Eine
ernste Frage: Muß nicht der Germanenmissionar Bonifatius, den die
Kirche heute gedenkt, aus der Katholischen Kirche exkommuniziert
werden? Erinnern wir uns an seine schlimmste Tat: Er fällte eine dem
Gott Donar geweihte Eiche. Diese Geste offenbart uns das ganze
Unglück der Christianisierung der Deutschen. In der germanischen
Religion- ähnlich wie die Indianer des Amazonasgebietes- lebten die
Einwohner in harmonischer Eintracht mit der Natur, sie ehrten
besonders die Bäume, aber auch alles Leben. Ihre Götter waren
Naturgötter- und dann brach die christliche Religion bei ihnen ein.
Die erste Tat war die der Tötung eines Baumes- (wie singt doch so
wunderschön schwermütig Alexandra: Mein Freund, der Baum ist
tot!)und damit begann auch in Germanien die Geschichte der Ausbeutung
der Natur, mit ihrer Naturzerstörung.
Verführt
wurde Bonifatius ja durch ein völliges mißverstandenes Evangelium,
als wäre die christliche Religion die einzig wahre, durch die allein
das Heil zu erlangen sei. Aber dank der Ökumene und dem
interreligiösem Dialog hat die Kirche ja dies Verständnis
überwunden: Jede Religion ist ja eine Suchbewegung, aber keine
besitzt die Wahrheit, in keiner ist Gott erkannt! Darum
kommunizieren wir jetzt alle miteinander auf unseren Wegen zur
Wahrheit.
Für
diesen Diskurs gibt es natürlich Kommunikationsregeln, die von allen
einzuhalten sind: 1. Jede Religion ist als gleich wahr anzuerkennen.
2. Keiner darf versuchen, einen Andersgläubigen von seiner Wahrheit
zu überzeugen, jeder bezeugt in diesem Diskurs nur seine Wahrheit.
3. Wichtiger als theologische Differenzen ist das gemeinsame
Engagement zur Humanisierung der Welt. Und dazu gehört jetzt der
Umweltschutz, die Liebe zu Bäumen und der Kampf um den Erhalt des
Regenwaldes.
Angesichts
von so viel Baumliebe ist dieser Baumfäller-Bonifatius einfach nicht
akzeptabel. Er führte ja gar keinen Dialog mit den Germanen- hätte
er sich doch mit den Donarpriestern um diesen Baum versammelt, um
statt ihn zu fällen, ein Fruchtbarkeitsritual dort zu zelebrieren,
ja um meditierend die tiefe Weisheit der Baumverehrung erfahren,
statt unsere Vorfahren mit Dogmen zu belästigen. Ihm fehlte eben
jedes Gespür dafür, daß sie schon ganz in der Wahrheit leben,
sodaß sie keiner Evangelisation bedürfen!
Denn
als postmoderne Christen wissen wir ja, daß die Wahrheit, eine
erkennbare oder gar erkannte die Menschen unfrei macht, nur das
Eingeständnis, daß niemand weiß, was wahr ist, eine pluralistische
Welt ermöglicht, in der alle Religionen friedlich miteinander leben
können, weil keine sich für wahrer hält als die anderen.
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