Die
Trinitätslehre der Kirche gilt als eine der schwer verständlichsten
Lehren der Kirche. Ob denn die Lehre auch dem trinitarischen Sein
Gottes entspricht, bleibt dann ganz ungefragt, faktisch stehen wir
erst mal vor dem Phänomen, daß es uns schwer fällt, die uns durch
die Kirche vorgegebene Tradition sich selbst anzueignen. Warum haben
überhaupt kirchliche Theologen eine so kompliziert spekulative
Theologie entwickelt, frägt sich so nicht nur so mancher
Theologiestudent. Schleiermacher war es dann, der kategorisch
feststellte, daß diese Lehre für die christliche Frömmigkeit
völlig irrelevant sei.
Stimmt
das? „Wer den Sohn nicht
ehrt, ehrt auch den Vater den Vater nicht“,lehrt
Jesus selbst. Durchdenken wir diese Aussage: Wie muß der Sohn sein,
damit er wie der Vater zu ehren ist? Implizit ist damit
ausgeschlossen, daß der Sohn verehrt wird, aber nicht wie der Vater.
Diese negierte Aussage gehört in den innerchristlichen Diskurs, wie
Jesus zu verehren ist. Die damit auch negierte Aussage, daß er gar
nicht zu verehren sei, gehört dagegen in den Diskurs der
Verhältnisbestimmung der christlichen Gottesverehrung zu der der
Synagoge.
Zur
Gottesverehrung in der Synagoge lehrt hier Jesus selbst, daß da Gott
nicht verehrt wird, weil da der Sohn nicht verehrt wird. Zur Frage,
wie ist im christlichen Kult Jesus zu verehren, heißt es jetzt: Nur
wo der Sohn wie der Vater verehrt wird, wird der Vater verehrt.
Wie
muß Jesus gedacht werden, damit diese zwei Aussagen wahr sind, daß
also diese Jesusverehrung die wahre ist. Wäre Jesus weniger als
Gott, dann dürfte er nicht wie Gott verehrt werden. Sonst würde ihm
eine Ehre zuteil kommen, die ihm nicht zusteht. Das könnte dann aber
kein wahrer Kult sein.
Das
berührt das Zentrum der christlichen Religion, nämlich die Frage
des Wies der Verehrung.
Wie
muß nun das Verhältnis des Vaters und des Sohnes zueinander gedacht
werden, wenn es wahr ist, daß wo der Sohn nicht wie der Vater
verehrt wird, der Sohn nicht verehrt wird? Wäre der Vater der eine
Gott, Jesus ein zweiter, dann würde in der Synagoge der Vater
geehrt, aber nicht der Sohn. Dann wäre diese Verehrung eben eine
halbwahre Verehrung, wohingegen der christliche Kult zwei Götter
verehrte und so wahr wäre. Aber ein solch addidatives Verständnis
muß der Aussage widersprechen, daß da, wo nur der Vater geehrt
wird, dieser gar nicht geehrt wird. Wenn nun der Vater und der Sohn
identisch miteinander wären, daß der göttliche Vater nur in der
Gestalt des Sohnes erschiene,dann müßte auch gelten, daß da, wo
der Vater geehrt wird, dies schon die wahre Verehrung wäre, denn wo
Jesus verehrt würde, würde ja auch nur der Vater verehrt.
Also
müssen Vater und Sohn eins sein und doch auch verschieden sein.Wären
sie nur eins, würde sich die Gottesverehrung der Synagoge nicht von
der christlichen distinguieren, nur wenn sie verschieden sind, kann
wahr sein, daß nur da, wo der Sohn wie der Vater geehrt wird, auch
der Vater geehrt wird.Aber diese Verschiedenheit darf nun auch keine
Zweiheit sein, denn dann könnte der Vater ohne den Sohn wahr verehrt
werden. Es muß also eine Differenz und eine Einheit von Vater und
Sohn gedacht werden! Das ermöglicht der Gedanke der Liebe, daß der
Vater und der Sohn sich wechselseitig liebend eine Einheit, ein Gott
sind, in der die Differenz nicht einfach genichtet wird, sondern
aufgehoben. Die Liebe verbindet zu einer Einheit, ohne die Liebe zu
nichten als Beziehung zwischen zwei Differenten.
Das
könnte als der Kern der Trinitätslehre verstanden werden, als
Antwort auf die Frage, wie ist Jesus Christus wahr zu verehren.
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