Donnerstag, 21. Mai 2020

Himmel und Heimat- Wohin gehen wir?

Aufgefahren in den Himmel, dies Ereignis Jesu Christi feiert heute die Kirche. (Eine kleine Irritation: Warum feiern wir nicht die Himmelfahrt des Propheten Elijas? 2.Könige 2,1-18). Als Sohn Gottes kehrte er heim zu Gott in den Himmel, kehrte er aber auch als Mensch heim oder ist für ihn als Mensch der Himmel die Fremde? Als Menschen sind wir doch Erdenwesen, beheimatet in ihr, ja die Evolutionstheorie meint sogar, die Entstehung des Menschen aus den Grundstoffen der Erde erklären zu können, sodaß es doch nahe liegt, mit Nietzsche die Treue zur Erde zu proklamieren.

Außerdem irritiert noch etwas: Warum fuhr Jesus Christus in den Himmel hinauf und nicht einfach zu Gott empor. Ist etwa der Himmel nur ein Synonym für ein „In-Gott-Sein“? Ein Wassertropfen fällt in ein Meer, er geht auf in dem Meer- sollte die Himmelfahrt Jesu und dann auch unsere Aufnahme in den Himmel so ein Aufgehen und „In-Gott-Sein“ bedeuten? Dann verlöschte die Differenz zwischen dem menschlichen Ich und Gott, wir lösten uns in Gott auf, der wie das Meer, in den ein Wassertropfen gefallen ist, einfach das Meer bliebe uns assimilierend. Die Vorstellung impliziert aber, daß es keine Beziehung zwischen Gott und Jesus Christus, aufgefahren in den Himmel mehr geben kann, auch keine Liebe, denn die verlangt eine Differenz zwischen den Sichliebenden, die durch die Liebe dann aufgehoben, nicht einfach genichtet wird. Es kann deshalb gesagt werden, daß die Vorstellung des im Himmel Seins der Ermöglichungsgrund dafür ist, eine Differenz zwischen Gott und dem Sohn zu denken,der zur Rechten des allmächtigen Vaters sitzt und so nicht in ihm auf wie der Wassetropfen im Meer aufgeht. Diese räumlich vorgestellte Differenz ermöglicht nun die Aufhebung dieser Differenz durch die wechselseitige Liebe. Diese Aufhebung nichtet nun aber nicht den den Vater liebenden Sohn, als wenn er in ihm aufginge. Der Himmel ist so etwas von Gott selbst Verschiedenes,von ihm erschaffen, damit Gott selbst relationsfähig ist zu anderem als sich selbst, ohne daß er die Anderen dann in sich aufsaugend nichtete.

Aber bleibt nicht der Himmel für uns Menschen ein fremder, falscher Ort. Die Erzählung: „Ein Münchner im Himmel“ sieht es ja so und klärt uns dann auf, daß unser wahrer Himmel das Wirtshaus ist- suchen deshalb wohl so viele Männer am Himmelfahrtstag lieber Bierlokale als den Gottesdienst auf? Paßt der Mensch überhaupt in den Himmel? Wäre er nur eine Hervorbringung der Evolution, müßte der Himmel wahrlich ihm eine Fremde sein.
Nur, warum heißt es dann im „Salve Regina“, daß wir verbannte Kinder Evas sind, hier auf Erden Exilierte? Die Paradieserzählung klärt uns diesbezüglich auf: Wir haben unsere Heimat verloren und leben nun im irdischen Exil. Der Mensch ist zwar irdisch ob seiner Leiblichkeit, die aber durch seine ihm von Gott eingegebene Seele beherrscht wird. Die Seele ist so das Nichtnatürliche in der natürlichen Welt, das ihr Entgegengesetzte. Daraus entspringt dann das Verlangen, die Natur zu gestalten, sie dem Menschen genehm zu machen, aber doch bleiben wir in der Welt Weltfremde.Denn die natürliche Heimat der Seele ist der Himmel, die Welt der Ort, der ihr zur Gestaltung übergeben ist, aber nur als befristete Aufgabe, bis Gott sie wieder nach der vollbrachten Arbeit zu sich zurück heimholt. Nur die Seelenvergessenheit, ein materialistisches Menschenbild kann uns den Himmel zur Fremde und das Münchner Hofbrauhaus zum wahren Himmel werden lassen. (Ludwig Thoma)
So ist auch der Prophet Elijas heimgekehrt und zeigt uns so, daß Gottes Liebe den Menschen heimruft, damit er bei Gott ewig lebe. Der Prophet zeigt uns zudem. daß es nicht das Privileg des göttlichen Sohnes ist, in den Himmel aufgenommen zu werden.

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