„Der
Maahk erwiderte nach einer Minute:>Ich möchte lieber zwischen
meinen Rasseangehörigen leben und ein kindliches Verhalten zeigen
als hier in einem fremden Schiff durch die Galaxis transportiert zu
werden>.“ Hans Kneifel,
Treffpunkt zwischen den Sternen, Perry Rhodan Nr. 508, S.32. Diese
Aussage ist nun erläuterungsbedürftig: Die Maahks sind in dem Perry
Rhodan Universum eine Fremdrasse, also nicht irgendwie mit der
Menschheit verwandt. Als Nichtsauerstoff- sondern Methanathmer sind
und bleiben sie den Terranern ein Fremdvolk, trotz vielfältigster
oft auch kriegeischer Kontakte. Das „kindliche Verhalten“ meint
erstmal, daß durch die Manipulationen des Schwarmes fast die ganze
Menschheitsgalaxis künstlich verdummt worden ist und die Verdummten
sich so kindisch , also regressiv benehmen, sie können nicht anders.
Nur sehr wenige Immune gibt es, die nun den Kampf gegen diesen in
unsere Galaxie eingedrungenen „Schwarm“ aufnehmen. (Der
Schwarmzyklus 500-569).
Dieser
Roman erschien im Jahre 1971. Ob so etwas noch im Jahre 2020
geschrieben werden könnte? Es ist unvorstellbar: Genauso wenig wie
die heutigen Protagonisten nicht mehr rauchen dürfen, so wenig
dürfte eine Romanfigur von Rasseangehörigen sprechen. Dabei
liegt das doch sehr nahe in einem Universum, in dem es so viele
verschiedene Intelligenzwesen gibt, die völlig unabhängig von
einander entstanden sind und auch nicht miteinander kompatibel sind.
Was
inkludiert denn der Begriff des „Rassseangehörigen“,
daß er in unserer Zeit nicht mehr benutzt werden darf? Der Begriff
der „Rasse“ besagt
eben, daß die Einheit aller Vernunftwesen in dem Perry Rhodan
Universum keine Uniformität aller Vernunftwesen meint, sondern daß
die Einheit eine in sich differenzierte ist, daß es diverse Rassen
in ihr gibt, daß so es Verschiedenheiten gibt, die sich nicht nur
als individuelle Verschiedenheiten manifestieren, sondern auch als
Rassendifferenzen. Ein Terraner und ein Maahk können nicht im selben
Raum leben, weil beide ganz verschieden atmen, sodaß immer einer von
ihnen einen Raumanzug tragen muß. Auch sonst sind sie in ihrem
jeweiligen Kulturleben so verschieden, daß es nicht verblüfft,
daß sie so oft kriegerisch gegen einander standen. Dieser Begriff
suggeriert so ein Näheverhältnis, das Fremde ausschließt, indem
der Begriff eine Differenz setzt, daß nicht alle jedem gleich nahe
sind. In der Sphäre des rein Privaten ist das noch erlaubt, ich bin
nicht verpflichtet, jeden als meinen Freund anzusehen, aber nicht in
der ethnischen oder gar rassischen Sphäre: Ich darf nicht einen
Angehörigen meines Volkes oder gar meiner Rasse als mir näher
stehend ansehen. Die Volkszugehörigkeit und Rassenzugehörgkeit
darf für mich keine Rolle spielen. Darum darf dieser Maahk auch
nicht diesen Heimatwunsch hegen.
Das
Inakzeptable dieser Aussage ist so, also daß sie präsumiert, daß
Rassen sich gegenseitig fremd sind und bleiben, sodaß jede gern für
sich bleibt. „Der Heimatplanet dieses exotischen Wesens
war zu weit entfernt.“
(S.33). Heimat ist, wo Angehörige der selben Rasse ihren Ursprung
haben, wo sie dann dort untereinander miteinander leben. Und damit enthüllt sich auch die weitere Bedeutung des kindlichen Verhaltens, daß Heimat etwas mit den mir Verwandten zu tuen hat, daß es etwas Tiefgründigeres gibt als -um es mit Goethe zu sagen- Wahlverwandschaften.
Jetzt ist
endgültig klar, warum in den Zeiten der politischen Korrektheit
diese Aussage nicht mehr getätigt werden darf, weil sie so ganz und
gar der politisch korrekten Multikultiideologie widerspricht. Die
Heimat darf so nichts mit der Vorstellung von einem Leben unter
Volkszugehörigen oder gar Rassezugehörigen zu tuen haben. Die
Differenz von Dazugehörigen und Nichtdazugehörigen ist somit nicht
mehr akzeptabel in der Welteinheitsdeologie, in der es nur noch
uniforme Individuen geben darf.
Corollarium
1
Zizek
bringt diese Differenzierung nun auch in beachtliche Schwierigkeiten:
So begrüßt er die Formel Badious: „der, der hier ist,
ist von hier“ (Zizek,Weniger
als nichts, 2016, S.838, Fußnote 73), weil sie gegen die
„einwanderungsfeindlichen Populisten“ angewandt
werden kann, (dazu ist sie ja eigens kreiert worden), aber da
jüdische Siedler in Palästina sie auch nutzen könnten, ist sie
auch problematisch. Wie soll auch erklärt werden, daß die
Palästinenser ein Recht auf eine Heimat ohne Fremde hätten, die
Franzosen aber nicht. Es gälte hier, „echten
Enthusiasmus“ (den der
Pälästinenser) vom „reaktionärem Fanatismus“ der
französischen Populisten zu unterscheiden. Das ist dann aber nicht
mehr eine Aufgabe des philosophischen Denkens sondern der politischen
Korrektheit.
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