Wir
leben in einer Zeit der Auflösungen, in der große fest und
unverrückbar erscheinende Ordnungen diffundiert werden, die Ordnung
der Ehe und der Familie, die Ordnung des Volkes und des
Nationalstaates. Es soll nun nicht das Augenmerk au die Frage
kapriziert werden, was denn anstattdessen für Ordnungen nun das
Leben in der Postmoderne gestalten, sondern gefragt werden, was den
die diese Ordnungen auflösende Kraft sei.
Dazu
findet bei Hermann Heller, Sozialismus und Nation, Erstauflage 1925
ein bedenkenswerter Hinweis, indem aus dem Kommunistischen Manifest
zitiert wird:
„Die
nationalen Absonderungen und Gegensätze der Völker verschwinden
mehr und mehr schon mit der Entwicklung der Bourgeoisie, mit der
Handelsfreiheit, dem Weltmarkt, der Gleichförmigkeit der
industriellen Produktion und der ihr entsprechenden
Lebensverhältnisse.“ (2019, S.62) Nicht erst in der erstrebten
uniformen kommunistischen Welt soll die Ordnung der Völker aufgelöst
werden, der Kapitalismus selbst bringe diese Auflösung selbst
hervor.
Spontan
wäre man doch dazu geneigt, die kapitalistische Wirtschaftsordnung
und die Ordnung der Familie und des Nationalstaates als die
bürgerliche Welt zu bezeichnen, die nun von Kräften außerhalb
dieser Ordnung angegriffen, gar revolutionär beseitigt werden solle.
Irgendwie soll das dann auch das Hauptanliegen der sog. „Frankfurter
Schule“ gewesen sein, die isb durch die Propagierung der
„Sexuellen Revolution“ die Ordnung der Ehe und der Familie zu
destruieren getrachtet hätten. Wie nun aber, wenn diese
Verschwörungstheorie uns nur die Sicht vernebelt, daß diese
bürgerliche Ordnung ob ihrer Eigendynamik ihre Eigenordnung selbst
destruiert?
Die
Gleichförmigkeit der industriellen Produktion produziert eben auch
den uniformen Konsumenten, die Uniformität der Produktion produziert
aber auch den uniformen Arbeiter/Angestellten.Der Mensch fungiert in
der durchkapitalisierten Welt eben nur noch als Funktion der
Wirtschaft. Die Handelsfreiheit überwindet als solche alle Grenzen
der Völker und löst sie so auf, denn etwas ist immer nur durch
seine Grenzen zum Anderen.
Slavoj
Zizek beschreibt dies so: „Am Anfang steht (natürlich im
Idealfall)der Kapitalismus innerhalb der Grenzen eines
Nationalstaats,der vom internationalen Handel begleitet wird (vom
Warenverkehr zwischen souveränen Nationalstaaten);darauf folgt die
Kolonialbeziehung,bei der das kolonisierende Land das zu
kolonisierende Land unterwirft und (ökonomisch,politisch,
kulturell)ausbeutet;das letzte Moment dieses Prozesses stellt dann
das Paradox der Kolonisierung dar, in dem es nur noch Kolonien, aber
keine kolonisierenden Länder mehr gibt.Die kolonisierende Macht ist
kein Nationalstaat mehr, sondern das globale Unternehmen selbst.“
(Die Tücke des Subjekts, 2001, S.298).So wird der Nationalstaat
und somit die Organisationsgestalt des Volkslebens durch diese
Eigendynamik aufgelöst. So spricht Zizek folgerichtig von einer
beispiellosen Homogenisierung der heutigen Welt. (S.302)Die
homogenisierte Menschheit läßt so das Besondere, die
Individualität der Völker nicht zu, bzw. produziert nur noch
simulierte Kulturen, als käuflichen Lebensstil.
Die
traditionelle Ordnung der Ehe und der Familie entzieht nun die Frau
weitestgehend dem Arbeitsmarkt. Statt als freie Arbeitskraft zur
Verfügung zu stehen,entzieht sie sich dem durch die Rolle der Mutter
und Hausfrau. Das verlangt , daß das Gehalt des Ehemannes zur
Finanzierung der Familie ausreicht,damit die Frau ganz Mutter und
Hausfrau sein kann. Die Wirtschaft sieht das als
Resourcenverschwendung an und verlangt die Verpflichtung der Frau zur
Erwerbsarbeit, und daß die Familie nur noch nebenbei gelebt werden
solle. So verhalf die Frauenbewegung mit ihrer Forderung nach der
Gleichberechtigung der Frau am Arbeitsleben dem Kapitalismus zur
Überwindung dieser seiner Entwickelungsgrenze, daß nun auch die
Frau fast unlimitiert dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht. Damit
ist das Konzept der bürgerlichen Ehe und Familie seiner Substanz
beraubt und wird zu einer Vertragsgemeinschaft zweier souveräner
Partner, die sich auch jederzeit wieder trennen können. Es ist eben
keine Lebensgemeinschaft mehr ob der ökonomischen Souveränität
beider in dieser Beziehung.
Jeder
Mensch soll eben nur noch ein homo oeconomicus sein. Das würde aber
durch weitere Bestimmungen, daß er Bürger eines Staates ist, daß
er sich einer Familie verpflichtet weiß, relativiert. Der Primat der
Ökonomie ist eben so intolerant, daß er neben sich kein anderes
bestimmendes Prinzip zuläßt. So wäre das atomisierte Individuum
das Idealsubjekt einer durchkapitalisierten Welt, Subjekt hier
gemeint als das Unterworfene= Subjekt.
So
sehr nun die heutige Linke dieses Auflösungsprogramm bejaht und
durch ihren propagierten Multikulturalismus auch fördert, die
eigentliche Kraft dieser revolutionären Auflösungstendenz ist der
sich selbst entwickelnde Kapitalismus.
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