Die
Aussage, zu der die Teilnehmer der Umfrage Stellung beziehen sollten,
lautete: „Ich traue dem deutschen Staat in der Corona-Krise zu, den
Schutz der Gesundheit und die Folgen für die Wirtschaft richtig
abzuwägen. Über 50 Prozent
der Befragten stimmten dieser Aussage zu. So die Tagespost am
7.5.2020.
Eine
Kleinlichkeit fällt bei dieser Formulierung auf, daß nicht gefragt
wurde, ob der Regierung dies zugetraut würde sondern dem deutschen
Staate. Die Regierung und der Staat sind nicht das selbe. Sicherlich
würden viele der so Befragten auch antworten, daß sie Frau Merkel
dies zutrauen, aber doch ist das Vertrauen in den Staat etwas anderes
als ein Vertrauen auf eine Regierung.
Regierungen
sind dem Wechsel unterworfen, der Staat dagegen erscheint als etwas
Konstantes,Stabiles. Seit wann gibt es denn nun überhaupt den
deutschen Staat? Seit 1945,
aber da hatten wir gleich 3 deutsche Staaten, die DDR, die BRD und
Österreich, oder sollten wir sagen, seit Bismarck? Oder meinen wir
den deutschen Staat, den es erst seit der Wiedervereinigung 1989
haben?
Sobald
wir den Begriff des deutschen Staates in der deutschen Geschichte als
realisierten Begriff suchen, stoßen wir immer nur auf
fragmentarische Realisierungen dieses Begriffes. Denn der deutsche
Staat müßte ja, wenn er seinem Begriffe gerecht werden soll, der
eine Staat ganz Deutschlands sein. Aber wann ist dies je in unserer
Geschichte Realität gewesen. So realisierte Bismarck den deutschen
Staat, indem er Österreich ausschloß und so ein recht preußisches
Deutschland erschuf, dem gerade so etwas wesentlich Deutsches, das
Katholisch-Österreichische fehlte- es war so ein einseitiger Staat.
Eigentlich
ist der deutsche Staat so mehr eine Idee als denn eine politische
Realität. Und doch partizipiert unser jetziger Staat als der
Zusammenschluß der BRD mit der DDR an dieser Idee des deutschen
Staates, er ist sozusagen eine fragmentarische Materialisation dieser
Idee. Es ist somit aber auch mehr als der jetzige Staat, denn seine
Idee ist größer als seine Manifestation.
Aber
auf was bezieht sich dann das Vertrauen in der jetzigen Notzeit?
Meine These:
Daß
Vertrauen richtet sich primär auf die Idee des deutschen Staates, so
wie etwa das Vertrauen des Kindes zu seiner eigenen Mutter immer
eines ist, das sich speist aus der Vorstellung der archetypischen
Mutter, dem das Kind vertraut und so dann auch der realen Mutter
vertraut.
Im
deutschen Kulturraum hat dabei gerade Luthers Lehre von der Obrigkeit
dies postive Staatsverständnis gefördert im Kontrast zum im
Angelsächsischen beheimateten Mißtrauen gegen den Staat als
potentielle Bedrohung individueller Freiheiten. So ist dem
angelsächsischem Liberalismus die Parole des: Je weniger Staat,
desto besser!, zu eigen, unserer Kultur der Glaube, daß Notzeiten
einen starken Staat verlangen, dem man dann aber auch zutraut, die
Not in den Griff zu bekommen. Und da der jetzige Staat sich in dieser
Krise als erstaunlich stark erweist, er hörte auf, einen
Nachtwächterstaat zu spielen, gewann er auch das ihm gebührende
Vertrauen.
Wie
sehr aber die liberalistische Ideologie bei uns sich eingenistet hat,
zeigt, daß nun, obzwar die Erfolge im Kampfe gegen die Coronaseuche
der Regierungspolitik recht gibt, überall wieder nach mehr
Freiheiten gerufen wird und so evtl die bisherigen Erfolge des
Staates in Frage gestellt werden.
Zusatz:
Wenn wir Christen vom Staat reden, dann sprechen wir immer von einer göttlichen Schöpfungsordnung.
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