Mittwoch, 8. Juli 2020

Zurück zum Wesentlichen- eine unfreiwillige Liturgiereform in den Zeiten der Corona

Zurück zum Wesentlichen- eine unfreiwillige Liturgiereform in den Zeiten der Corona

Nein, es gab keine Liturgiereform, nur in die Praxis änderte sich manches ob der Coronaseuche. Es ereignete sich ein Zurück zum Ursprünglichen: Der Aufmerksame konnte gar eine Rekatholisierungstendenz wahrnehmen! (Vgl dazu: Rektor Georg Allois Oblinger:Durch Corona zum Wesentlichen, Der Fels,Juli 2020, S.199). Ein paar Punkte möge das verdeutlichen:
Nach dem protestantischen Gottesdienstverständnis ist der Gottesdienst primär eine Veranstaltung für die Gemeinde, für die Menschen, die sich im Idealfall so viel wie irgendwie möglich dabei selbst einbringen sollten. Seit dem 2.Vaticanum ähnelt sich die Gestaltung der Messe diesem protestantischem Verständnis an. Die Gemeinde ist das Wichtigste.
Jetzt wurde ob der Einschränkungen der Versammlungsfreiheit um die Ansteckungsgefahr zu vermindern, Messen ohne Volk wieder gelesen. Das stellt natürlich für jeden Modernisten einen Rückfall ins finsterstes Mittelalter dar, ist aber kirchenrechtlich zu recht immer noch eine erlaubte Weise der Meßfeier. Selbstverständlich hat Oblinger recht, wenn er schreibt: „Bei der Feier der heiligen Messe ist eben der Priester nie allein. Es ist ein übernatürliches Geschehen, bei dem der ganze Himmel anwesend ist.“ (S.199). Aber der ganze Himmel ist mehr als bloß anwesend, denn im 1. Hochgebet heißt es: „Wir bitten dich, allmächtiger Gott: Dein heiliger Engel trage diese Opfergabe auf deinen himmlischen Altar vor deine göttliche Herrlichkeit“.
Damit werden wir aber auch rückerinnert an das Eigentliche,daß im Zentrum der Messe das Meßopfer steht, daß der Priester Gott darbringt, Gott zu Ehre, Menschen zum Heile. Das kirchliche Meßopfer kann der Priester gültig ganz allein darbringen. Das Meßopfer ist keine Gemeindeveranstaltung. Im Vertrauen darauf, daß Gott dies Opfer annimmt, kann es dann auch zu Gunsten von bestimmten Menschen appliziert werden, so isb für Verstorbene. Gegen die reformatorische Theologie muß betont werden, daß so auch Nichtanwesende „Nutznießer“ einer Messe sind, die für die das Meßopfer dargebracht wird, während Luther lehrt, daß nur der das Sakrament Empfangende Nutzen daraus erlangen kann. Die „missa sine populo“ (S.199), ist so keine defizitäre Messe, sondern eine auf das Wesentliche konzentrierte. Gott wird das Opfer dargebracht und zum Heile von Menschen appliziert. Das ist genuin katholisch. Bischöfe und auch der Staat haben so in den Coronazeiten nie die Messe verboten, sondern nur zum Schutz der Gläubigen die öffentliche Feier der Messe. Aber die Gläubigen konnten sehr wohl zu ihrem eigenen Heil an den Früchten des Meßopfers partizipieren, a) dadurch, daß sie Messen lesen ließen und b) dadurch, daß sie an den Messen per Medien teilnehmen konnten und das Sakrament geistlich genießen. Gerade die katholische Frömmigkeit hat das Schauen der erhobenen Hostie (Kommt, lasset uns anbeten!) stets betont und die Praxis der geistlichen Kommunion! Die Elevation, nicht die Konsumierung bildet so im katholischen Verständnis den wahrhaftigen Höhepunkt der Meßfeier.
Erst durch die Tendenz der Verprotestantisierung trat einseitig der Malcharakter der Eucharistiefeier in den Vordergrund und verdrängte geradezu den Opfercharakter. Wäre das heilige Essen wirklich das Zentrum, dann wäre wirklich eine Messe ohne Volk sinnwidrig, wie es im Protestantismus gelehrt wird. In den nun durch die Not der Coronaseuche evozierten Messen ohne Volk kehrte so die Kirche zu ihrem genuin katholischen Verständnis der Messe zurück.
Ja, da nicht mehr sakramental kommuniziert werden konnte, revitalisierte sich auch die genuin katholische Praxis der Anbetung des ausgesetzten Allerheiligsten,die gern als eine Praxis des tiefsten Mittelalters perhorresziert wird, aber substantiell zur katholischen Frömmigkeit dazugehört.
Ja, daß der Gottesdienst nicht in erster Linie ein horizontales Geschehen ist, von Menschen für Menschen praktiziert, sondern daß die vertikale Richtung dominiert, das rufen diese zwei Verschiebungen in der liturgischen Praxis, der Primat des Meßopfers vor dem Malcharakter und die Rückbesinnung auf die Anbetungspraxis der erhobenen Hostie nach der Wandlung als der Möglichkeit der geistlichen Kommunion.
Plötzlich ist die Kirche im Zeitalter der Medien angekommen: hl. Messen wurden und werden zahlreich nun durch Medien vielen Menschen zugänglich gemacht. Die Not der Coronazeit evozierte dies, aber diese Praxis hat auch etwas genuin Katholisches: Der Protestantismus versteht sich gern als die Kirche des Wortes, die Reformierten verbannten gar alle Bilder aus ihren Kirchen, es sollte nur das Wort zählen. So wäre eigentlich der Rundfunk das Idealmedium zur Übertragung von evangelischen Gottesdiensten. Die theologische Bedeutung des Bildes betonen dagegen die Katholische wie die Orthodoxen Kirchen. Die Bildübertragung entspricht so dem Katholischen- in ihm predigt nicht nur der Pfarrer sondern die ganze Innenausstattung des Kirchenraumes bezeugt hier den christlichen Glauben. Eine katholische Barockkirche verkündet eben aus sich heraus durch ihre Schönheit die Wahrheit des Glaubens, denn das Schöne ist die Erscheinungsform der Wahrheit. Wenn nun an dieser Praxis der Übertragung der Messen durch die Medien auch nach den Coronazeiten festgehalten wird,daß das nicht nur eine Nebenform für Notzeiten ist, dann muß gerade auf die ästhetische Gestaltung der hl. Messe mehr Gewicht gelegt werden. Das Wahre muß auch schön erscheinen. 

 

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