Große
Erzählungen bestimmen oft unser Weltbild und so auch unsere
Wahrnehmung der heutigen Kirche. Eine der meistverbreiteten Narrative
ist wohl die Erzählung vom Urchristentum, das völlig hierarchiefrei
gewesen sein soll, daß es dort rein geschwisterlich zugegangen sei,
daß es keine Priester und Vorstände gegeben hätte und die Frauen
hundertprozentig gleichberechtigt gewesen wären. Ein bißchen ging
es in den Urgemeinden so zu wie im gallischen Dorf von Asterix und
Obelix, nur daß eben statt eines Zaubertrankes der Heilige Geist,
auf alle gleichermaßen ausgeteilt, das Leben der Gemeinden
ausmachte.
Dann
kam eine große Korruption, aus den basisdemokratisch gestalteten
Urgemeinden entwuchs eine hierarchisch strukturierte Kirche, bis dann
Luther die Kirche zu ihrer Ursprungsgestalt zurückführen wollte.
Spätestens zur Zeit Kaiser Konstantins wäre dann die Kirche völlig
deformiert gewesen, sie war katholisch geworden. Das müsse nun
rückgängig gemacht werden. Dies Narrativ bildet so eines der
Säulen, auf der dann der synodale Irrweg sich auferbaut.
Früge
man nun, ob diese Narration den sich auch geschichts-wissenschaftlich
verifizieren, müßte enttäuscht abgewunken werden: Die Quellen
lassen diese Deutung nicht zu. Aber das stellt für dies Narrativ
kein Problem dar, denn per Quellenkritik läßt sich ja leicht
nachweisen, daß die Quellen selbst tendenziös perspektivisch das
Urchristentum darstellen, sodaß wir erst die wahre Geschichte hinter
den Quellen zu eruieren haben. So konstituiert sich dann das Reich
unsere Phantasie, daß Phantasmata über das Urchristentum so
ermöglicht werden.
Wie
desillusionierend fallen dagegen die Texte der Bibel aus! Jesus von
Nazareth, der autokratisch 12 seiner Schüler zu Aposteln erwählt,
ohne überhaupt seine „Jünger“ zu befragen, ohne daß eine Wahl
stattfand! Ja ganz autokratisch setzte Jesus Petrus als den Hirten
seiner Kirche ein. Die Beauftragung: „Weide!“ zitiert
ein wesentliches Moment der Königsideologie, daß ein König wie ein
guter Hirte sein Volk regiere und so den Anspruch zu erheben hat, daß
ihm das Volk zu gehorchen habe.
„Weiden“
heißt monarchisch regieren! Im
ersten Apostelkonzil entschieden über die theologische Sachfrage die
Apostel und die Ältesten allein in der Kraft des Heiligen Geistes,
die Laien wurden dann erst hinzugezogen, als es um die Frage ging,
wie nun die Beschlüsse in dieser Causa bekannt zu machen sind.
So
ist es wohl kein Zufall, daß trotz dieses Narratives auf dem
synodalen Weg mehr wert gelegt wird auf die Vorstellung, daß die
Kirche so etwa sich der Welt anzupassen habe und daß so für sie der
Frauenwunsch nach der Einführung eines Frauenpriestertumes
relevanter sei als biblische theologische Begründungen.
Trotzdem darf aber die Suggestivkraft dieses Narratives nicht
unterschätzt werden, ja dieses urprotestantische Narrativ fällt
eben auf so fruchtbaren Boden, weil so viele Katholiken nicht nur
dieses Irrweges im Geiste schon gute Protestanten sind.
Zusatz:
Es fällt aber auch auf, daß im Trend der Selbtverweltlichung der Kirche zusehens auf biblische und theologische Begründungen für die Modernisierung der Kirche verzichtet wird: Weil es in der Welt so ist, hat es auch in der Kirche so zu sein:
"Ihre Forderungen begründet die kfd unter anderem mit dem im Grundgesetz und der UN-Menschenrechtscharta verankerten Recht auf Gleichberechtigung von Mann und Frau. Es sei weder nachvollziehbar noch akzeptabel, dass Frauen bestimmte Leitungspositionen, Dienste und Ämter innerhalb der Kirche aufgrund ihres Geschlechtes verwehrt werden. "Der Ausschluss von Frauen widerspricht unserer Gesellschaft im Hinblick auf Gleichberechtigung und Demokratie und muss korrigiert werden", heißt es in dem Papier." Kath de 21.6.2019.
Zusatz:
Es fällt aber auch auf, daß im Trend der Selbtverweltlichung der Kirche zusehens auf biblische und theologische Begründungen für die Modernisierung der Kirche verzichtet wird: Weil es in der Welt so ist, hat es auch in der Kirche so zu sein:
"Ihre Forderungen begründet die kfd unter anderem mit dem im Grundgesetz und der UN-Menschenrechtscharta verankerten Recht auf Gleichberechtigung von Mann und Frau. Es sei weder nachvollziehbar noch akzeptabel, dass Frauen bestimmte Leitungspositionen, Dienste und Ämter innerhalb der Kirche aufgrund ihres Geschlechtes verwehrt werden. "Der Ausschluss von Frauen widerspricht unserer Gesellschaft im Hinblick auf Gleichberechtigung und Demokratie und muss korrigiert werden", heißt es in dem Papier." Kath de 21.6.2019.
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