"so
wie man sagen kann, dass der ideologische Akt darin besteht,eine
klare Trennlinie zwischen Ideologie und >wahrem<
nichtideologischem Wissen ziehen zu wollen“.Zizek,
Weniger als nichts, 2016,S.110.
Die
Konstitution eines nichtideologischen Wissens ist so die Tat, durch
die sich eine Ideologie als Nichtideologie hervorbringt, indem sie
alle anderen mit ihr konkurrierenden Ideologien als Ideologie
kritisiert. Diese Strategie setzt das Vorurteil voraus, daß das
wahre Wissen immer ein nichtideologisches ist, einfacher gesagt, daß
Wissen und Erkennen den Gegenpol zur Ideologie bildet. Ideologen
verkennen eben die Wirklichkeit.
Geht
man von der Wortbedeutung der Ideologie aus, daß sie die Lehre von
den Ideen ist, daß also der Gegenstand der Ideologie die Frage des
Verhältnisses des Denkens zu dem Gedachten ist, dann muß dieses
Vorurteil geradezu absurd erscheinen. Man müßte doch urteilen, daß
jedes Denken, das nicht einfach naiv das was ich denke mit dem,
worauf sich mein Denken bezieht, als identisch zu setzen: So wie ich
denke, so ist es auch!
Spätestens
wenn zwei miteinander inkompatible Weltanschauungen eine Aussage über
etwas machen, wir also zwei differente Aussagen vor uns haben,
evoziert diese Differenz den Glauben an dies etwas, das entweder von
einem der zwei gedachten Etwassen verschieden sein muß, oder gar
ganz anders sei als beide gedachten Etwasse. Nur, daß dies so ganz
anders seiende Etwas auch nur als Denkvorstellung in unserem Denken
existiert.
Gibt
es denn überhaupt nichtideologisches Wissen? Nahe läge es nun, so
das Wissen der Naturwissenschaften zu qualifizieren. Aber ist der
methodische Atheismus dieser Wissenschaften, daß alles in der Welt
weltimmanent zu erklären sei, nicht selbst eine ideologische
Setzung, ein Akt, der so erst diese Wissenschaften zu ideologiefreiem
Wissen kürt?
Wie
verändert sich die Frage der Ideologiehaftigkeit des Wissens, wenn
das Denken nicht einseitig auf indikativische Aussagen beschränkt
wird, ist die Aussage, das ist so, wahr, sondern auch imperativische
Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu diskutieren sind: Das soll
man nicht! Das Denken kennt dann auch noch optativische Aussagen,o
möge es doch so sein und konjunktivische: wenn das nicht geschehen
wäre. Verlangt diese Diversität des Denkens nicht nach einer
Klärung des Verhältnisses des Denkens zu dem Gedachten, das es so
ist, sein sollte, oder sein möge oder wenn es doch so wäre.Wo all
diese Fragen diskutiert und beantwortet werden, entsteht da nicht so
eine Ideologie? Wäre so die Ideologiefreiheit nichts anderes als der
Verzicht auf die Reflexion des Denkens über sich selbst, daß dann
naiv einfach gesetzt wird: Wie ich denke, so ist es?
Corollarium 1
Ein Ausweg könnte die Distinktion der Tatsachenaussage und der Interpretation der Aussage sein. Aber genau mit der Setzung dieser Differenz vollziehen wir ja den ideologischen Akt. Und sind Tatsachen wirklich ideologiefreies Wissen. Enthält nicht die "Tatsachenaussage",Friedrich Nietzsche ist der Autor des "Zarathustras" einen ganzen Vorstellungskomplex über das Verhältnis eines Autoren zu seinem Werk, der dieser Aussage erst ihren Sinn gibt. Dieser damit mitgesetzte Vorstellungskomplex der Autorenschaft ist nun selbst nicht einfach eine Summe von "Tatsachenaussagen", sondern selbst wiederum ein Teilelement einer , wenn man will, ideologischen Vorstellung etwa einer "Ich-Philosophie": Ich schreibe Werke. Nietzsche ist nun gerade aber ein Philosoph, der jeder "Ichphilosphie" (in der Tradition Descartes) ablehnend gegenübersteht. Ist er dann im descartischen Sinne der Autor seiner Werke?
Corollarium 1
Ein Ausweg könnte die Distinktion der Tatsachenaussage und der Interpretation der Aussage sein. Aber genau mit der Setzung dieser Differenz vollziehen wir ja den ideologischen Akt. Und sind Tatsachen wirklich ideologiefreies Wissen. Enthält nicht die "Tatsachenaussage",Friedrich Nietzsche ist der Autor des "Zarathustras" einen ganzen Vorstellungskomplex über das Verhältnis eines Autoren zu seinem Werk, der dieser Aussage erst ihren Sinn gibt. Dieser damit mitgesetzte Vorstellungskomplex der Autorenschaft ist nun selbst nicht einfach eine Summe von "Tatsachenaussagen", sondern selbst wiederum ein Teilelement einer , wenn man will, ideologischen Vorstellung etwa einer "Ich-Philosophie": Ich schreibe Werke. Nietzsche ist nun gerade aber ein Philosoph, der jeder "Ichphilosphie" (in der Tradition Descartes) ablehnend gegenübersteht. Ist er dann im descartischen Sinne der Autor seiner Werke?
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