Freitag, 8. Mai 2020

Worauf vertrauen wir in Notzeiten- eine deutsche Antwort

Die Aussage, zu der die Teilnehmer der Umfrage Stellung beziehen sollten, lautete: „Ich traue dem deutschen Staat in der Corona-Krise zu, den Schutz der Gesundheit und die Folgen für die Wirtschaft richtig abzuwägen. Über 50 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage zu. So die Tagespost am 7.5.2020.
Eine Kleinlichkeit fällt bei dieser Formulierung auf, daß nicht gefragt wurde, ob der Regierung dies zugetraut würde sondern dem deutschen Staate. Die Regierung und der Staat sind nicht das selbe. Sicherlich würden viele der so Befragten auch antworten, daß sie Frau Merkel dies zutrauen, aber doch ist das Vertrauen in den Staat etwas anderes als ein Vertrauen auf eine Regierung.
Regierungen sind dem Wechsel unterworfen, der Staat dagegen erscheint als etwas Konstantes,Stabiles. Seit wann gibt es denn nun überhaupt den deutschen Staat? Seit 1945, aber da hatten wir gleich 3 deutsche Staaten, die DDR, die BRD und Österreich, oder sollten wir sagen, seit Bismarck? Oder meinen wir den deutschen Staat, den es erst seit der Wiedervereinigung 1989 haben?
Sobald wir den Begriff des deutschen Staates in der deutschen Geschichte als realisierten Begriff suchen, stoßen wir immer nur auf fragmentarische Realisierungen dieses Begriffes. Denn der deutsche Staat müßte ja, wenn er seinem Begriffe gerecht werden soll, der eine Staat ganz Deutschlands sein. Aber wann ist dies je in unserer Geschichte Realität gewesen. So realisierte Bismarck den deutschen Staat, indem er Österreich ausschloß und so ein recht preußisches Deutschland erschuf, dem gerade so etwas wesentlich Deutsches, das Katholisch-Österreichische fehlte- es war so ein einseitiger Staat.
Eigentlich ist der deutsche Staat so mehr eine Idee als denn eine politische Realität. Und doch partizipiert unser jetziger Staat als der Zusammenschluß der BRD mit der DDR an dieser Idee des deutschen Staates, er ist sozusagen eine fragmentarische Materialisation dieser Idee. Es ist somit aber auch mehr als der jetzige Staat, denn seine Idee ist größer als seine Manifestation.
Aber auf was bezieht sich dann das Vertrauen in der jetzigen Notzeit? Meine These:
Daß Vertrauen richtet sich primär auf die Idee des deutschen Staates, so wie etwa das Vertrauen des Kindes zu seiner eigenen Mutter immer eines ist, das sich speist aus der Vorstellung der archetypischen Mutter, dem das Kind vertraut und so dann auch der realen Mutter vertraut.
Im deutschen Kulturraum hat dabei gerade Luthers Lehre von der Obrigkeit dies postive Staatsverständnis gefördert im Kontrast zum im Angelsächsischen beheimateten Mißtrauen gegen den Staat als potentielle Bedrohung individueller Freiheiten. So ist dem angelsächsischem Liberalismus die Parole des: Je weniger Staat, desto besser!, zu eigen, unserer Kultur der Glaube, daß Notzeiten einen starken Staat verlangen, dem man dann aber auch zutraut, die Not in den Griff zu bekommen. Und da der jetzige Staat sich in dieser Krise als erstaunlich stark erweist, er hörte auf, einen Nachtwächterstaat zu spielen, gewann er auch das ihm gebührende Vertrauen.
Wie sehr aber die liberalistische Ideologie bei uns sich eingenistet hat, zeigt, daß nun, obzwar die Erfolge im Kampfe gegen die Coronaseuche der Regierungspolitik recht gibt, überall wieder nach mehr Freiheiten gerufen wird und so evtl die bisherigen Erfolge des Staates in Frage gestellt werden.

Zusatz:
Wenn wir Christen vom Staat reden, dann sprechen wir immer von einer göttlichen Schöpfungsordnung. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen