Papst
Franziskus hat Abtreibung mit einem Auftragsmord verglichen. Eine
Schwangerschaft abzubrechen sei "wie jemanden zu beseitigen".
"Ist es richtig, ein menschliches Leben zu beseitigen, um ein
Problem zu lösen?", fragte der Papst die auf dem Petersplatz
zur Generalaudienz versammelten Gläubigen. "Ist es richtig,
einen Auftragsmörder anzuheuern, um ein Problem zu lösen?",
fuhr er abweichend von seinem Predigttext fort. (Tagesschau am
5.3.2020)
Wie
wird nun der Mord definiert?
Mörder
ist, wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus
Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder
grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere
Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet.
Ist
also das Tötenlassen eines Kindes im Mutterleibe ein Mord, da diese
Tat dieser Definition entspricht? In Anlehnung an Professor Hübnes
Vorlesung über die praktische Philosophie kann dies Schema zu Grunde
gelegt werden: Zweck, Mittel und Nebenwirkung. Dabei wird dann
zwischen dem Intendierten und dem Nichtintendierten unterschieden und
die moralische Verantwortlichkeit primär auf das Intendierte
fokussiert.
Aber
es ist wohl nicht möglich zu urteilen, daß der Zweck der Abtreibung
es sei, daß die Mutter nicht mehr Mutter sein will ihres Kindes in
ihrem Mutterleibe, daß dann das Mittel der Abtreibung gewählt würde
und daß dann als Nebenwirkung der Tod des Kindes einträte. Das Kind
soll nicht mein Kind sein/werden, kann als der Zweck der Abtreibung
bestimmt werden und dann als das Mittel die Tötung des Kindes.
Vergleichen
wir dies mit einem Raubmord: Der Zweck ist die Bereicherung, das
Mittel die Tötung eines Reichen. Wie verhalten sich hier Zweck und
Mittel? Der Täter verfügt über eine Alternativmöglichkeit: Er
hätte das Opfer mit seiner Tötung drohen können, um so das Geld
von ihm zu bekommen. Kann dann die Tötung noch „nur“ als Mittel
zur Verwirklichung des Zweckes angesehen werden, wenn dem Täter
diese Zweitmöglichkeit zur Verfügung stand? Was motiviert dann den
Täter zur Tötung des Opfers, wenn durch eine Bedrohung mit dem Tod
das Ziel auch erreicht werden konnte? Dafür reicht die bloße
Motivation des Sichbereichernwollens ja nicht aus!
Wenden
wir uns wieder der Abtreibung zu: Die Mutter will nicht,daß ihr Kind
ihres sei.
Um
des Zieles willen bräuchte so das Kind nicht getötet werden, aber
viele Frauen lassen lieber ihr Kind töten als daß sie es bei
Adoptiveltern leben lassen. Wie begründet sich nun diese
Entscheidung für das Töten des Kindes, wenn es auch am Leben
gelassen werden könnte und es dann trotzdem nicht das Kind dieser
Mutter bliebe ob der Adoption?
Die
Intention bei einer Abtreibung ist eindeutig die Tötung des Kindes
im Mutterleibe. Die Tötung ist eindeutig heimtückisch, denn das
Kind hat keinerlei Chance, den Angriff auf sein Leben irgendwie zu
entkommen. Zur Veranschaulichung: In klassischen Western versuchen
die „Bösewichte“ gern, den Helden hinterrücks zu erschießen
(das ist das Musterbeispiel einer heimtückischen Tötung), der Held
dagegen fordert den „Bösewicht“ zum Duell, in dem die Beiden die
selbe Chance haben, den Anderen zu töten und so ihr Leben zu retten-
das wäre dann keine heimtückische Tötung mehr.
Kann
es nun einen irgendwie moralisch legitimen Grund geben, das eigene
Kind töten zu lassen, wenn das Ziel, das soll nicht mein Kind sein,
auch durch das Mittel der Freigabe zur Adoption erreicht werden kann?
Man
stelle sich diesen Fall vor: Ein vermögender Ehemann, vier Kinder
möchte seine Ehefrau loswerden, weil er eine andere heiraten will.
Nun kann er sich von ihr scheiden lassen oder sie töten, um wieder
zumindest weltlich neu heiraten zu können. Er geht davon aus, daß
bei einer Scheidung der Ehefrau das Sorgerecht für die Kinder
zugesprochen werden wird in einem Scheidungsprozeß und er viel Geld
zahlen müßte an Unterhalt, da er sehr gut verdient. Da beschließt
er, seine Frau töten zu lassen, da das für ihn „besser“ ist: Er
behält die Kinder und spart Geld. Diese Entscheidung zum Tötenlassen
seiner Ehefrau wird Niemand als moralisch irgendwie rechtfertigen
können, gerade auch weil es ja die Alternative der Scheidung für
ihn gibt.
Warum
sollte dann irgendwie die Entscheidung der Mutter, ihr eigenes Kind
töten zu lassen, moralisch legitimierbar sein, wenn es die
Alternative der Freigabe zur Adoption gibt? Der Wille, das eigene
Kind zu töten, gründet sich ja nicht mehr allein aus dem Wunsch,
daß dies Kind nicht das eigene sein soll, sondern es müssen weitere
Gründe existieren,damit der Tod des Kindes der Option, es
weiterleben zu lassen bei Adoptiveltern vorgezogen wird. Das können
angesichts der Alternativoption nur niedere Beweggründe sein, einen
Menschen zu töten, den man auch hätte leben lassen können, wenn der
Zweck, daß das Kind nicht das eigene Kind sein soll,auch ohne seine Tötung erreicht werden kann.
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