Dienstag, 23. Juni 2020

Gott beweist sich selbst,aber wem gefällt schon dieser Selbstbeweis Gottes?

damit alle Reiche der Erde erkennen, daß du, Jahwe, Gott bist, du allein.“
Über diese Aussage gilt es, nachzudenken:Da soll erkannt werden, daß Gott ist, also existiert, daß dieser Gott Jahwe ist und daß er der alleinige Gott ist. Eine innere Spannung fällt auf: Daß Gott den Namen Jahwe führt, impliziert, daß es andere Götter gibt, sodaß dieser Gott mit seinem Namen anzurufen ist, damit eben auch der gemeinte auch wirklich angerufen wird. Jahwe ist wirklich ein Gott und dann radicalsiert sich diese Aussage zu der, daß dieser der einzige, der alleinige Gott ist.Das soll Gott nun der ganzen Welt zu erkennen geben, darum bittet ihn der König Hiskia.
Sanherib drohte Jerusalem zu erobern und rühmte sich, bisher immer gesiegt zu haben. Die Götter der von ihm besiegten Könige hätten denen nicht helfen können und so würde es auch dem König Hiskija mit seinem Gott ergehen, auf den er vertraut.Er würde auch diesen Gott ins Feuer werfen und so demonstrieren, daß es auch vergeblich ist, auf Jahwe zu vertrauen.
In dieser Not betet Hiskia: „Herr,unser Gott, rette uns aus seiner Hand, damit alle Reiche der Erde erkennen,daß du Jahwe, Gott bist, du allein.“ (2.Könige, 19, 9)Die anderen Götter erwiesen sich als Nichtgötter, weil Sanherib die auf sie vertraut habenden Könige alle besiegt hatte und die Götter dann gar verbrennen konnte.Also, diese Götter konnten sich selbst nicht einmal vor ihm schützen. (Dies setzt natürlich voraus, daß die in Götterstatuen abgebildeten Götter auch wirklich so da präsent sind, daß die Statuen nur zerstört werden können von einem, der stärker ist als der Gott dieses Gottesbildes. Vermag das gar ein Mensch, dann sind diese Götter keine. So steht jetzt alles für den Gott Jahwe auf dem Spiel, denn Sanherib will der Welt ja beweisen, daß er mächtiger als Jahwe ist und daß so dieser kein Gott ist.
Hiskia betet so: Gott, erweise du dich nun als der einzig wahre Gott! Und wie kann Gott sich so beweisen? Indem er Jerusalem vor Sanheribs Heer rettet. Das wäre dann ein alttestamentarischer Gottesbeweis!
Und Gott beweist sich als der einzig wahre Gott. So steht es geschrieben (2.Könige 19,35): „In jener Nacht zog der Engel des Herrn aus und erschlug im Lager der Assyrer hundertfünfundachzigtausend Mann. Als man am nächsten Morgen aufstand, fand man sie alle als Leichen.“ 185000 Tote in einer einzigen Nacht,da ergriff Sanherib mit seinem Restheer die Flucht.
So beweist sich Gott hier als der wahre Gott. Was könnte zu diesem von Gott selbst erbrachten Gottesbeweis gesagt werden? Es bedarf keiner großen Überlegungstätigkeit, um zu „erkennen“, daß a) der Gott ein Gott der Liebe, nie so viele Menschen getötet haben kann,daß b) es keine Engel gibt, sodaß auf keinen Fall ein Engel Gottes diese 185000 Menschen getötet haben kann und daß so c) Gott nicht sich als wahrer Gott erwiesen habe. Wahrscheinlicher sei eine Seuche im Heerlager ausgebrochen, an der viele verstarben, woraufhin das feindliche Heer geflohen sei. So beseitigt man ganz aufgeklärt modern diesen Gottesbeweis,wie sich Gott selbst zu beweisen versuchte.
Aber, auf was für dürftige Voraussetzungen basiert denn diese Entmythologisierung? Auf die, daß Gott gar nicht in die Realität einwirken kann, daß es auch keine Engel gibt, durch die er in der Welt wirken kann und wenn er doch einwirkt, dann nur als die Liebe, und das meint faktisch, daß Gott nur das Ja zu allen Menschen ist, der so zuläßt, daß die Menschen ihre Freiheit mißbrauchen, weil er sie liebt und ihnen ihre Freiheit nicht nehmen kann.


Der „Startheologe“ Drewermann darf das dann auf Katholisch de formulieren:
Drewermann: In der jahrhundertealten kirchlichen Interpretation der Schöpfungstheologie liegt nach meiner Erfahrung der zentrale Grundfehler in der religiösen Unterweisung. Wir bringen im Religionsunterricht den Kindern bei, dass Gott eingreift in der Not, dass er Gebete erhört, dass er sichtbar wird im Geschichtsverlauf und in der persönlichen Biografie. Dann aber stirbt die eigene Mutter qualvoll an Krebs und der Schrei dringt zum Himmel, wie Gott das zulassen kann. Diese Frage findet keine Beantwortung in dem Weltbild, das die Kirche lehrt. Das Leid an der Welt führt zum Enttäuschungsatheismus.“(20.6.2020)
Selbstverständlich greift Gott nicht ein, erhört keine Gebete- was tut er dann? Drewermann: Erhoffen wir von Gott nichts, dann wird er uns auch nicht enttäuschen! Hiskia hat stattdessen die Rettung von Gott erhofft und Jerusalem wurde errettet.Aber wenn selbst die Theologen (und die ihnen folgende Kirche) nichts mehr von Gott erwartet, warum sollte dann Gott uns noch retten wollen, erklärten wir doch gleich nach der geschehenen Rettung, das habe nicht Gott gewirkt sondern das sei eben ein glücklicher Zufall, wie eben rein zufällig eine Seuche im Heerlager Sanheribs ausgebrochen war.


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