es eben kein Privileg der stalinistischen Geschichtsschreibung ist, den später zum Feind der Revolution erklärten Trotzki aus den früheren Photographien wegretuschieren zu lassen, die ihn als einen der bedeutendsten Revolutionäre zeigen.Auch der 2.Weltkrieg ist nicht einfach ein Faktum, sondern eine umkämpfte Größe diverser Interpretationen.Nach 1945 setzte sich, wen wundert es, die der Siegermächte durch. Nur, und diese Frage muß erlaubt sein, warum übernimmt die Katholische Kirche kritiklos diese Geschichtsdeutung der Sieger und perhorresziert damit selbst das Wirken der Katholischen Kirche Deutschlands in dieser Zeit.
An ein paar Punkten soll das verdeutlicht werden: Der Krieg Deuschlands gegen die Sowjetunion wird als „Vernichtungskrieg“ qualifiziert. Hitler selbst deutete diesen Krieg als Verteidigungskrieg gegen den atheistischen Bolschewismus. Ob dieser Deutung widersprach die Katholische Kirche nicht. Daß Hitler einen „Vernichtungskrieg“ gegen die SU geführt hätte, ist eine spätere Deutung, die der Kirche während des Krieges nicht bekannt war. Zudem impliziert diese Deutung die Vorstellung von einem friedliebenden Stalin, der dann ganz unvorbereitet „überfallen“ worden ist, sodaß die Deutsche Wehrmacht anfänglich ein leichtes Spiel mit der „Roten Armee“hatte, nur Hitler dann den russischen Winter vergaß und so seine Truppen mehr vom Winter als von der „Roten Armee“ besiegt wurden.
Stalins Deutung des Krieges, daß er ihn als Befreiungskrieg führe, um das Deutsche Volk vom Hitlerfaschismus zu befreien, wurde dann durch den Bundespräsidenten Weizäcker zu der offiziellen Deutung der Geschichtsschreibung. Bis 1945 hat das aber nur Stalin so gesehen! Auch die Bischöfe Deutschlands wußten so nicht, daß sie und das Deutsche Volk durch diesen Krieg befreit werden sollten, es sei denn sie hätten Stalins Deutung und nur der seinigen zugestimmt.
In einem gravierenden Punkte aber setzte sich Stalin nicht durch, mit seinem Votum, daß der 2.Weltkrieg erst mit der Kriegserklärung England und Frankreichs gegen das Deutsche Reich anfing, denn davor war es nur ein Krieg zwischen 2 Staaten, also noch kein Weltkrieg. Selbstverständlich wird so dann auch die Frage ausgespart, ob es denn zum 2.Weltkrieg gekommen wäre, wäre diese Kriegserklärung nicht erfolgt. Stattdessen soll der Begriff des „Vernichtungskrieges“ suggerieren, daß der Angriff auf Polen nur Hitlers erster Schritt zur Führung eines Krieges mit dem Ziele der Weltbeherrschung gewesen sein soll. Aber von diesem Konzept eines Welteroberungskrieges erfuhr die Öffentlichkeit erst durch die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. Die Bischöfe konnten davon bis 1945 nichts wissen.
Aber die Studie suggeriert, daß die Bischöfe all das von Anfang an gewußt hätten und trotzdem hätten sie ihre Stimme nicht gegen diesen Krieg erhoben.
Und dann sei Deutschland befreit worden vom Hitlerfaschismus. Das gilt gewiß von den in den Konzentrationslagern überlebt habenden Gefangenen, aber doch wohl nicht für die, die die fürchterlichen Bombenangriffe der Alliierten erlitten mußten, wohl schwerlich und noch viel weniger für die aus ihrer Heimat Vertriebenen. Die Deutung der Kriegsniederlage als Befreiung versetzt so alle Deutschen in die Rolle von KZ-Inhaftierten, die nun befreit wurden. Das ist aber eine pure Fiktion.
Daß nun wie nach dem 1.Weltkriege uns Deutschen auch die Alleinschuld am 2. Weltkriege zugeschrieben wurde durch die Sieger, verblüfft nicht,aber daß die Kirche unbesehen diese Deutung übernimmt, ist schon fragwürdig, oder koinzidiert Gottes Urteil mit dem der Sieger der Geschichte?
Auch nimmt die Stellungnahme der Bischöfe keinen Anstoß daran, daß so nun die zwei von Deutschland herbeigeführten Kriege perhorresziert werden, die Sieger aber nach diesem Kriege selbstverständlich wie vordem den Krieg als legitimes Mittel ihrer Politik ansahen und ansehen! Und als dann Deutschland unter der Führung der USA und anderer Verbündeter ihren Angriffskrieg gegen Afghanistan und das damalige Jugoslawien führte, protestierte die Kirche nicht, denn diese Krieg wurden gewonnen und gelten so als legitim.
Merke: Nur verlorene Kriege sind „Kriegsverbrechen“! Es fällt schwer, in der Deutschen Geschichtsschreibung Zeiten zu finden, in denen die Katholische Kirche so sehr mit den Regierenden und Mächtigen übereinstimmte durch ihre konsequente Subordination unter den Staat wie jetzt. Es sei nur an den Enthusiasmus erinnert, mit dem die Kirche sich an den staatlich geführten Kampf gegen Rechts engagiert.Der von der Politik proklamierte Feind ist auch der unserige!
Sicher darf man als Christ diese Subordination nicht pauschaliter verurteilen, es gibt auch für die Kirche Lagen, wo sie sich zurecht dem Staate Gehorsam leistet, denn die Obrigkeit ist von Gott und das gilt auch für der Kirche nicht genehme Staatsregierungen. Aber es kann auch ein Zuviel an Subordination praktiziert werden, sodaß sie jetzt auf Bischöfe Steine schmeißt, die in schweren Zeiten bemüht waren, ihrer göttlichen Aufgabe gerecht zu werden, ohne sich selbstkritisch zu befragen, ob sie denn ihrer göttlichen Berufung wirklich gerecht werden. Man steinigt lieber andere, die eigenen Vorgänger und diskreditiert so die Kirche selbst.

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