„Coronakrise
hat gezeigt: Kirchen sind nicht systemrelevant“- so
titelte kath net am 22.5.2020. Zurückgefragt werden müßte, ob das
nicht schon vorher bekannt war und ob wirklich erst die Coronakrise
dies uns andemonstriert hätte. Daß das Messelesen nicht verboten
wurde sondern nur, daß die Gottesdienste öffentlich gefeiert werden
dürfen, sagt erstmal über die Systemrelevanz der Gottesdienste und
Kirchen wenig aus. Es könnte erwidert werden, daß, da doch
Verbrauchermärkte nicht geschlossen worden sind, die Gottesdienste
aber nicht mehr öffentlich stattfinden konnten, dies zeige, daß
Verbrauchermärkte systemrelevant wären, die Gottesdienste aber
nicht.Aber dann müßte geschlußfolgert werden, daß Arbeitsämter
und Rathäuser auch nicht systemrelevant seien, da doch auch diese
geschossen wurden.Nein, die staatlichen Entscheidungen waren klar: Um
der Eindämmung der Ansteckungen des Coronavirus willen wurden alle
nicht unbedingt nötigen Kontakte so weit wie möglich unterbunden,
denn jeder direkte Kontakt enthält nun mal ob dieser Seuche ein
Ansteckungsrisiko. Die Kirchen konnten ja weiter ihr „Hauptgeschäft“
durchführen, also: Alle Messen konnten zelebriert werden und die
Gläubigen konnten sie per Internet gut mitfeiern. Zudem kann nicht
wegdiskutiert werden, daß auch fromme Kirchgänger täglich zu essen
und zu trinken haben, aber die Allermeisten selbst unter den Christen
gut ohne den Besuch eines Gottesdienstes auskommen. Darum mußten
eben die Lebensmittelgeschäfte aufgesperrt bleiben, wohingegen
Rathäuser, Arbeitsämter und Kirchen zusperrbar sind, weil es nicht
unbedingt notwendig ist, da persönlich zu erscheinen.
Nein,
es muß schon prinzipieller gefragt werden, ob die christliche
Religion und die Kirchen wirklich systemrelevant sind. Hierauf fällt
die Antwort leicht, wenn als Kontrast die „Konstantinische“
Epoche, das „Thron und Altarbündnis“ herangezogen wird, seinen
Anfang nehmend mit Kaiser Konstantin und endgültig geendet mit dem
Ausgang des 1.Weltkrieges, dem Sturz der drei großen christlichen
Monarchien Europas, der russischen, der deutschen und der
österreichischen. Das christliche Abendland ging da verloren, auch
wenn der Anfang der Auflösung schon die Reformation und die daraus
folgenden Religionskriege des 17.Jahrhundertes bildeten. Seitdem ist
der Raum der Politik (des Systemes) ein von der Vernunft bestimmter,
in dem religiöse Argumente keine Rolle mehr spielen können. Der
Raum der Ökonomie hatte sich schon davor von der Religion befreit,
so sehr auch der Geist des Kapitalismus auch aus dem Geiste des
Protestantismus sich herausentwickelt hatte. (Vgl Max Weber). Die
zwei von der christlichen Religion befreiten Räume des Politischen
und Ökonomischen machen nun das System der modern säkularisierten
Gesellschaften aus, die Religion wurde so in den Privatraum
verschoben als Bestandteil der westlichen Kultur und zu der gehört
noch für viele auch noch der Besuch eines Weihnachtsgottesdienstes
und einer Konzertmusik in der Kirche. Aber ein Blick auf den
gegenwärtigen Ethikdiskurs zeigt schon, daß auch in diesem
Kernbereich der Kirchen, als sie noch systemrelevant waren, religiöse
Argumente keine Rolle mehr spielen. Wenn Kirchen heute noch in dem
Raum der Moral und Ethik mitdiskutieren, dann nur noch unter der
Maskerade der Politischen Korrektheit. Westeuropa hat sich faktisch
von seinem religiösem Fundament, es sei an Novalis: „Christentum
oder Europa“ erinnert, so weit entfremdet, daß der Verlust der
christlichen Religion gar nicht mehr als Verlust empfunden wird.
Wir
erleben so eine Umstrukturierung der Kirchen zu Subsystemen des
Sozialstaates mit der Kernkompetenz des diakonischen Engagements. Als
solche werden sie noch geschätzt, auch wenn ihre Systemfunktionen
dann von beliebigen anderen nichtstaatlichen Trägern auch übernommen
werden könnten, sie sind austauschbar geworden.
Die
christliche Religion ist aber mit dem Ende der Konstantinischen
Epoche zu etwas rein Privatem geworden und so ist diese Religion ohne
eine Systemrelevanz, zumal die Politische Korrektheitsideologie díe
Funktion der öffentlichen Religion übernommen hat.
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