Montag, 20. Juli 2020

Selbstsäkularisierte Kirche- eine erste Spur dieser Fehlentwickelung

Nietzsche konstatierte schon einen eigentümlichen Wandel in der Kirche, der sie bis heute noch oder noch viel mehr als zu seiner Zeit ausmacht.Einst bildete das Zentrum der christlichen Religion der streng egoistische Grundglaube an das >eins ist not<,an die absolute Wichtigkeit des ewigen persönlichen Heils, mit den Dogmen, auf denen er ruhte“ (Morgenröte, 132). Das Ziel war also das ewige persönliche Heil und die Dogmen der Kirche dienten diesem Ziele. „streng egoistisch“ meint hier auf das Individuelle bezogen und vorgreifend: Nietzsche meint, daß in seiner Zeit die Kirche antindividuell geworden sei, weil sie nun ganz dem Zeitgeist folgend primär sozialcaritativ sich ausrichte.
Aber das war ein zu schneller Vorgriff. Von diesem Zentrum habe sich die Kirche nun entfernt: "Je mehr man sich von den Dogmen loslöste, umso mehr suchte man gleichsam die Rechtfertigung dieser Loslösung in einem Cultus der Menschenliebe." Die Kirche hat ihr einstiges Zentrum aufgegeben, das Seelenheil, das Heil des Einzelnen. Das neue Zentrum bildet nun der „Cultus der Menschenliebe“.
Die christllche Religion wurde humanitaristisch (um es mit Gehlen, Moral und Hypermoral zu formulieren) Der Auftrag zur Menschenliebe entfaltete sich jetzt zusehens in Programme der Weltbeglückung. Dies manifestiert sich augenfällig in der heutigen Praxis der kirchlichen Mission, die faktisch nur noch diakonisch wirkt, also sozialcaritativ. Die Welt humaner zu gestalten, für Frieden, Gerechtigkeit und jetzt auch für den Umweltschutz sich einzusetzen, das ist das jetzige Kerngeschäft der Kirche.
Dafür sind die Dogmen der Kirche, die auf das Seelenheil ausgerichtet sind, einfach überflüssig, ja gar störend. Dazu paßt, daß im interreligiösen Dialog nicht die jeweiligen Glaubenslehren im Vordergrund stehen, sondern nach Erklärungen, man glaube schon irgendwie an den selben Gott, sozialpolitische Fragen dominieren:wie die Welt gemeinsam humaner gestalten. Ja, es drängt sich der Eindruck auf, daß mehr an den Menschen als an Gott geglaubt wird. Wurde einst die Kirche ob ihrer Ausrichtung auf das Jenseits, das ewige Leben als Fluchtbewegung weg aus dem wirklichen Leben zu einem rein fiktiven Heil kritisiert, Jenseitsvertröstung lautete die antichristliche Kampfparole, so hat sie jetzt diese Kritik sich so zu eigen gemacht,daß sie fast nur noch für ein weltliches Heil sich engagiert.
Das Spezifische dieses „Cultus der Menschenliebe“ ist eben die reine Verdiesseitgung des Verständnisses vom menschlichen Leben. Die Ziel der Menschenliebe sind so rein weltimmanente, das Eigentliche ganz vergessend. In der „Tagespost“ wurde so dies Resümee gezogen (18.Juli 2020): "Der Weg einer Selbstsäkularisierung des Christentums zum sozialistischen Humanitarismus ist in Deutschland längst schon gebahnt" 

Zusatz:
In diesem Prozeß der Selbstsäkularisierung verschwindet zusehens auch die Seele des Menschen, seine Bauch- und Unterleibsbedürfnisse bestimmen so selbst den innerkirchlichlichen Diskurs. 






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