„Nicht
mit einem Gedanken ist erwogen worden, dass wie der Mensch, so auch
die Nation eine Seele hat, und dass am letzten Ende bei Individuen
wie bei Nationen diese Seele das allein Wertvolle ist.“ Paul
Lagarde, zitiert nach:Hermann Heller, Sozialismus und Nation 1925
(2019, S.43). Ein Gedanke, der irritiert, dem aber spontan gern
zugestimmt werden möchte. Daß die Seele das Wesentliche des
Menschen ist,diese Vorstellung gehört zum Kernbestand der
christlichen Religion. Daß diese Aussage dann auch noch
philosophisch fundiert werden konnte durch den wohl bedeutendsten
Philosophen des Abendlandes, durch Platon,bestärkte dann noch die
Glaubwürdigkeit dieser christlichen Lehre vom Menschen in ihrer
Kaprizierung auf den Seelenbegriff. Die christlich-platonische
Weltdeutung fundierte so das Abendland. Aber ist mit seinem Untergang
nicht auch dieser Diskurs über den Menschen als wesentliches
Seelenleben untergegangen?
Paul
Lagarde regt nun an, aufzuzeigen, wie tragfähig diese Seelenlehre
sein könnte, versuchte man, dem Begriff der Nation, des Volkes durch
eine Seelenlehre zu erweitern.Was konstituiert eine Nation, ein Volk
zu einer Nation, einem Volke.Hier bietet der Begriff der Volksseele
nun eine Alternative zu einem rein biologistischen Verständnis des
Volksbegriffes und einem rein kulturellem.Die Volkssseele gehörte
zur natürlichen Ausstattung eines Volkes und würde das Volk
zugleich als etwas Geistiges fundieren. Das Geistesleben als Frucht
der Volksseele gehörte so konstitutiv zum Leben des Volkes dazu,
wäre also nichts Sekundäres.
Wie
es das Menschsein nur immer als Frau- und Mannsein erscheint und doch
etwas Reales ist, so könnte analog dazu die Volksseele zwar nur als
individuelle Seele erscheinen,aber doch auch etwas Reales sein.Ob man
die Volkssseele als die Färbung der individuellen Seele betrachten
kann? Dann wäre die Volksseele nur etwas Akzidentielles der
Seele.Oder sollte die Seele als eine Individuation der Volksseele
begriffen werden und die wiederum als eine Konkretion der Seele, daß
wir hier eine Abstufung vom Allerallgemeinsten, der Idee der Seele
über die Volksseele zur individuellen Seele zu denken hätten?
Ein
Gedanke allein wird so wahrlich nicht ausreichen, um diese Idee
Lagardes zu durchdenken. Aber es ist eine sehr fruchtbare Anregung
Lagardes. Eines liegt nun aber auf der Hand, daß diese Vorstellung
der Volksseele ein besonderes Verständnis der jeweiligen Volkskultur
ermöglicht, ja erst das Besondere dieser Kultur zu begreifen weiß.
Damit
ist aber auch ein grundlegendes Problem für die christliche Religion
angesprochen, das ihres Verhältnisses zur Volkskultur der Nationen.
In dem Roman:“Die Daimonen“ von Dostojewskij, 2.Teil: Die Nacht,
7. wird das Verhältnis von Religion und Volk aus panslawisticher
Sicht diskutiert. Ich entnehme hier diesem sehr vielschichtigem
Dialog nur die Kerngedanken:Jedes Volk habe seinen besonderen
Gott.Aus der jeweiligen daraus resultierenden Religion lebe jedes
Volk. „Es ist ein Anzeichen des Hinschwindens der
Nationalitäten, wenn die Götter anfangen, allgemein zu werden.
Sobald aber die Götter sich zu gemeinschaftlichen Göttern
angleichen, dann sterben die Götter ab, und mit ihnen stirbt der
Glaube an sie, und zugleich mit dem Glauben sterben auch die Völker
selbst.“ Die Religion wird so
zum Akzidentiellem am Leben der Völker, von einem bloßem
Attribut der Nationalität,
lautet dann der nicht zutreffende Einwand. Denn der besondere
Nationalgott soll ja zur Substanz des jeweiligen Volkslebens gehören,
sodaß mit dem Verlöschen der Nationalreligion auch das jeweilige
Volk unterginge. So verwundert es den Leser nicht, wenn dann hier die
Katholische Kirche als die negative Kraft der Völkerzerstörung
kritisiert wird. Nur in und durch eine Nationalreligion lebten die
Völker. (Auch Paul Lagarde war ja nicht frei von so gearteten
Sympathien für eine Deutschnationale Religion.)
Nebenbei:
Es gibt auch die Vorstellung, daß sich die Religionen „evolutionär
entwickelt hätten, von der Mikroebene des Familien/Hausgottes über
den Stammes- zum Volksgott, dann zum einen Universalgott, der
sozusagen aller Götter der niederen Stufen in sich aufgenommen habe,
bis dann schlußendlich nur noch ein abstrakter Universalgott
übrigbliebe- als Vorstufe zum Atheismus?.
Sollte
hier, in diesem Dialog etwas Wahres wahrgenommen worden sein? Nein,
denn die implizite Voraussetzung diese Verurteilung des Monotheismus
ist ja die Vorstellung, daß der universalistisch ausgelegte Gott
dann die Ordnung der Völker auflösen, auch veruniversalisieren
würde, daß also die Gnade die Natur(Ordnung) zerstöre. In dem
wahren einen Gott finden die Völker mit ihren besonderen Kulturen
ihre Vollendung, denn die Gnade vollendet die Natur, Also, wie auch
die individuelle Seele der Erlösung bedarf und sie nicht durch ihre
Erlösung genichtet wird, so wird auch die Volksseele vollendet und
nicht genichtet durch die Wahrheit.
Nur
wenn der eine Gott als die Nichtung alle innerweltlichen Differenzen
vorgestellt wird, kann der Gott Jesu Christi als der Gott einer
uniformen Einheitswelt vertreten werden.
Corollarium 1
Es steht geschrieben: Als der Höchste (den Göttern)die Völker übergab, als er die Menschheit aufteilte,legte er die Gebiete der Völker nach der Zahl der Götter fest, der Herr nahm sich sein Volk als Anteil, Jakob wurde sein Erbteil. (5.Mose,32,8f)Götter stehen hier für die Engel Gottes, um ihre besondere Nähe zu Gott auszudrüken; sie sind Gott ähnlich, ähnlicher als der Mensch.Nach der Zahl der Völkerengel teilte Gott nun die Menschheit auf in Nationen. Diesen Nationen korrelieren dann die Volksseelen und der jeweilige Volksgott, der ein Engel Gottes ist. Dann wäre zu folgern, daß der Volksgott sozusagen der Vermittler zur wahren Religion des einen Gottes ist. Damit ist die Wahrheit der Volksreligon ihre Bestimmung ihrer Aufhebung in die wahre Religion, die als die wahre nicht die dem Menschen unmittelbar gegebene ist, sondern nur als die durch die Volksreligon vermittelte. Wenn Jesus Christus als der Sohn Gottes verkündigt werden soll, muß diese Verkündigung an ein Vorwissen von Gott anknüpfen können, damit die Botschaft überhaupt verstanden werden kann.
Corollarium 1
Es steht geschrieben: Als der Höchste (den Göttern)die Völker übergab, als er die Menschheit aufteilte,legte er die Gebiete der Völker nach der Zahl der Götter fest, der Herr nahm sich sein Volk als Anteil, Jakob wurde sein Erbteil. (5.Mose,32,8f)Götter stehen hier für die Engel Gottes, um ihre besondere Nähe zu Gott auszudrüken; sie sind Gott ähnlich, ähnlicher als der Mensch.Nach der Zahl der Völkerengel teilte Gott nun die Menschheit auf in Nationen. Diesen Nationen korrelieren dann die Volksseelen und der jeweilige Volksgott, der ein Engel Gottes ist. Dann wäre zu folgern, daß der Volksgott sozusagen der Vermittler zur wahren Religion des einen Gottes ist. Damit ist die Wahrheit der Volksreligon ihre Bestimmung ihrer Aufhebung in die wahre Religion, die als die wahre nicht die dem Menschen unmittelbar gegebene ist, sondern nur als die durch die Volksreligon vermittelte. Wenn Jesus Christus als der Sohn Gottes verkündigt werden soll, muß diese Verkündigung an ein Vorwissen von Gott anknüpfen können, damit die Botschaft überhaupt verstanden werden kann.
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