Aufgefahren
in den Himmel, dies Ereignis Jesu Christi feiert heute die Kirche.
(Eine kleine Irritation: Warum feiern wir nicht die Himmelfahrt des
Propheten Elijas? 2.Könige 2,1-18). Als Sohn Gottes kehrte er heim
zu Gott in den Himmel, kehrte er aber auch als Mensch heim oder ist
für ihn als Mensch der Himmel die Fremde? Als Menschen sind wir doch
Erdenwesen, beheimatet in ihr, ja die Evolutionstheorie meint sogar,
die Entstehung des Menschen aus den Grundstoffen der Erde erklären
zu können, sodaß es doch nahe liegt, mit Nietzsche die Treue zur
Erde zu proklamieren.
Außerdem
irritiert noch etwas: Warum fuhr Jesus Christus in den Himmel hinauf
und nicht einfach zu Gott empor. Ist etwa der Himmel nur ein Synonym
für ein „In-Gott-Sein“? Ein Wassertropfen fällt in ein Meer, er
geht auf in dem Meer- sollte die Himmelfahrt Jesu und dann auch
unsere Aufnahme in den Himmel so ein Aufgehen und „In-Gott-Sein“
bedeuten? Dann verlöschte die Differenz zwischen dem menschlichen
Ich und Gott, wir lösten uns in Gott auf, der wie das Meer, in den
ein Wassertropfen gefallen ist, einfach das Meer bliebe uns
assimilierend. Die Vorstellung impliziert aber, daß es keine
Beziehung zwischen Gott und Jesus Christus, aufgefahren in den
Himmel mehr geben kann, auch keine Liebe, denn die verlangt eine
Differenz zwischen den Sichliebenden, die durch die Liebe dann
aufgehoben, nicht einfach genichtet wird. Es kann deshalb gesagt
werden, daß die Vorstellung des im Himmel Seins der
Ermöglichungsgrund dafür ist, eine Differenz zwischen Gott und dem
Sohn zu denken,der zur Rechten des allmächtigen Vaters sitzt und so
nicht in ihm auf wie der Wassetropfen im Meer aufgeht. Diese räumlich
vorgestellte Differenz ermöglicht nun die Aufhebung dieser Differenz
durch die wechselseitige Liebe. Diese Aufhebung nichtet nun aber
nicht den den Vater liebenden Sohn, als wenn er in ihm aufginge. Der
Himmel ist so etwas von Gott selbst Verschiedenes,von ihm erschaffen,
damit Gott selbst relationsfähig ist zu anderem als sich selbst,
ohne daß er die Anderen dann in sich aufsaugend nichtete.
Aber
bleibt nicht der Himmel für uns Menschen ein fremder, falscher Ort.
Die Erzählung: „Ein Münchner im Himmel“ sieht es ja so und
klärt uns dann auf, daß unser wahrer Himmel das Wirtshaus ist-
suchen deshalb wohl so viele Männer am Himmelfahrtstag lieber
Bierlokale als den Gottesdienst auf? Paßt der Mensch überhaupt in
den Himmel? Wäre er nur eine Hervorbringung der Evolution, müßte
der Himmel wahrlich ihm eine Fremde sein.
Nur,
warum heißt es dann im „Salve Regina“, daß wir verbannte Kinder
Evas sind, hier auf Erden Exilierte? Die Paradieserzählung klärt
uns diesbezüglich auf: Wir haben unsere Heimat verloren und leben
nun im irdischen Exil. Der Mensch ist zwar irdisch ob seiner
Leiblichkeit, die aber durch seine ihm von Gott eingegebene Seele
beherrscht wird. Die Seele ist so das Nichtnatürliche in der
natürlichen Welt, das ihr Entgegengesetzte. Daraus entspringt dann
das Verlangen, die Natur zu gestalten, sie dem Menschen genehm zu
machen, aber doch bleiben wir in der Welt Weltfremde.Denn die
natürliche Heimat der Seele ist der Himmel, die Welt der Ort, der
ihr zur Gestaltung übergeben ist, aber nur als befristete Aufgabe,
bis Gott sie wieder nach der vollbrachten Arbeit zu sich zurück
heimholt. Nur die Seelenvergessenheit, ein materialistisches
Menschenbild kann uns den Himmel zur Fremde und das Münchner
Hofbrauhaus zum wahren Himmel werden lassen. (Ludwig Thoma)
So
ist auch der Prophet Elijas heimgekehrt und zeigt uns so, daß Gottes
Liebe den Menschen heimruft, damit er bei Gott ewig lebe. Der Prophet zeigt uns zudem. daß es nicht das Privileg des göttlichen Sohnes ist, in den Himmel aufgenommen zu werden.
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