Mittwoch, 24. Juni 2020

Anmerkungen zum kirchlichen Meßopfer kurz und bündig

Der Katholische Katechismus schreibt (1367): Das Opfer Christi und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer“. Es gilt aber auch: Die Eucharistie ist auch das Opfer der Kirche.(1368). Wie kann das Kreuzaltaropfer Jesu Christi und das kirchliche Meßopfer ein einziges Opfer sein, wenn das eine nur Jesus Christus am Kreuze vollbracht hat, das Meßopfer aber das Opfer Jesu Christi und der Kirche sein? Und wie können überhaupt zwei Handlungen eine sein?
Diese Fragen gehören zu den schwierigsten der Lehre vom Altarsakrament und können so in einer kleinen essayistischen Betrachtung nur andiskutiert werden. Ich versuche deshalb hier, Thesen zur Weiterdiskussion aufzustellen:
  1. Wie der Hohepriester Kaiaphas am Kreuzaltaropfer mitwirkte, indem er den Einen opfern wollte, um die Vielen zu retten, sodaß nicht nur Jesus Christus der alleinige Priester war, so ist auch beim kirchlichen Meßopfer der Priester der Kirche mitwirkend. Kaiaphas eröffnet so den Raum für die Möglichkeit, daß nun im Neuen Bund Priester das Meßopfer darbringen, weil schon im Alten Bund die Priester Gott das Opfer darbrachten bis hin zum Hohepriester Kiaphas, der als solcher auch Jesus Christus aufopferte.
  2. Nicht nur das Kreuzaltaropfer und das Meßopfer sind ein einziges Opfer, sondern das schließt auch die Opfer des Alten Bundes ein. Wie ist nun aber die Einzigartigkeit zu denken, daß es keine Serie von Opfern ist, sondern nur eines? Diese Einheit ist denkbar, wenn ein platonisch gefärbter Bildbegriff eingeführt wird: Das Urbild des Kreuzaltaropfers und seine Abbilder als die Opfer des Alten wie des Neuen Bundes in der Differenzierung von Vor- und Nachabbildungen bilden ein Opfer. Nicht ist schon das Urbild selbst das eine Opfer, zu dem dann noch andere dazukämen,sondern das Eine als sich selbst Identisches ist die Setzung der Differenz zwischen dem Urbild und dem Abbild und der Aufhebung dieser gesetzten Differenz zur Einheit dieses Opfers. So konzipiert sich ja auch das Selbstbewußtsein als Setzung der Differenz von dem denkenden und gedachtem Ich und der Aufhebung dieser Differenz im Selbstbewußtsein, denn so erst wird das Ich zum Sichselbstwissenden, zu einem Ich, daß nur eines ist in dieser aufgehobenen Differenz. So ist auch das eine Opfer nur ein einzigartiges in dieser dialektischen Einheit der Setzung und Aufhebung der Differenz des Urbildes vom seinem Abbild.

    Corollarium 1
    Es war ein großer Irrtum in der Theologie, als behauptet wurde, daß das Opfer Christi nichts gemein hätte mit der Praxis und dem Verständnis des Opfers in den anderen Religionen, den heidnischen. Das Argument, daß hier Gott sich selbst als Opfer darbringe und daß nicht Menschen hier das Opfer darbrächten, verkennt a) daß Jesus Christus auch als wahrer Mensch dies Opfer darbringt, und daß b) er es als Sohn Gottes dem Vater darbringt, daß also nicht der Vater sich selbst dies Opfer darbringt. Die Differenz zwischen dem sich opfernden Sohn und dem das Opfer annehmenden Vater darf nicht negiert werden. 

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