War der
8.Mai ein Tag der Befreiung oder nicht? Das ist eigentlich eine
Frage des geschichtswissenschaftlichen Diskurses. Aber seit der
damalige Bundespräsident Weizsäcker quasi offiziell diesen Tag zum
„Tag der Befreiung“ kürte, ist diese Interpretation zum
Gründungsmythos der BRD avanciert. Die offizielle
DDR-Geschichtsschreibung hat dagegen von Anfang an Stalins Deutung
unserer Kriegsniederlage als Befreiung durch die siegreiche „Rote
Armee“ zugestimmt.
Aber seit
dieser Bundespräsidentenrede gehört diese Interpretation nun zum
Gemeingut der offiziellen Geschichtsschreibung. Das inkludiert
natürlich auch, daß diese Deutung der universitären
Geschichtsschreibung normativ vorgeschrieben ist.
Es ist so
sicher wie das Amen in der Kirche, daß jeder Geschichtsprofessor
Deutschlands, widerspräche er dieser ursprünglich stalinistischen
Deutung des 8.Mai seinen Beruf danach nicht mehr ausüben könnte,
schon allein deswegen, weil linksradicale Studenten jede weitere
Vorlesung verunmöglichen würden, indem der Professor einfach
niedergebrüllt würde: „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda!“
Was
passiert nun aber, wenn ein einfacher Bürger der vorgeschriebenen
Deutung des 8.Mai widerspricht? Auf der Internetseite der Jungen
Freiheit vom 12.Mai ist das nachzulesen: Unter
dem Namen „Apfelweinbaron“ hatte Kuhn am 8. Mai anläßlich des
75. Jahrestags des Kriegsendes in Deutschland einen Beitrag auf
Instagram verfaßt, in dem er schrieb, das Datum sei „kein Tag der
Befreiung“.
Das
war für Gutmenschen natürlich völlig inakzeptabel. Eine Kampagne
gegen ihn wurde losgetreten, mit durchschlagendem Erfolg. Die
Supermarktkette, die bisher seinen Apfelwein verkaufte, nahm diese
Sorte aus ihrem Sortiment und er mußte den Vorsitz der Firma
aufgeben, damit dessen Produkte weiterhin verkaufbar bleiben. Also,
seine berufliche Existenz wurde vernichtet, weil er der offiziellen
Geshichtsschreibung nicht zustimmte.
Hierbei
wird eines besonders deutlich: Die Repression gegen Andersdenkende
wird bei uns nicht primär staatlich sondern zivilgesellschaftlich
organisiert. Der Idealuntertan beschränkt sich nicht mehr darauf,
dem Kaiser zuzujubeln, wie es einst den Untertan Heinrich Manns
auszeichnete, sondern er kämpft aktiv gegen alles Oppositionelle:
Niemand solle ungestraft die offizielle Deutung des 8.Mai in Frage
stellen!
Warum
ist nun aber gerade diese 8.Mai-Deutung von so großer Bedeutung?
Diese Frage kann nur adäquat respondiert werden, wenn diese Deutung
alsein Element der heutigen Politischen Korrektheitsideologie
begriffen wird, die die Funktion der öffentlichen Religion in
Deutschland übernommen hat, nachdem die christliche Religion diese
Aufgabe nicht mehr erfüllt- seit dem Sturz der christlichen
Monarchien Deutschlands und Österreichs.
Zu
dieser Ideologie gehört die Perhorreszierung der
nationalsozialistischen Herrschaft zu dem absolut Bösen. Dadurch
wird ein politisches Ereignis zu einem religiösen, denn nur in einer
Religion gibt es die Vorstellung vom „absoluten Bösen“.. Darum
muß der Sieg über Hitler als Befreiung geglaubt werden und alle
Negativfolgen dieser Befreiung werden dann zu gerechten Strafen für
unsere deutsche Schuld. Die Schuldkultur, daß es nur einen wahrhaft
Bösen und nur ein wahrhaft böses Tätervolk geben kann, erzwingt so
diese Deutung. Dabei ist aber eine deutliche Sinnverschiebung zu
beachten. Wenn für Stalin der Kampf gegen Hitler der Kampf um die
Befreiung des deutschen Volkes von dieser Diktatur war, so gilt
jetzt, daß der Sieg über Hitler ein Sieg über das böse
Deutschland war, das nun nach seiner militärischen Niederwerfung
auch noch umzuerziehen ist, damit aus bösen Deutsche gute
antideutsche Europäer und Weltbürger werden.
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