Mittwoch, 29. Juli 2020

Die Einheitsmenschheit- warum es keine Differenzen in ihr mehr geben darf

Der Maahk erwiderte nach einer Minute:>Ich möchte lieber zwischen meinen Rasseangehörigen leben und ein kindliches Verhalten zeigen als hier in einem fremden Schiff durch die Galaxis transportiert zu werden>.“ Hans Kneifel, Treffpunkt zwischen den Sternen, Perry Rhodan Nr. 508, S.32. Diese Aussage ist nun erläuterungsbedürftig: Die Maahks sind in dem Perry Rhodan Universum eine Fremdrasse, also nicht irgendwie mit der Menschheit verwandt. Als Nichtsauerstoff- sondern Methanathmer sind und bleiben sie den Terranern ein Fremdvolk, trotz vielfältigster oft auch kriegeischer Kontakte. Das „kindliche Verhalten“ meint erstmal, daß durch die Manipulationen des Schwarmes fast die ganze Menschheitsgalaxis künstlich verdummt worden ist und die Verdummten sich so kindisch , also regressiv benehmen, sie können nicht anders. Nur sehr wenige Immune gibt es, die nun den Kampf gegen diesen in unsere Galaxie eingedrungenen „Schwarm“ aufnehmen. (Der Schwarmzyklus 500-569).
Dieser Roman erschien im Jahre 1971. Ob so etwas noch im Jahre 2020 geschrieben werden könnte? Es ist unvorstellbar: Genauso wenig wie die heutigen Protagonisten nicht mehr rauchen dürfen, so wenig dürfte eine Romanfigur von Rasseangehörigen sprechen. Dabei liegt das doch sehr nahe in einem Universum, in dem es so viele verschiedene Intelligenzwesen gibt, die völlig unabhängig von einander entstanden sind und auch nicht miteinander kompatibel sind.
Was inkludiert denn der Begriff des „Rassseangehörigen“, daß er in unserer Zeit nicht mehr benutzt werden darf? Der Begriff der „Rasse“ besagt eben, daß die Einheit aller Vernunftwesen in dem Perry Rhodan Universum keine Uniformität aller Vernunftwesen meint, sondern daß die Einheit eine in sich differenzierte ist, daß es diverse Rassen in ihr gibt, daß so es Verschiedenheiten gibt, die sich nicht nur als individuelle Verschiedenheiten manifestieren, sondern auch als Rassendifferenzen. Ein Terraner und ein Maahk können nicht im selben Raum leben, weil beide ganz verschieden atmen, sodaß immer einer von ihnen einen Raumanzug tragen muß. Auch sonst sind sie in ihrem jeweiligen Kulturleben so verschieden, daß es nicht verblüfft, daß sie so oft kriegerisch gegen einander standen. Dieser Begriff suggeriert so ein Näheverhältnis, das Fremde ausschließt, indem der Begriff eine Differenz setzt, daß nicht alle jedem gleich nahe sind. In der Sphäre des rein Privaten ist das noch erlaubt, ich bin nicht verpflichtet, jeden als meinen Freund anzusehen, aber nicht in der ethnischen oder gar rassischen Sphäre: Ich darf nicht einen Angehörigen meines Volkes oder gar meiner Rasse als mir näher stehend ansehen. Die Volkszugehörigkeit und Rassenzugehörgkeit darf für mich keine Rolle spielen. Darum darf dieser Maahk auch nicht diesen Heimatwunsch hegen.
Das Inakzeptable dieser Aussage ist so, also daß sie präsumiert, daß Rassen sich gegenseitig fremd sind und bleiben, sodaß jede gern für sich bleibt. „Der Heimatplanet dieses exotischen Wesens war zu weit entfernt.“ (S.33). Heimat ist, wo Angehörige der selben Rasse ihren Ursprung haben, wo sie dann dort untereinander miteinander leben. Und damit enthüllt sich auch die weitere Bedeutung des kindlichen Verhaltens, daß Heimat etwas mit den mir Verwandten zu tuen hat, daß es etwas Tiefgründigeres gibt als -um es mit Goethe zu sagen- Wahlverwandschaften.
 Jetzt ist endgültig klar, warum in den Zeiten der politischen Korrektheit diese Aussage nicht mehr getätigt werden darf, weil sie so ganz und gar der politisch korrekten Multikultiideologie widerspricht. Die Heimat darf so nichts mit der Vorstellung von einem Leben unter Volkszugehörigen oder gar Rassezugehörigen zu tuen haben. Die Differenz von Dazugehörigen und Nichtdazugehörigen ist somit nicht mehr akzeptabel in der Welteinheitsdeologie, in der es nur noch uniforme Individuen geben darf.


Corollarium 1
Zizek bringt diese Differenzierung nun auch in beachtliche Schwierigkeiten: So begrüßt er die Formel Badious: „der, der hier ist, ist von hier“ (Zizek,Weniger als nichts, 2016, S.838, Fußnote 73), weil sie gegen die „einwanderungsfeindlichen Populisten“ angewandt werden kann, (dazu ist sie ja eigens kreiert worden), aber da jüdische Siedler in Palästina sie auch nutzen könnten, ist sie auch problematisch. Wie soll auch erklärt werden, daß die Palästinenser ein Recht auf eine Heimat ohne Fremde hätten, die Franzosen aber nicht. Es gälte hier, „echten Enthusiasmus“ (den der Pälästinenser) vom „reaktionärem Fanatismus“ der französischen Populisten zu unterscheiden. Das ist dann aber nicht mehr eine Aufgabe des philosophischen Denkens sondern der politischen Korrektheit.












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