Dienstag, 12. Mai 2020

Multikulti und die christliche Religion

Eine recht gewagte These zur Multikultiideologie präsentiert die Internetseite „Gegenstrom“ am 7.Mai 2020. Dr. Sunic legt die Hintergründe dieser Ideologie und der daraus entspringenden Praxis offen:

Um die Wurzeln dieses Bevölkerungsaustauschs und seiner Auswirkungen zu beseitigen, müssen wir uns demzufolge zunächst kritisch mit den Gleichheitslehren auseinandersetzen. Was wir jetzt im Westen beobachten, ist die endgültige und logische Folge der egalitären und universalen Lehre, die das Christentum seit zweitausend Jahren predigt. Die Lehre von der Gleichheit aller Menschen taucht heute freilich als Metastase in der Ideologie des Liberalismus, des Kommunismus und seiner verschiedenen egalitären und globalistischen Sekten, wie z. B. des Antifaschismus, auf. Sie alle predigen das Ende der Geschichte in einer großen multikulturellen und transsexuellen Umarmun.“

Die jüdische und darauf aufbauend die christliche Religion haben die geistigen Fundamente der Praxis der Auflösung der Identitäten der Völker gelegt durch ihre egalitären und universalen Lehren. Das Ziel sei die Errichtung einer multikulturellen Einheitswelt (ohne Geschlechter, oder einer in der jeder sein Geschlecht nach seinem Belieben für sich erwählt.), und somit das Ende der Geschichte.
Eingedenk der Rede von dem jüdisch-christlich fundiertem Abendland, das sich in dem westlichen Europa prolongiere, erhebt der Autor nun die Anklage,daß diese Fundierung nun gerade den weltanschaulichen Grund der Zerstörung Europas lege. Die Metastasen des christlichen Krebsgeschwüres, die Ideologie des Liberalismus, des Kommunismus und des Antifaschismus könnten nur so erfolgreich sein, weil und solange nicht der Quellgrund dieser Zersetzungsideologien bekämpft würde und das sei vor allem die christliche Religion. Spätestens seit Nietzsche geistert diese Vorstellung, daß dies jüdisch-christliche Fundament eher ein Morast ist, in dem alles unterzugehen droht durch die Diskurse.
Aber wohnt dem denn nun auch ein Fünklein Wahrheit inne? Befrägt man die jüdische Religion, so ist konstitutiv für sie die Spannung zwischen der Aussage, daß Gott der Schöpfer aller Völker und Menschen sei, das könnte als das egalitaristisch-universalistische Moment dieser Religion bezeichnet werden, und dem Gegenpol, daß nur Israel das von Gott erwählte ist. Dies partikularistische Moment überwiegt. Zur Veranschaulichung dieses Momentes soll hier aus dem 1.Buch Esdra zitiert werden, wie hier die Differenz des erwählten Volkes zu den anderen Völkern der Welt erfaßt wird. So wird das Land qualifiziert, in das Israel einziehen wird, weil sein Gott es ihm zum Besitz geben will: „Das Land, in das ihr hinziehet, es in Besitz zu nehmen, ist ein unreines Land, sowie die Völker und die übrigen Länder unrein sind durch die Greuel derjenigen, welche es von einem Ende zum anderen mit ihrer Verunreinigung erfüllt haben.“ Daraus ergibt sich: „Gebet daher eure Töchter nicht ihren Söhnen, und ihre Töchter nehmet nicht für eure Söhne“. (9,11f) Dieser Partikularismus verbunden mit seinem kategorischen Imperativ: Bewahre Deine Identität, religiös-kulturell und auch biologisch, keine „Rassenvermischung“ ist das Bestimmende dieser Religion, die so gerade dem Jüdischen Volke verhalf, über 2000 Jahre, in der Diaspra zertreut trotzdem als Volk zu überleben. Aber der Egalitarsmus ist hier wirklich nur ein Nebenstrang, das Zentrum bildet die Differenz zwischen dem einen Erwählten und den vielen anderen Nichterwählten. Die christliche Theologie wird diese Differenz nun selbst rezipieren in der Unterscheidung der von Gott Erwählten und den Nichterwählten, wobei es immer eine Tendenz gab, die Erwählten mit der Kirche zu identifizieren, und die außerhalb der Kirche mit den Nichterwählten, sosehr hier immer auch Fragezeichen gesetzt wurden, daß nicht jedes Kirchenmitglied ein Erwählter sei, man denke an Judas Ischariot, und daß es auch außerhalb der Kirche Erwählte geben könne.
Aber eines ist unübersehbar, daß die christliche Religion aus der Differenz zwischen den Gläubigen, dem wahren Glauben Anhängenden und den Anderen lebt. Die Vorstellung vom eschatologischen göttlichen Endgericht ist dann die folgerichtige Konsequenz dieser Fundamentaldifferenz. Alle egalitaristisch- nivelistischen Tendenzen, wir Menschen sind alle Geschöpfe des einen Gottes, wurden so durch diese Differenz konterkariert. Geschöpfe Gottes sind alle Menschen, seine Kinder, die zu ihm Vater sagen dürfen- rechtmäßig- nur die Christen.
Es fällt so sehr schwer, nachzuvollziehen, wie da der Autor der jüdischen wie auch der christlichen Religion gegenüber den Vorwurf eines differenzlosen Universalismus erheben kann.
Die Parole der Französischen Revolution: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“setzte wohl zum ersten Male die Ideologie der Gleichheit auf die politische Tagesordnung, von der sie seitdem nie mehr gestrichen worden ist. Die antichristlich-antikirchliche Intention dieser Parole ist offenkundig und genauso offenkundig fiel die Verurteilung dieser Ideologie durch die Kirche aus. Die Ideologie des Liberalismus wie die des Kommunismus beruht nun gerade auf diesem Ereignis der Revolution mit dieser seiner Parole. Daß dieser neue Egalitarsmus wieder andere, die Nichtbrüder ausschloß, indem sie der Guillotine überlassen wurden, gehört dann aber konstitutiv zum Ideal der Brüderlichkeit.
Egalitär und universalistisch war so die Ideologie der Französischen Revolution und auch der ihr folgenden Bolschewistischen Rußlandes, aber was hat das mit der jüdisch-christlichen Religion gemein? Wer nun hier ein klare Verneinung erwartet, daß diese Größen nichts miteinander hätten, muß aber sich belehren lassen, daß Ideologien der politischen Revolution immer auch von dem Utopiegehalt der religiösen Vorstellung der endgültigen Erlösung zehren, ja Säkularisieungsprodukte solcher religiösen Erlösungshoffnungen sind. Was der religiöse Mensch von Gott erhofft und erwartet, die Erlösung, daß wird dem Menschen der Politik zur Aufgabe des Menschen, durch die erlösende Revolution das Heil zu erwirken. Es darf gemutmaßt werden, daß ohne diese religiösen Vorstellungskomplexe politische Ideologien mit ihren Erlösungsphantasien nicht geben könnte,denn in ihnen wird diese Hoffnung auf eine Erlösung säkularisiert, zur menschlichen Aufgabe umgeformt. Diese Umformung ist so gesehen die Geburt der Politik im emphatischen Sinne als politisch Gestalt werdender Wille zur Erlösung.
Aber so müssen sich solche Erlösungsideologien radical vom Religiösen der jüdischen wie der christlichen absetzen, indem versimplifiziert der Glaube an Gott durch den Glauben an die guten Möglichkeiten des Menschen ersetzt wird.
Dieser Bruch ist aber unübersehbar.
Das könnte der Schlußsatz dieser kleinen Erwiderung sein, müßte nicht konstatiert werden, daß wir jetzt eine politisch korrekte Umformung der christlichen Religion gerade auch in der Katholischen Kirche erleben, anfangend mit der positiven Rezeption der Ideale der Französischen Revolution duch die Kirche in dem 2. Vaticanum! Die Kirche gibt zusehens ihr Eigenes auf, um sich ganz dem herrschenden Zeitgeist zu unterwerfen. Sie ist nicht mehr die Religion Europas, an ihrer statt tritt die politische Korrrektheitsreligion, der sich die christliche Religion, nun zur Privatreligion entthront subordiniert unter der Parole der zeitgemäßen Kirche.

Zusatz:
Ist ein egalitärer Universalismus überhaupt denkbar, der nicht das ihm Imkompatible ausschließt und schafft dies Ausgeschlossene nicht erst die Einheit des Universalismus?  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen