Samstag, 16. Mai 2020

Zur Gottesdienstkrise- kommt noch wer zur Kirche?

Pater Karl Wallner muß man recht geben, wenn er betont, daß die Katholische Kirche die Möglichkeiten der Neuen Medien verschlafen hat. Wie das Internet mit seinen Möglichkeiten für die Kirche in Dienst genommen werden kann, das demonstriert der Pater vorzüglich in der von ihm zelebrierten Messe, von Dienstag bis Sonntag, jeweils um 12 Uhr, über das Internet mitfeierbar. Missio Österreich zeigt eben, wie man das Beste aus einer Notsituation machen kann.

Es sei an ein paar Banalitäten erinnert. In Zeiten, in denen wenige nur lesen konnten, es dazu kaum Bücher oder gar Zeitungen gab, muß die Predigt in der Kirche eine ganz andere Bedeutung haben als in unserer Medienwelt.
Zudem unterliegt die Predigt in heutigen Zeiten einem Generalverdacht, daß sie ja doch nur eine individuelle Auslegung sei und so selbst eigentlich gar keine Verbindlichkeit mehr besitzt. Und wenn man denn eine hören möchte, dann schon eine von einem „Prominenten“- darauf beruht ja ein Teil des Erfolges des Talkshowformates, daß da eben „Prominente“ auftreten: Was der wohl dazu meint?Eine Bischofs- oder Papstpredigt interessiert so eben mehr als die des Ortspfarrers. Dabei ist zudem zu bedenken, daß in unserer Medienzeit auch viele Katholiken den Papst und eventuell sogar ihren Bischof besser kennen als ihren Ortspfarrer. Nähe ist heutzutage nicht mehr eine räumliche Kategorie sondern meint die häufige Präsenz in den Medien. Nah ist mir der in den Medien Dauerpräsente.

Verhängnisvoll wirkt sich nun auch die Ökomene auf die Bedeutung des Gottesdienstes aus. Ist für einen Protestanten der Sonntag ohne Gottesdienst eine Selbstverständlichkeit, dann wirkt sich das auch auf die katholische Praxis aus, denn die Katholische Kirche sagt ja selbst, daß die protestantische Praxis eine legitime sei.Für einen aufgeklärten Protestanten besteht sowieso der vernünftige Gottesdienst in der praktizierten Nächstenliebe; so kann ein Verwandtenbesuch am Sonntag christlicher sein als ein Gottesdienstbesuch, der ja nur was Zeremoniell-Liturgisches sei.Diese Vorstellung wirkt auch ins Katholische hinein, daß das Eigentliche der Botschaft Jesu sein Aufruf zu einem moralischen Leben sei (ohne Kirche und Gottesdienst!)

Aber der Gottesdienst vermittele doch eine Gemeinschaftserfahrung. Das klingt gut, aber wie sieht denn die Realität aus: In der Sonntagsmesse, einer durchschnittlich gut besuchten, versammelt sich die Gemeinde indem sie sich im Kirchraum verteilt, Abstand zueinander haltend auch in der Nichtcoronazeit. Nur Paare oder Familien oder miteinander Bekannte setzen sich nebeneinander und kaum ist der Gottesdienst vorbei entschwinden die Besucher. Wenn nun aber auf die Gottes- bzw. Jesusgemeinschaft rekurriert wird, die kann in einem per Medien mitgefeierten Gottesdienst genau sich ereignen wie wenn man in der Kirche selbst anwesend ist.

Es gibt so viele Gründe, warum nur noch so wenige den Weg zum Gottesdienst finden. Wenn aber sie nicht mehr zur Kirche gehen, dann spricht viel dafür, daß die Kirche per Medien zu den Menschen geht. Denn das Desinteresse am Kirchgang ist nicht notwendigerweise auch ein Desinteresse an der christlichen Religion. Wo es gelingt, die hl. Messe so schön und ansprechend zu feiern, wie es bei Missio Österreich gelingt, da darf darauf gehofft werden, daß Menschen wieder einen Weg zur Messe finden. 

Zusatz
Wenn 90 Prozent der Katholiken, wahrscheinlich noch mehr, nicht mehr zur hl.Messe gehen, dann ist das aber vor allem die Folge des Verständnisverlustes der hl.Eucharistie.  

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