Sonntag, 19. April 2020

Löst sich alles auf? Wer löst auf? Gottes Ordnugen

Wir leben in einer Zeit der Auflösungen, in der große fest und unverrückbar erscheinende Ordnungen diffundiert werden, die Ordnung der Ehe und der Familie, die Ordnung des Volkes und des Nationalstaates. Es soll nun nicht das Augenmerk au die Frage kapriziert werden, was denn anstattdessen für Ordnungen nun das Leben in der Postmoderne gestalten, sondern gefragt werden, was den die diese Ordnungen auflösende Kraft sei.
Dazu findet bei Hermann Heller, Sozialismus und Nation, Erstauflage 1925 ein bedenkenswerter Hinweis, indem aus dem Kommunistischen Manifest zitiert wird:
Die nationalen Absonderungen und Gegensätze der Völker verschwinden mehr und mehr schon mit der Entwicklung der Bourgeoisie, mit der Handelsfreiheit, dem Weltmarkt, der Gleichförmigkeit der industriellen Produktion und der ihr entsprechenden Lebensverhältnisse.“ (2019, S.62) Nicht erst in der erstrebten uniformen kommunistischen Welt soll die Ordnung der Völker aufgelöst werden, der Kapitalismus selbst bringe diese Auflösung selbst hervor.
Spontan wäre man doch dazu geneigt, die kapitalistische Wirtschaftsordnung und die Ordnung der Familie und des Nationalstaates als die bürgerliche Welt zu bezeichnen, die nun von Kräften außerhalb dieser Ordnung angegriffen, gar revolutionär beseitigt werden solle. Irgendwie soll das dann auch das Hauptanliegen der sog. „Frankfurter Schule“ gewesen sein, die isb durch die Propagierung der „Sexuellen Revolution“ die Ordnung der Ehe und der Familie zu destruieren getrachtet hätten. Wie nun aber, wenn diese Verschwörungstheorie uns nur die Sicht vernebelt, daß diese bürgerliche Ordnung ob ihrer Eigendynamik ihre Eigenordnung selbst destruiert?
Die Gleichförmigkeit der industriellen Produktion produziert eben auch den uniformen Konsumenten, die Uniformität der Produktion produziert aber auch den uniformen Arbeiter/Angestellten.Der Mensch fungiert in der durchkapitalisierten Welt eben nur noch als Funktion der Wirtschaft. Die Handelsfreiheit überwindet als solche alle Grenzen der Völker und löst sie so auf, denn etwas ist immer nur durch seine Grenzen zum Anderen.
Slavoj Zizek beschreibt dies so: „Am Anfang steht (natürlich im Idealfall)der Kapitalismus innerhalb der Grenzen eines Nationalstaats,der vom internationalen Handel begleitet wird (vom Warenverkehr zwischen souveränen Nationalstaaten);darauf folgt die Kolonialbeziehung,bei der das kolonisierende Land das zu kolonisierende Land unterwirft und (ökonomisch,politisch, kulturell)ausbeutet;das letzte Moment dieses Prozesses stellt dann das Paradox der Kolonisierung dar, in dem es nur noch Kolonien, aber keine kolonisierenden Länder mehr gibt.Die kolonisierende Macht ist kein Nationalstaat mehr, sondern das globale Unternehmen selbst.“ (Die Tücke des Subjekts, 2001, S.298).So wird der Nationalstaat und somit die Organisationsgestalt des Volkslebens durch diese Eigendynamik aufgelöst. So spricht Zizek folgerichtig von einer beispiellosen Homogenisierung der heutigen Welt. (S.302)Die homogenisierte Menschheit läßt so das Besondere, die Individualität der Völker nicht zu, bzw. produziert nur noch simulierte Kulturen, als käuflichen Lebensstil.
Die traditionelle Ordnung der Ehe und der Familie entzieht nun die Frau weitestgehend dem Arbeitsmarkt. Statt als freie Arbeitskraft zur Verfügung zu stehen,entzieht sie sich dem durch die Rolle der Mutter und Hausfrau. Das verlangt , daß das Gehalt des Ehemannes zur Finanzierung der Familie ausreicht,damit die Frau ganz Mutter und Hausfrau sein kann. Die Wirtschaft sieht das als Resourcenverschwendung an und verlangt die Verpflichtung der Frau zur Erwerbsarbeit, und daß die Familie nur noch nebenbei gelebt werden solle. So verhalf die Frauenbewegung mit ihrer Forderung nach der Gleichberechtigung der Frau am Arbeitsleben dem Kapitalismus zur Überwindung dieser seiner Entwickelungsgrenze, daß nun auch die Frau fast unlimitiert dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht. Damit ist das Konzept der bürgerlichen Ehe und Familie seiner Substanz beraubt und wird zu einer Vertragsgemeinschaft zweier souveräner Partner, die sich auch jederzeit wieder trennen können. Es ist eben keine Lebensgemeinschaft mehr ob der ökonomischen Souveränität beider in dieser Beziehung.
Jeder Mensch soll eben nur noch ein homo oeconomicus sein. Das würde aber durch weitere Bestimmungen, daß er Bürger eines Staates ist, daß er sich einer Familie verpflichtet weiß, relativiert. Der Primat der Ökonomie ist eben so intolerant, daß er neben sich kein anderes bestimmendes Prinzip zuläßt. So wäre das atomisierte Individuum das Idealsubjekt einer durchkapitalisierten Welt, Subjekt hier gemeint als das Unterworfene= Subjekt.
So sehr nun die heutige Linke dieses Auflösungsprogramm bejaht und durch ihren propagierten Multikulturalismus auch fördert, die eigentliche Kraft dieser revolutionären Auflösungstendenz ist der sich selbst entwickelnde Kapitalismus.

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