Donnerstag, 14. Mai 2020

Der Kampf um die Geschichtsschreibung- war es ein Tag der Befreiung?


War der 8.Mai ein Tag der Befreiung oder nicht? Das ist eigentlich eine Frage des geschichtswissenschaftlichen Diskurses. Aber seit der damalige Bundespräsident Weizsäcker quasi offiziell diesen Tag zum „Tag der Befreiung“ kürte, ist diese Interpretation zum Gründungsmythos der BRD avanciert. Die offizielle DDR-Geschichtsschreibung hat dagegen von Anfang an Stalins Deutung unserer Kriegsniederlage als Befreiung durch die siegreiche „Rote Armee“ zugestimmt.
Aber seit dieser Bundespräsidentenrede gehört diese Interpretation nun zum Gemeingut der offiziellen Geschichtsschreibung. Das inkludiert natürlich auch, daß diese Deutung der universitären Geschichtsschreibung normativ vorgeschrieben ist.
Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, daß jeder Geschichtsprofessor Deutschlands, widerspräche er dieser ursprünglich stalinistischen Deutung des 8.Mai seinen Beruf danach nicht mehr ausüben könnte, schon allein deswegen, weil linksradicale Studenten jede weitere Vorlesung verunmöglichen würden, indem der Professor einfach niedergebrüllt würde: „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda!“

Was passiert nun aber, wenn ein einfacher Bürger der vorgeschriebenen Deutung des 8.Mai widerspricht? Auf der Internetseite der Jungen Freiheit vom 12.Mai ist das nachzulesen: Unter dem Namen „Apfelweinbaron“ hatte Kuhn am 8. Mai anläßlich des 75. Jahrestags des Kriegsendes in Deutschland einen Beitrag auf Instagram verfaßt, in dem er schrieb, das Datum sei „kein Tag der Befreiung“.
Das war für Gutmenschen natürlich völlig inakzeptabel. Eine Kampagne gegen ihn wurde losgetreten, mit durchschlagendem Erfolg. Die Supermarktkette, die bisher seinen Apfelwein verkaufte, nahm diese Sorte aus ihrem Sortiment und er mußte den Vorsitz der Firma aufgeben, damit dessen Produkte weiterhin verkaufbar bleiben. Also, seine berufliche Existenz wurde vernichtet, weil er der offiziellen Geshichtsschreibung nicht zustimmte.
Hierbei wird eines besonders deutlich: Die Repression gegen Andersdenkende wird bei uns nicht primär staatlich sondern zivilgesellschaftlich organisiert. Der Idealuntertan beschränkt sich nicht mehr darauf, dem Kaiser zuzujubeln, wie es einst den Untertan Heinrich Manns auszeichnete, sondern er kämpft aktiv gegen alles Oppositionelle: Niemand solle ungestraft die offizielle Deutung des 8.Mai in Frage stellen!
Warum ist nun aber gerade diese 8.Mai-Deutung von so großer Bedeutung? Diese Frage kann nur adäquat respondiert werden, wenn diese Deutung alsein Element der heutigen Politischen Korrektheitsideologie begriffen wird, die die Funktion der öffentlichen Religion in Deutschland übernommen hat, nachdem die christliche Religion diese Aufgabe nicht mehr erfüllt- seit dem Sturz der christlichen Monarchien Deutschlands und Österreichs.
Zu dieser Ideologie gehört die Perhorreszierung der nationalsozialistischen Herrschaft zu dem absolut Bösen. Dadurch wird ein politisches Ereignis zu einem religiösen, denn nur in einer Religion gibt es die Vorstellung vom „absoluten Bösen“.. Darum muß der Sieg über Hitler als Befreiung geglaubt werden und alle Negativfolgen dieser Befreiung werden dann zu gerechten Strafen für unsere deutsche Schuld. Die Schuldkultur, daß es nur einen wahrhaft Bösen und nur ein wahrhaft böses Tätervolk geben kann, erzwingt so diese Deutung. Dabei ist aber eine deutliche Sinnverschiebung zu beachten. Wenn für Stalin der Kampf gegen Hitler der Kampf um die Befreiung des deutschen Volkes von dieser Diktatur war, so gilt jetzt, daß der Sieg über Hitler ein Sieg über das böse Deutschland war, das nun nach seiner militärischen Niederwerfung auch noch umzuerziehen ist, damit aus bösen Deutsche gute antideutsche Europäer und Weltbürger werden.

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