Existieren
in der hl. Schrift nicht mehr zitierbare Stellen, oder dürften sie
dann nur noch zitiert werden, wenn hinzugefügt wird, daß das heute
nicht mehr so gesagt werden darf? Wie selbstverständlich ist uns
diese Selbstzensur geworden, daß wir es tatsächlich als Skandal
empfänden, würde eine dieser Bibelaussage zitiert, ohne daß sofort eine
energische Distanzierung erfolgte.
Ein Beispiel:
In der
Johannesoffenbarung steht geschrieben: Scio tribulationem tuam,
sed dives es: et blasphemaris ab his, qui se dicunt Judaeos esse, qui
non sunt, sed sunt synagoge satanae. (= Ich kenne deine
Bedrängniß, und deine Armuth, doch du bist reich, und du wirst
gelästert von denen,die sich selbst Juden nennen und es nicht
sind,sondern eine Synagoge des Satans) (2,9) In dem blasphemaris
klingt aber immer mit: gottlästerlich lästern, sodaß die hier
von Augustin Arndt (Die Heilige Schrift Alten und Neuen Testamentes
mit dem Urexte der Vulgata 1903) nicht ganz das Ausgesagte trifft.
Der
Skandal ist unverkennbar die Qualifizierung der jüdischen Synagoge
als Synagoge des Satans. Arndt kommentierte diese Aussage noch so
(S.941, Fußnot 23):
"Woher die Trübsal kommt, zeigt
das Folgende:aus der Verlästerung der Juden. Mit Absicht nennt der
Apostel eine Synagoge (griech nicht ecclesia)des Satans, nicht sie
sind das Volk Gottes, sondern die Christen.“
Die
Einheitsübersetzung aus dem Jahre 1999 kommentiert diese Stelle
so:Johannes betont stärker als Paulus, dass nur die christliche
Gemeinde >das Israel Gottes <(Gal 3,16) ist. Die Juden, die
Jesus als den Messias ablehnen, sind nicht mehr >Gemeinde Gottes<
(Num 16, 3 u ö)sondern >Synagoge< (=Gemeinde) des Satans.“
Nicht
sicher bin ich mir, ob das Zitieren dieser Stelle schon eine
strafbare Handlung sein könnte, etwa eine Volksverhetzung?, aber der
jüdisch-christliche Dialog und die Politische Korrektheit verbieten,
dies zu zitieren. Die Bibel ist eben nicht immer politisch korrekt,
deshalb wird sie selbst einer Zensur unterworfen. Da zudem man in der
Kirche schon längst Abschied vom Teufel genommen hat, hat sich diese
Aussage sowieso erledigt. Und wie konnte eine solche unerlaubte
Aussage in die hl. Schrift kommen? Auch hier findet die
zeitgenössische Exegese eine klare Antwort: Das sei eben nur die
Privatmeinung des Verfassers dieser Apokalypse und so, wie eigentlich
dieser ganze Text, unverbindlich. So entsorgt man eben unliebsame
Bibelaussagen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen