Freitag, 1. Mai 2020

Systemrelevante Kirche?

Ende des Gottesdienstverbotes : Kirchen? Nichtsystem-relevant“ titelte die FAZ am 1.Mai um weiter zu fragen: „Aber wie und für wen sind die Kirchen überhaupt noch relevant?“

Daß es in Deutschland gar keine Gottesdienstverbote gab, sondern die Messen weiter gelesen wurden nur eben ohne eine sich in der Kirche versammelnde Gemeinde und es reichlich Möglichkeiten gab und gibt, an sie per Medien teilzunehmen, ist wohl dieser Zeitung entgangen, aber es soll sich jetzt auf die Frage der Systemrelevanz der Kirche kapriziert werden.

Der Begriff der Systemrelevanz setzt voraus, daß das Ganze als ein System begriffen wird (etwa zu Zeiten Jesu das Römische Reich, jetzt für die Katholische Kirche Deutschlands der Deutsche Staat oder die Gesellschaft) und das Teile des Systemes, also die Subsysteme sich legitimieren durch ihre Funktionalität für das System.Welche Funktion für das System der Bundesrepublik könnten also die Kirchen erfüllen, sodaß sie so als systemrelevant qualifiziert werden können?
Lassen wir hier den FAZ-Artikel auf sich beruhen, er trägt nämlich nichts Relevantes zu der da aufgeworfenen Frage selbst bei.Die wichtigste Aufgabe des Systemes ist sein Selbsterhalt. Dazu kann das System sich auch verändern, um sich zu optimieren, also seine Selbsterhaltungskraft zu stärken.
Versuchen wir einmal, uns einen Dialog zwischen Pontius Pilatus und dem angeklagten Jesus vorzustellen, in dem Jesus, statt von seinem Königtum, das nicht von dieser Welt ist, von der Systemrelevanz seiner Verkündigung und der sich herauskristallisierenden Kirche gesprochen hätte.
Pilatus, meine Verkündigung ist systemrelevant für das Römische Reich! Sie stabilisiert das Römische Reich, wirkt sozialintegrativ, ich lehre den Gehorsam der Römischen Obrigkeit gegenüber, predige den aufständig gesonnenen Juden den Pazifismus....! Hätte Pilatus, aufmerksam geworden, nach sorgfältiger Prüfung der vorgetragenen Argumente die urchristliche Gemeinde um Jesus herum unter seinen Schutz gestellt, weil sie systemrelevant ist?
Blenden wir zur gegenwärtigen Kirche um. Politisch wäre die Frage leicht respondierbar: In allen politisch relevanten Fragen unterstützt die Kirche vorbehaltlos den Kurs der Regierung: Im Kampf gegen Rechts, in dem Projekt der Auflösung des deutschen Volkes in eine multiethnisch-multikulturelle Gesellschaft, in der Politik der offenen Grenzen, in der Förderung des Islames. Prinzipieller noch: Auch für die Kirche ist die pluralistisch verfaßte Gesellschaft mit ihrem demokratischen Rechtsstaat alternativlos. Es gibt eigentlich keine relevante politisch Frage, in der es einen Dissenz zwischen den Kirchen und der Regierungspolitik gibt.
Nur ist deshalb schon die Kirche systemrelevant? Sie ist es, wenn überhaupt noch, nur noch als politisierende Kirche, also dort, wo sie gar nicht als Kirche wirkt, sondern wo sie nur die Parolen der Mächtigen nachspricht.Abstrakter formuliert: In einer säkularisierten Gesellschaft, in der der Glaube verprivatisiert ist, kann sie als Kirche keine Systemrelevanz mehr aufweisen, die hatte sie nur in der Konstantinischen Epoche, die ihr endgültiges Ende mit dem Sturz der drei christlichen Monarchien Österreichs, Deutschlands und Rußlands fand. In einer postchristlichen Gesellschaft kann sie nicht mehr die öffentliche Religion sein, der Kampf der Weltanschauungen war eben ab dem Zeitpunkt der Kampf um die Neubesetzung dieser leer gewordenen Systemfunktion. Nach Alexander Dugin siegte dann 1989f die Ideologie des Liberalismus. Diese Ideologie kann nun die Religion nur als etwas rein Privates akzeptieren bzw sie kann die Umformung der Kirche zu einer Humanitätsagentur aus vollem Herzen begrüßen, wenn dabei die Religion als bloßer Motivationsverstärker in den sozialcharitativem Wirken verinnerlicht wird.
Aber als organisierte Religion hat die Kirche keine Systemrelevanz mehr.Einfacher:Wir leben in einer Gesellschaft, für die Gott tot ist, in der er nur noch privat leben darf.

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