»Man
kann den 8. Mai nicht zum Glückstag für Deutschland machen. Für
die KZ-Insassen ist er ein Tag der Befreiung gewesen. Aber es war
auch ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag des Verlustes von
großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von
Gestaltungsmöglichkeit.« Gauland
(Afd) zum 8.Mai, zitiert nach der „Jüdischen Allgemeinen“ vom
6.5.2020.
Nichts
verdeutlicht so sehr, wie sehr in Deutschland die
Geschichtsschreibung der Siegermächte verinnerlicht ist, wie der
allseitige Protest gegen diese Erklärung des AfD-Politikers. Dabei
vertrat ursprünglich nur Josef Stalin das Konzept eines
„Befreiungskrieges“, daß er Deutschland von der Hitlerdiktatur
befreien wolle. Bekannt geworden ist sein Diktum, die Hitlers kommen
und gehen, das Deutsche Volk bleibe.Es wurde dann das
„Nationalkomitee freies Deutschland gegründet, aus deutschen
Kriegsgefangenen bestehend, die per Propagandaflugblätter deutsche
Soldaten zum Überlaufen aufforderten.Parallel dazu führte Stalin
aber diesen Krieg gegen Deutschland auch als antideutschen Krieg, als
den großen Vaterländischen Krieg. Die westlichen Siegermächte
führten nach ihrem Selbstverständnis einen Krieg gegen Deutschland.
In den USA gab es eine lebhafte Debatte, wie nach dem militärischen
Sieg über Deutschland sicher zu stellen sei, daß von deutschem
Boden nie wieder eine Kriegsgefahr ausgehen könne. Die vollständige
Deindustrialisierung wurde etwa als Option nach der Besiegung
ernsthaft diskutiert.
Daß
es dann anders kam, verdankte das von den Westmächten eroberte
Westdeutschland dem anhebenden Konflikt zwischen den USA und der
Sowjetunion. Westdeutschland wurde zum Frontstaat gegen den Osten
wieder aufgebaut.
Und
so wurde nun retroperspektiv auch Westdeutschland zu einem
„befreiten“ Deutschland. Zu den Gründungsmythen der
DDR-Geschichtsschreibung gehörte ja von Anfang an das Narrativ der
Befreiung vom Hitlerfaschismus durch die „Rote Armee“.
Berücksichtigt man, daß in der sich herauskristallisierenden DDR
die Kommunisten mit SPDlern in untergeordneten Funktionen die DDR
regierten, ist dies Narrativ gar nicht ganz unverständlich, wurden
die Kommunisten doch neben den Juden im 3.Reich von Anfang an
verfolgt. Aus der Sicht der Kommunisten war dann der 8.Mai ein Tag
der Befreiung, zumal dieser Tag ihnen die Macht in Ostdeutschland gab
protegiert von Stalin.
Aber
nicht alle Deutschen waren verfolgte Juden oder Kommunisten-für die
meisten Deutschen war es ein Tag der Niederlage. Wie viele Deutsche
wurden nach dem verlorenen Kriege aus ihrer Heimat vertrieben. Die
Politik der ethnischen Säuberungen brachte vielen Deutschen nur den
Tod; sie wurden vom Leben so „befreit“.Deutschland verlor seine
Souveränität, wurde dreigeteilt und der Vormundschaft der Sieger
unterstellt.
Westdeutschland
traf es dann besonders schlimm. Da der Grund der
nationalsozialistischen Politik in der spezifisch deutschen Kultur
bzw dem deutschen Charakter verortet wurde, erlitten wir eine
Umerziehung, daß das Deutsche eben das schlechthin Negative sei. Die
Verwestlichung der BRD war so gerade auch ihre Entdeutschung. Darum
kam einem Westler auf Besuch in der DDR dieser Staat oft als so
eigentümlich deutsch vor, so entfremdet ist der Westdeutsche von
seiner eigenen Kultur geworden. Dieser Verlust des Eigenen ist wohl
der größte Verlust nach dem verlorenen Kriege.
Gab
es denn das Deutsche Volk, oder Deutsche Staaten nach dem Kriege noch
als eigenständige Subjekte der Geschichte? Seit der Reichsgründung
1871 durch Bismarck war Deutschland den anderen europäischen Staaten
ein Staat zu viel, besonders England und Frankreich. Nach 1945 war
dies Reich aus der politischen Karte Europas herausgestrichen. Ob
jetzt, nach der Vereinigung der BRD mit der DDR Deutschland wieder zu
einem souveränen Deutschen Staat werden kann, ist noch ungeklärt.
Zu viele Deutsche haben sich gerade in Westdeutschland an das Leben
unter einer Hegemonialmacht gewöhnt, ja erachten das eigene Volk als
etwas immer zum Faschismus neigendes, das so unter Kuratell zu
stellen sei. Das meinen nicht nur Grünenpolitiker.
Merke: Wir brauchen eine deutsche Geschichtsschreibung.
Merke: Wir brauchen eine deutsche Geschichtsschreibung.
Ich stimme dahingehend zu, dass der 8. Mai kein Feiertag sondern ein Gedenktag sein sollte.
AntwortenLöschenSonst hätte man ja schon 1990 den 9. November zum Nationalfeiertag erkören können - hat es aber eben nicht getan, weil nicht allein die Maueröffnung 1989 sondern auch die Reichsprogromnacht 1938 und der Waffenstillstand 1918 an der Westfront ebenfalls auf dieses Datum fielen.
Arbeitsfrei am 8. Mai bundesweit wie bislang schon in Berlin?
Kann ich mir nicht gut vorstellen, wie da oftmals dann mit Grillwurst, Bier und Partystimmung des Endes des 2. Weltkriegs in Europa "gedacht" würde.