Eine kleine
Anmerkung zur Bedeutung des Gottesdienstbesuches: Vikar in einer
evangelischen Gemeinde war ich. Meinen ersten Artikel in dem
Gemeindeblatt, den Seite 1 Artikel durfte ich verfassen. Eine kleine
Betrachtung, warum ist es für den Christen der Gottesdienst so
wichtig, verfaßte ich. Gemeindeglieder beschwerten sich, daß da so
ein niveauloser Artikel erschienen sei, zukünftig solle doch
weiterhin nur der Pfarrer da schreiben. Der erklärte mir dann, was
ich falsch gemacht habe: Ich hätte wohl schreiben dürfen, daß mir
der Gottesdienstbesuch wichtig
wäre, aber nicht, daß er Christen wichtig zu sein habe. Damit
drücke ich einen Mangel an Respekt vor denen aus, die nicht zum
Gottesdienst gehen wollen. Ich durfte danach keinen Artikel mehr
schreiben: daß der Gottesdienst wichtig für den Christen sei, sei
eben eine unzumutbare Aussage! Wer so was äußert,ist eben
unzumutbar.
Und
wie sieht es nun im Allgemeinen aus? Eine repräsentative Umfrage
ergab (Tagespost vom 16.4.2020): „Nur zwölf Prozent
der Deutschen sind der Meinung, dass Vor-Ort-Gottesdienste auch
während der Corona-Krise erlaubt sein sollten, weil sie zur
Grundversorgung gehören. Zu diesem Ergebnis kommt eine
repräsentative Umfrage des in Erfurt ansässigen
Meinungsforschungsinstituts „INSA Consulere“, die im Auftrag der
„Tagespost“ durchgeführt wurde. Eine deutliche Mehrheit von 70
Prozent hält es demnach für nicht notwendig, Vor-Ort-Gottesdienste
zu erlauben.“
Wer
heute lautstark darüber klagt, daß auch weiterhin öffentliche
Gottesdienste untersagt sind, muß sich auch dieser Tatsache stellen,
Aber es kommt noch ärger: „Auch von den
katholischen Befragten sprechen sich nur 15 Prozent dafür aus, dass
Gläubige in Zeiten der Coronavirus-Pandemie bei Gottesdiensten
persönlich anwesend sein dürfen – 69 Prozent sind dagegen.“
Ein paar Dinge müssen so zur Kenntnis genommen werden:
a) daß selbst unter den Gläubigen die große Mehrheit dafür ist,
auf öffentliche Gottesdienste ob der Coronaseuche zu verzichten und
daß b) auch es allgemein eine große Zustimmung für die
Regierungspolitik gibt, jetzt öffentliche Gottesdienste zu
untersagen.
Was uns aber dabei beunruhigen muß, ist die Frage, ob
nicht nur die Mehrheit der Deutschen sondern auch die Mehrheit der
Kirchenmitglieder- auch unabhängig von der Coronaseuche- öffentliche
Gottesdienste für nicht wichtig, gar für überflüssig halten! Ich
befürchte, daß die große Zustimmung zur Regierungspolitik, jetzt
öffentliche Gottesdienste zu untersagen, nicht allein darauf beruht,
daß diese Einschränkung des Rechtes auf freie Religionsausübung
als angemessen angesichts der Lage angesehen wird, sondern daß
generell die Gottesdienste als etwas Überflüssiges beurteilt
werden.
Von
uns Katholiken gehen schließlich circa 90 Prozent Sonntag für
Sonntag nicht zur hl. Messe, wie viele besuchen nur noch die
Werktagsmessen!, und 97 Prozent der Evangelischen gehen nicht mehr zu
ihren Gottesdiensten. Unser Problem ist nicht, daß jetzt, zeitlich
befristet die hl. Messen ohne Gemeinde gefeiert werden müssen,
sondern daß es schon zur Normalität geworden ist, daß die
überwältigende Mehrheit der Christen den Gottesdienst für sich als
irrelevant abgeschrieben haben.
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