Pascals
Rat an Ungläubige: „Handle so,als ob du glaubtest,knie nieder,
befolge das Ritual, und der Glaube wird sich von selbst einstellen.“
(zitiert nach: Zizek; Weniger
als nichts, 2016, S.614) Aber ist ein so simulierter Glaube denn ein
wahrer,ist das nicht nur ein: „Ich glaube nicht wirklich, ich tue
nur so“? Aber so fragend wird die Pointe dieser Aussage Pascals
mißverstanden, denn er meint hier, daß so durch und in dem Vollzug
der äußerlichen Rituale der innerliche Glaube wirklich entstünde.
Normalerweise
wird genau das Gegenteil geglaubt: Der innere Glaube manifestiere
sich in den äußerlichen religiösen Ritualen. Das Problematische
sei nun, daß diese Rituale sich vom innerlichen Glauben emanzipieren
können, sodaß nur noch das Äußerliche bleibt, wenn der Glaube
sich schon längst aufgelöst habe. Das Innerliche entäußert sich
und kann veräußert bestehen bleiben, wenn die innerliche Motivation
dafür schon längst entschwunden ist.
Wie
nun, wenn hier wir auf einen wirklich katholischen Gedanken verwiesen
werden würden, daß das scheinbar nur Äußerliche nichts rein
Äußerliches bleibt, daß es ins Innere des Menschen einwirkt? Das
Grundprinzip des katholischen Sakramenten- und
Sakramentalienverständnisses ist ja gerade die These, daß
Äußerliches in das Innerliche des Menschen einwirkt.Das Weihwasser,
beim Hineingehen und Hinausgehen in die Kirche, besprengt sich der
Gläubige damit, bewirkt etwas. Es ist so unwahr, daß statt des
Weihwassers auch im Weihwasserbecken nur ein Schildlein aufgestellt
werden könnte: Denke an Deine Taufe! Das Weihwasser bewirkt etwas
und das ist mehr, als daß es nur dazu dient, uns an unser
Getauftwordensein zu erinnern. Das Altarsakrament will uns ja auch
nicht nur an das Opfer Jesu Christi erinnern.
Anthropologisch
gesprochen: Das, was scheinbar nur äußerlich ist, wirkt viel mehr
als uns bewußt ist, in unser Innerliches.Rituale sind nun
regelmäßig, immer wieder vollzogene Handlungen. Könnte es da nicht
sein, daß Pascal hier somit mehr recht hat, als ihm spontan
zugebilligt werden mag, daß eben immer wieder vollzogene religiöse
Rituale, wenn der sie Vollziehende nicht gegen ein Einwirken auf ihn
sich verschließt, Frucht bringen? Vertrauter ist uns die Vorstellung
des Bekehrtwerdens, so wie Saulus zu Paulus wurde in und durch die
direkte Begegnung mit dem Auferstandenen, aber ist das wirklich der
einzige Weg zum Glauben. Könnte es nicht auch den des langsamen
Hineinwachsens in den katholischen Glauben geben, wobei dann den
regelmäßig vollzogenen Ritualen eine große Bedeutung zukommen?
Sicher, wenn der christliche Glaube fundiert wäre in einen
überzeugenden Gottesbeweis, dem dann der Beweis folgte, daß nur die
katholische Kirche die wahre sein könne, dann wäre der Weg über
die Rituale nicht nur überflüssig sondern gar contraproduktiv. Aber
ist so ein intellektualistische Weg wirklich der einzig wahre?
Überzeugt nicht eher dieser Weg den schon Glaubenden als daß er
wirklich zum Glauben führt? Der Glaube will und muß auch das
verstehen, was er glaubt, sonst bleibt dieser Glaube nicht lange
lebendig, daß er aber erst einmal entsteht, dafür könnten solche
religiösen Rituale mehr Bedeutung haben, als ihnen heutzutage
zugebilligt wird.
Zusatz:
Hat so die reformierte Liturgie der nachkonziliaren Zeit mit ihrer Entritualisierungstendenz das jetzige Verdunsten des Glaubens in der Kirche selbst mitbewirkt?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen