Donnerstag, 16. April 2020

Keine öffentlichen Gottesdienste mehr- das eigentliche Problem!

Eine kleine Anmerkung zur Bedeutung des Gottesdienstbesuches: Vikar in einer evangelischen Gemeinde war ich. Meinen ersten Artikel in dem Gemeindeblatt, den Seite 1 Artikel durfte ich verfassen. Eine kleine Betrachtung, warum ist es für den Christen der Gottesdienst so wichtig, verfaßte ich. Gemeindeglieder beschwerten sich, daß da so ein niveauloser Artikel erschienen sei, zukünftig solle doch weiterhin nur der Pfarrer da schreiben. Der erklärte mir dann, was ich falsch gemacht habe: Ich hätte wohl schreiben dürfen, daß mir der Gottesdienstbesuch wichtig wäre, aber nicht, daß er Christen wichtig zu sein habe. Damit drücke ich einen Mangel an Respekt vor denen aus, die nicht zum Gottesdienst gehen wollen. Ich durfte danach keinen Artikel mehr schreiben: daß der Gottesdienst wichtig für den Christen sei, sei eben eine unzumutbare Aussage! Wer so was äußert,ist eben unzumutbar.

Und wie sieht es nun im Allgemeinen aus? Eine repräsentative Umfrage ergab (Tagespost vom 16.4.2020): „Nur zwölf Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass Vor-Ort-Gottesdienste auch während der Corona-Krise erlaubt sein sollten, weil sie zur Grundversorgung gehören. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des in Erfurt ansässigen Meinungsforschungsinstituts „INSA Consulere“, die im Auftrag der „Tagespost“ durchgeführt wurde. Eine deutliche Mehrheit von 70 Prozent hält es demnach für nicht notwendig, Vor-Ort-Gottesdienste zu erlauben.“

Wer heute lautstark darüber klagt, daß auch weiterhin öffentliche Gottesdienste untersagt sind, muß sich auch dieser Tatsache stellen, Aber es kommt noch ärger: „Auch von den katholischen Befragten sprechen sich nur 15 Prozent dafür aus, dass Gläubige in Zeiten der Coronavirus-Pandemie bei Gottesdiensten persönlich anwesend sein dürfen – 69 Prozent sind dagegen.“

Ein paar Dinge müssen so zur Kenntnis genommen werden: a) daß selbst unter den Gläubigen die große Mehrheit dafür ist, auf öffentliche Gottesdienste ob der Coronaseuche zu verzichten und daß b) auch es allgemein eine große Zustimmung für die Regierungspolitik gibt, jetzt öffentliche Gottesdienste zu untersagen.
Was uns aber dabei beunruhigen muß, ist die Frage, ob nicht nur die Mehrheit der Deutschen sondern auch die Mehrheit der Kirchenmitglieder- auch unabhängig von der Coronaseuche- öffentliche Gottesdienste für nicht wichtig, gar für überflüssig halten! Ich befürchte, daß die große Zustimmung zur Regierungspolitik, jetzt öffentliche Gottesdienste zu untersagen, nicht allein darauf beruht, daß diese Einschränkung des Rechtes auf freie Religionsausübung als angemessen angesichts der Lage angesehen wird, sondern daß generell die Gottesdienste als etwas Überflüssiges beurteilt werden.

Von uns Katholiken gehen schließlich circa 90 Prozent Sonntag für Sonntag nicht zur hl. Messe, wie viele besuchen nur noch die Werktagsmessen!, und 97 Prozent der Evangelischen gehen nicht mehr zu ihren Gottesdiensten. Unser Problem ist nicht, daß jetzt, zeitlich befristet die hl. Messen ohne Gemeinde gefeiert werden müssen, sondern daß es schon zur Normalität geworden ist, daß die überwältigende Mehrheit der Christen den Gottesdienst für sich als irrelevant abgeschrieben haben.

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