Was
tun? (um mit Lenin zu fragen), wenn geschichtliche Tatsachen dem
offiziellen Narrativ der deutschen Geschichtsdeutung nicht
entsprechen? Die Tatsachen müssen bekämpft werden. Die kann man
aber nur bekämpfen, indem die Verbreiter solch falscher Tatsachen
bekämpft werden. So erging es nun der „Zeitgeschichtlichen
Forschungsstelle Ingolstadt“, die im bayrischen
Verfasssungsschutzbericht als rechtsextremistisch bewertet wurde. Die
Forschungsstelle klagte erfolgreich dagegen, sodaß erst mal der
Bericht des Verfassungsschutzes nicht mehr mit dieser Aussage
publiziert werden darf.
Die
Regierungspolitik beansprucht sozusagen auch eine
Richtlinienkompetenz über die wissenschaftliche und natürlich auch
populäre Geschichtsschreibung, was im Staatsinteresse wie zu
schreiben ist.
„Hier
könnte man wieder Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker am
Werk sehen, der bei einem Besuch im Militärgeschichtlichen
Forschungsamt zu seiner Amtszeit Mitte der 1980er Jahre gesagt haben
soll: „Selbst wenn der Angriff auf Russland 1941 ein Präventivkrieg
gewesen sein soll, so darf darüber nicht öffentlich gesprochen
werden“.
Scheil, Geschichtspolitik in Deutschland nach 1945,
Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt. Der Bundespräsident
stellt hier klar, daß selbst wenn die Deutung des Angriffes auf die
Sowjetunion als Präventivkrieg wahr sein sollte, darüber nicht
gesprochen werden dürfe. Der Hintergrund ist klar: Die Behauptung
der Alleinschuld Deutschlands am 2.Weltkrieg gehört so fundamental
zum ideologischen Selbstverständnis der BRD und jetzt ganz
Deutschlands, daß an dieser Deutung nicht gezweifelt werden darf.
In
dem Buch des früheren Generalmajors der NVA Bernd Schwipper:
„Deutschland im Visier Stalins“ wird die Frage nach der
Angriffsabsicht der Roten Armee im Sommer 1941 ausführlich erörtert.
Dazu schreibt Scheil: Diese Frage „wird
darin noch einmal umfassend und gut dokumentiert mit Ja beantwortet.
Es ist völlig undenkbar, dass eine solche wissenschaftliche
Untersuchung an den Historischen Instituten der Bundesrepublik
Deutschland entstehen und/oder auf dem Historikertag diskutiert
werden könnte.“ (Geschichtspolitik).
Selbst wenn ein Fachmann, ein Generalmajor sich zu der Frage
möglicher Angriffskriegsabsichten Stalins äüßert, wenn die
Ergebnisse der offiziellen Geschichtsschreibung widersprechen, dürfen
sie offiziell nicht mal diskutiert werden.
Aber
noch grundlegender nahm Bundespräsident Weizsäcker von der ihm
eigenen Richtlinienkompetenz der Geschichtsschreibung in Anspruch,
als er dekretierte, daß der 8.Mai 1945 als Befreiung Deutschlands
durch die Alliierten anzusehen sei.
„Seit der
„historischen“ Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von
Weizsäcker (CDU) hat sich auch in der Bundesrepublik Deutschland
offiziell die Sichtweise durchgesetzt, der 8. Mai 1945 habe die
„Befreiung“ durch die Alliierten gebracht:„Der 8. Mai war ein
Tag der Befreiung.“ Kandil,
Die Umerziehung der Deutschen nach den beiden Weltkriegen,
Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt.
Der
Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Nordwesteuropa,
Eisenhower sagte zwar ausdrücklich: „Deutschland
wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als ein
besiegter Feindstaat.“ Kandil,
Umerziehung, aber das ist eben eine Falschtatsache.
Tatsachen
können irren. Gern wird dieser Anti-Hegelwitz erzählt: Herr
Professor Hegel, wenn es nun eine Tatsache gäbe, die ihrem
philosophischen System widerspräche...So eine Tatsache kann es nicht
geben, und wenn es sie gäbe, um so schlimmer für die Tatsache. Das
ist die Geburtstunde der „falschen Tatsache“. Und die müssen
bekämpft werden, denn die herrschende Politik bestimmt, wie die
deutsche Geschichte zu lesen ist und welche Ereignisse in ihr falsche
Tatsachen sind, sodaß sie nicht erwähnt oder gar diskutiert werden
dürfen, sie sind nur als Irrlehren zu verurteilen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen