„Es
war Nietzsche, der bemerkte >Der Mensch strebt nicht nach
Glück;nur der Engländer tut das<-Der globalisierte Hedonismus
von heute ist also bloß die Kehrseite des Umstands,dass wir unter
den Bedingungen des globalen Kapitalismus ideologisch >alle
Engländer< (oder vielmehr angelsächsische Amerikaner)sind.“
Slavoj Zizek, Weniger als
nichts, 2016, S.174.
Finkelde
ergänzt dazu in seiner Einführung zu Zizek: „Slavoj Zizek
zwischen Lacan und Hegel 2009, S.74: „In der modernen
Gesellschaft sieht sich das Subjekt eher verpflichtet, sein Leben zu
genießen“. Finkelde spricht
dabei von einem durch die liberale promiskuitive kontaminierten
Über-Ich, dem der Imperativ: Genieße!, eingeschrieben sei, Forderte
in vormodernen Gesellschaften das Über-Ich im Namen einer
moralischen Ordnung die Unterordnung des Iches, daß es um Größeres
willen (Gott, König, Vaterland, Ehre etc) auf privates Begehren zu
verzichten habe, so zeichne sich die Gegenwart durch das Über-Ich
aus, dem nur ein Leben sinnvoll erscheint, wenn es möglichst viel
Lust genossen habe. Dabei bietet der freie Markt unendlich viele
Produkte an, die eine Lusterfüllung verheißen. Dem korreliert der
nach Genußobjekten Suchende.
Die
Pointe ist nun die, daß keine Ware endgültig die Lust befriedigt,
sondern immer den Wunsch nach dem Erwerb weiterer Produkte
hervorruft, damit der Konsument nicht aufhört zu konsumieren. So ist
der postmoderne Genießer gerade der, der nie im Genießen eines
Produktes zu seiner Ruhe findet.
M.E.
ist die Moderne (vgl Alexander Dugin) noch durch große Ideologien
bestimmt, in deren Namen dem Subjekt auch noch ein Verzichten
abverlangt wurde, etwa im Namen des Sozialismus/Kommunismus oder
Faschismus/Nationalsozialismus und auch die kapitalistiche Ideologie
verlangte Sparsamkeit vom Unternehmer, daß er investiere statt den
Gewinn zu verkonsumieren und vom Arbeiter, zu verzichten ob seines
geringen Lohnes, während erst die Postmoderne all diese Appelle auf
ein Verzichten abschaffte, weil nun das Ideal der unbeherrscht
kaufende Konsument ist, der nur so die Wirtschaft am Leben erhält.
England
galt Nietzsche als das Land, in dem diese Lebenseinstellung
beheimatet ist, seinen Ursprung hat. Oswald Spenglers Essay:
„Preußentum und Sozialismus“ bestätigt dieses Urteil
Nietzsches, indem hier das Preußische der engländischen
Lebensauffassung des Primates der Ökonomie entgegengesetzt wird.
Dieser
Hedonismus zersetzt natürlich das Fundament der christlichen
Erlösungsreligion: Wie muß ich leben, um das Ziel des ewigen Lebens
zu erreichen?
Die
Maxime, im und für den Augenbllick zu leben, ihn intensivst zu
genießen, verklärt ja nur die Verheißung, daß ein erworbenes
Produkt, sein Genießen das Begehren des Konsumenten erfüllen wird,
indem verdrängt wird, daß die eine konsumierte Ware nur die
Sehnsucht nach weiterem Konsumieren erwachsen läßt: Dies Jahr
urlaubten wir in...., wo verbringen wir den nächsten Urlaub und den
übernächsten?
Zudem:
Wenn wirklich jeder Mensch immer nur nach dem Glück, dem Genießen
gesucht hätte, warum finden wir dann so wenig glückliche Menschen,
weder in Geschichtsbüchern noch in der Gegenwart. Sollte nicht
außerdem Schopenhauer recht haben, wenn er urteilt, daß das Glück
der Anderen nur eine optische Täuschung aus der Fernperspektive ist:
Wenn ich wie der Andere lebte, dann wäre ich glücklich!
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