Sonntag, 7. Juni 2020

Wenn die kirchliche Lehre nicht mehr verstanden wird...

Die Trinitätslehre der Kirche gilt als eine der schwer verständlichsten Lehren der Kirche. Ob denn die Lehre auch dem trinitarischen Sein Gottes entspricht, bleibt dann ganz ungefragt, faktisch stehen wir erst mal vor dem Phänomen, daß es uns schwer fällt, die uns durch die Kirche vorgegebene Tradition sich selbst anzueignen. Warum haben überhaupt kirchliche Theologen eine so kompliziert spekulative Theologie entwickelt, frägt sich so nicht nur so mancher Theologiestudent. Schleiermacher war es dann, der kategorisch feststellte, daß diese Lehre für die christliche Frömmigkeit völlig irrelevant sei.
Stimmt das? „Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater den Vater nicht“,lehrt Jesus selbst. Durchdenken wir diese Aussage: Wie muß der Sohn sein, damit er wie der Vater zu ehren ist? Implizit ist damit ausgeschlossen, daß der Sohn verehrt wird, aber nicht wie der Vater. Diese negierte Aussage gehört in den innerchristlichen Diskurs, wie Jesus zu verehren ist. Die damit auch negierte Aussage, daß er gar nicht zu verehren sei, gehört dagegen in den Diskurs der Verhältnisbestimmung der christlichen Gottesverehrung zu der der Synagoge.
Zur Gottesverehrung in der Synagoge lehrt hier Jesus selbst, daß da Gott nicht verehrt wird, weil da der Sohn nicht verehrt wird. Zur Frage, wie ist im christlichen Kult Jesus zu verehren, heißt es jetzt: Nur wo der Sohn wie der Vater verehrt wird, wird der Vater verehrt.
Wie muß Jesus gedacht werden, damit diese zwei Aussagen wahr sind, daß also diese Jesusverehrung die wahre ist. Wäre Jesus weniger als Gott, dann dürfte er nicht wie Gott verehrt werden. Sonst würde ihm eine Ehre zuteil kommen, die ihm nicht zusteht. Das könnte dann aber kein wahrer Kult sein.
Das berührt das Zentrum der christlichen Religion, nämlich die Frage des Wies der Verehrung.
Wie muß nun das Verhältnis des Vaters und des Sohnes zueinander gedacht werden, wenn es wahr ist, daß wo der Sohn nicht wie der Vater verehrt wird, der Sohn nicht verehrt wird? Wäre der Vater der eine Gott, Jesus ein zweiter, dann würde in der Synagoge der Vater geehrt, aber nicht der Sohn. Dann wäre diese Verehrung eben eine halbwahre Verehrung, wohingegen der christliche Kult zwei Götter verehrte und so wahr wäre. Aber ein solch addidatives Verständnis muß der Aussage widersprechen, daß da, wo nur der Vater geehrt wird, dieser gar nicht geehrt wird. Wenn nun der Vater und der Sohn identisch miteinander wären, daß der göttliche Vater nur in der Gestalt des Sohnes erschiene,dann müßte auch gelten, daß da, wo der Vater geehrt wird, dies schon die wahre Verehrung wäre, denn wo Jesus verehrt würde, würde ja auch nur der Vater verehrt.
Also müssen Vater und Sohn eins sein und doch auch verschieden sein.Wären sie nur eins, würde sich die Gottesverehrung der Synagoge nicht von der christlichen distinguieren, nur wenn sie verschieden sind, kann wahr sein, daß nur da, wo der Sohn wie der Vater geehrt wird, auch der Vater geehrt wird.Aber diese Verschiedenheit darf nun auch keine Zweiheit sein, denn dann könnte der Vater ohne den Sohn wahr verehrt werden. Es muß also eine Differenz und eine Einheit von Vater und Sohn gedacht werden! Das ermöglicht der Gedanke der Liebe, daß der Vater und der Sohn sich wechselseitig liebend eine Einheit, ein Gott sind, in der die Differenz nicht einfach genichtet wird, sondern aufgehoben. Die Liebe verbindet zu einer Einheit, ohne die Liebe zu nichten als Beziehung zwischen zwei Differenten.
Das könnte als der Kern der Trinitätslehre verstanden werden, als Antwort auf die Frage, wie ist Jesus Christus wahr zu verehren.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen