Sonntag, 19. Juli 2020

Der Rauch Satans nicht nur in der Kirche- verdrängte Wahrheiten

Verdrängte Wahrheiten- was wir nicht mehr lesen möchten!


Wir kämpfen nicht gegen Menschen.Wir kämpfen gegen unsichtbare Mächte und Gewalten,gegen die bösen Geister zwischen Himmel und Erde,die jetzt die dunkle Welt beherrschen.“ (Epheserbrief, 6,12). Armin Risi zitiert gerade diese Epheserbriefstelle (Machtwechsel auf der Erde, 1999, S.229) um seine breit entfaltete Weltdeutung biblisch zu fundieren, daß die Erde ein umkämpfter Ort ist, wo gerade dunkle Mächte um die Weltherrschaft kämpfen, daß hier Paulus ernst zu nehmen ist, daß hier übernatürliche Geister kämpfen, die in der christlichen Religion als gefallen Engel begriffen werden, die aber auch nach ihrem Fall nicht ihre übernatürlichen Kräfte verloren haben, wie ja auch Adam seine natürlichen Kräfte behielt nach seinem Sündenfall.
Anders gesagt. Die Menschheitsgeschichte ist nicht verstehbar, wenn sie nur als das Produkt menschlichen Wirkens verstanden wird. Das muß dann gerade auch für die Geschichte der Kirche gelten: „In der Predigt beim Pontifikalamt am Hochfest der Apostelfürsten, dem 29. Juni 1972, geht Papst Paul nun auf den Teufel in Beziehung zum aktuellen Geschehen in der Kirche ein. Er sagt: „Wir haben das Gefühl, dass durch irgendeinen Spalt der Rauch des Satans in den Tempel Gottes eingedrungen ist... Es ist zum Eingriff einer feindlichen Macht gekommen, ihr Name ist ,Teufel‘ (diavolo)... Wir glauben, dass etwas Außernatürliches in die Welt gekommen ist, nur um zu stören, die Früchte des Konzils zu ersticken.“ (Kathpedia, Ansprache von Papst Paul VI. über den Teufel 15. November 1972)
Szenenwechsel:
Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen. Wir leben auf einem friedlichen Eiland des Unwissens inmitten schwarzer Meere der Unendlichkeit, und es ist uns nicht bestimmt, diese zu bereisen. Die Wissenschaften - deren jede in eine eigene Richtung zielt - haben uns bis jetzt wenig bekümmert: aber eines Tages wird das Zusammenfügen der einzelnen Erkenntnisse so erschreckende Aspekte der Wirklichkeit eröffnen, daß wir durch diese Enthüllung entweder dem Wahnsinn verfallen oder aus dem tödlichen Licht in den Frieden und die Sicherheit eines neuen, dunklen Zeitalters fliehen werden. (Lovecraft, Chulhus Ruf (vgl; mein Buch, der zensierte Gott)

Wie sind Romane, Erzählungen des Genres des Horrorromanes interpretierbar, wie wird man einem Schriftsteller wie H.P. Lovecraft gerecht? Eingedenk der These Roland Barthes vom Tod des Autors,könnte gesagt werden, daß der Text sich von der Autorenintention emanzipiert und somit erst sich objektiviert. Der Text ist so nicht mehr ein Ausdruck einer ursprünglichen Aussagenintention.
Der Text kann so mehr und anderes beinhalten, als der Autor schreiben wollte. Wenn ein Text interpretiert wird, kommt es darauf an, in welchen Vorstellungsraum er eingeschrieben wird. So könnte Lovecrafts Texte unter den Begriff der Unterhaltungsliteratur subsumiert werden, um von da her dann das Besondere dieser Texte zu erfassen, oder spezifischer als Beispiel der Gattung der Horrorliteratur gedeutet werden.

Wie nun, wenn man einen aus dem Rahmen fallenden Versuch startete, dieses Genre in Beziehung zu setzen mit dieser Epheserbriefaussage? Könnte es nicht sein, daß die aufklärerisch sich umgeformte christliche Religion das aus sich verdrängte, die bösen Geister, das Daimonische und Teuflische, was nun sich in dieser Art von Literatur wieder zu Wort meldet? Sagen wir es so, daß die Realität des Bösen, die nicht auf den Menschen allein rückführbar ist,daß das Wissen darum nicht einfach verschwindet, wenn aufgeklärte Theologen den Tod des Teufels proklamieren. Es verschwindet weder diese Realität noch das Wissen um sie, nur, daß dies Wissen, aus dem anerkannten Diskurs verbannt, in einer Subkultur verdrängt lebendig bleibt.
Was einst zum Bestandteil der Lehre der Kirche gehörte, heutzutage aber nur noch als voraufklärerische Phantasmata abgetan werden, verwandelt sich nun in literarische Erzählungn, phantasievoll oft sehr kreativ gestaltet, aber doch als ein Spur erkennbar, die den Leser auf eine verdrängte, im Namen der Vernunft wegszensierte Realität verweist. Das Außernatürliche wäre so heimisch geworden in Texten, die fast nur als Unterhaltungsliteratur konsumiert werden, aber vielleicht werden sie auch gelesen, weil sie subkutan beim Lesenden ein Einverständnis evozieren, daß in diesen Texten uns Wahrheiten angedeutet werden, die wir nur noch hier finden.
Das wäre vergleichbar mit dem Leseerlebnis von Texten von Maruise de Sade, daß wir hier Wahrheiten über uns Menschen erfahren, die wir für nicht wahr halten wollen und dürfen als humanistisch Aufgeklärte, deren Wahrheit wir aber auch nicht in Abrede stellen können. So lesen wir da etwas, was wir nicht lesen wollen und lesen es doch, weil es wahr ist. Selbstverständlich findet dann ein gebildeter Leser eine Vielzahl von Interpretationsmöglichkeiten, diese Textwahrheiten wider zum Verschwinden zu bringen, er kann sich dann beruhigt zurücklehnen, das Gelesene als literarische Exzesse abtuen, aber es bleibt eine Beunruhigung zurück, der Gedanke, könnte nicht doch was davon wahr sein, daß der Mensch hinter all seinen Maskierungen doch so ist.
Verweisen so evtl auch Lovecrafttexte und mit ihm viele andere auf solche Wahrheiten? Vielleicht könnte dann auch so einem gewagtem Versuch, wie Risi in seinem Buch: „Machtwechsel auf der Erde“ vorlegt, etwas abgewonnen werden, die Geschichte und die Gegenwart einmal auch von dieser Epheserstelle her zu deuten!












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